Herr Kresser, haben Sie Zoff mit Ihren Händlern? Man hört, dass regionale Küchenstudios und Fachhändler Alno-Küchen aus ihrem Sortiment genommen haben...

Das stimmt nicht. Wir haben in der Region mit allen Frieden geschlossen und keinen Stress. Wir bieten den regionalen Händlern und Studios an, gemeinsam mit ihren Kunden unsere Ausstellung mit 60 Musterküchen anzuschauen. Deutschlandweit haben wir schon 100 Kooperationen und jeden Tag gibt es neue Verträge. Mit den Einkaufsverbänden ist das Geschäft eher überschaubar.

Warum?

Diese Verbände verfügen über ein großes Einkaufspotenzial und mehrere Hersteller bauen oder planen neue Werke. Die Kapazitäten werden sich erhöhen, was die Preise eher nach unten gehen lassen wird. Wir sind deshalb mit unserer Markenstrategie auf dem richtigen Weg.

Wie hat sich die Beschäftigtenzahl entwickelt? Sollen weitere Leute eingestellt werden?

Aktuell beschäftigen wir am Standort Pfullendorf etwa 320 Mitarbeiter. Wichtig ist mir, dass wir unsere Auszubildenden nach ihrer Lehrzeit übernehmen. In einigen Bereichen haben wir gezielt nach neuen Mitarbeitern gesucht, auch bei Wettbewerbern.

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Sie wollten zum Jahresende die Produktion stark steigern. Ist das gelungen?

Aktuell erreichen wir im Einschichtbetrieb eine Kapazität von 1000 Schränken pro Tag. Derzeit bauen wir die Produktion um, und konzentrieren uns auf Werk 1 und Werk 3. Früher war die Produktion auf vier Werke aufgeteilt und wir hatten lange Wege. Für die Bauteileproduktion, wo in der Vergangenheit für die Tochterunternehmen Pino und Impuls produziert wurde, suchen wir zusätzliches, externes Volumen. Deshalb sprechen wir mit externen Interessenten, wie Baumärkten und Möbelherstellern.

Sie wollen mittelfristig zwei Drittel des Umsatzes im Ausland generieren – und haben für China den Aufbau eines Vertriebsnetzes angekündigt. Wie sind Sie hier aufgestellt?

Es läuft. In China haben wir einen Fünf-Jahres-Vertrag mit einer Händlerkette geschlossen, die Alno-Küchen vermarkten wird.

Als sehr entscheidend haben Sie den Auftritt bei der MOW, der größten Küchenmesse bezeichnet – Wie ist der Auftritt gelaufen?

Das war ein toller Team-Auftritt und wir hatten eine super Resonanz, besonders bei ausländischen Kunden. Unseren Standort bei der MOW haben wir für fünf Jahre gemietet.

Wie wollen Sie gegen stärker werdende Konkurrenten ankommen – der Discounter Lidl vertreibt online beispielsweise seit Kurzem Küchen zu Spottpreisen?

Wir werden gar nicht in Konkurrenz treten. Genau mit dieser Strategie wurde in früheren Zeiten die Marke Alno verramscht. Dieser Billig-Vertriebsweg ist nicht unser Thema, denn das ist der beste Weg, um eine Marke kaputt zu machen.

Angekündigt war auch der Verkauf von Gebäuden, die nicht mehr benötigt werden. Die Firma Rückerl hat wohl das 2-Wahl-Gelände erworben – gibt es Interessenten/Verkäufe von weiteren Arealen und Gebäuden?

Beim 2-Wahl-Verkauf an die Firma Rückerl ist der Kaufvertrag mittlerweile notariell beglaubigt. Für Werk 2 haben wir Interessenten und auch für unser Gelände, das an die Firma Escad angrenzt.

Strategisch wollten Sie im kommenden Jahr wieder profitabel sein. Reichen die Grundlagen, die 2018 gelegt werden, dafür aus?

Beim Volumen sind wir noch nicht da, wo wir sein wollten. Im Vertrieb haben wir jetzt viele neue Leute an Bord. Entscheidend wird sein, dass wir unsere IT, die aus den 80er Jahren stammt, auf SAP umstellen und zukunftsfähig machen. Hier wollen wir im April/Mai 2019 Vollzug haben, wobei schon die ersten Fertigungsaufträge im Testbetrieb erfolgreich gelaufen sind.

Erreichen Sie 2019 die „schwarze Null“

Es dauert länger, als wir gedacht haben. Wir haben mit dem Investor gesprochen, die Finanzierung ist bis 2020 durch. Das heißt, wir brauchen das kommende Jahr noch, um unsere Profitabilität zu erreichen.

Wie hat sich Ihre Kapitalausstattung seit dem Neustart entwickelt – Liegen Sie bei den Kosten im Plan?

Bei den Kosten haben wir beispielsweise das Heizkraftwerk angeschaut, das der Firma Bosch gehört und die Alno AG einen Vertrag abgeschlossen hat, der bis 2030 läuft. Wir haben mit unserem Eigentümer gesprochen und werden das Heizkraftwerk kaufen, wodurch wir jährlich eine sechsstellige Summe sparen.

Im Frühjahr 2019 wollen Sie die ersten validen Kennzahlen öffentlich machen – einen Überblick, wie 2018 gelaufen ist, haben Sie sicher. Wie ist denn das Jahr aus Ihrer Sicht gelaufen?

Derzeit haben wir die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Haus, die die Zahlen erarbeiten. Das erste Jahr ist wie erwartet verlaufen – wir sind mit einem Marktanteil auf dem deutschen Markt von null Prozent im Januar gestartet. Es dauert, wie gesagt, etwas länger. Aber wir gehen unseren Weg.

Der Standort Pfullendorf ist gesichert?

Von meiner Seite aus ein klares Ja. Wo sollen wir denn sonst hingehen?

Spüren Sie in ihrem Geschäftsalltag noch die Nach- und Auswirkungen der Insolvenz der Alno AG und der fortdauernden juristischen Aufarbeitung?

Ein klares Ja, besonders in Deutschland. Als Neue Alno GmbH treffen wir auf Lieferanten und Kunden, die gegenüber der AG noch Forderungen haben.

Fragen: Siegfried Volk