Pfullendorf – Es ist für Bürger selbstverständlich: Sie öffnen den Wasserhahn und das frische Wasser fließt. Auch die Entsorgung des Abwassers geht scheinbar "wie von selbst" – zumindest für die Bürger. Welche Technik dahinter steckt, erfuhren die Teilnehmer bei der SÜDKURIER-Sommertour mit dem Schwäbischen Albverein am Donnerstag. Begleitet wurde die Gruppe von den Albvereinsführern Herbert Kälberer und Heinrich Arndt.

"Wenn wir hier schon einladen, wollen wir auch etwas bieten", sagte Arndt. So hatte der Albverein die Idee entwickelt, dass die Teilnehmer wandernd etwas über die Wasser-und Abwasserversorgung der Stadt erfahren sollten. Zunächst folgte die Gruppe Harald Volk, Abteilungsleiter Netzbetrieb Wasser von den Regionalnetzen Linzgau, von der Wallfahrtskirche Maria Schray zum Wasserturm. Auf dem historischen Bauwerk in unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskirche befand sich früher ein Wasserbehälter. Heute sei dort kein Wasser mehr, erläuterte Harald Volk. Hinter dem Wasserturm sei vor etwa 20 Jahren ein neuer großer Hochbehälter gebaut worden, der die Tiefzone von Pfullendorf mit Frischwasser vom Andelsbach versorgt. Zur Tiefzone gehören das Industriegebiet und Seeparkareal. Vom großen Behälter in Aftholderberg werde die Hochzone von Pfullendorf, zu der die Innenstadt und Neidling gehören, mit Wasser aus Brunnhausen versorgt.
Blick in die Wasserkammer
Die Teilnehmer durften einen Blick in die Wasserkammer werfen. Zwei Wasserkammern werden ab einem gewissen Pegelstand nachts mit Pumpen mit jeweils 500 Kubikmetern Wasser gefüllt und versorgen Pfullendorf abwechselnd mit Frischwasser. Rund 2000 Kubikmeter Wasser wird in Pfullendorf täglich verbraucht. Jährlich werden vom Wasser 900 Wasserproben gezogen und untersucht. "Sie können das Wasser unbedenklich trinken", versicherte Volk auf Nachfrage der Teilnehmerin Erika Moser. "Ist noch genügend Wasser da?" wollte ein Teilnehmer wissen. "Wir haben genügend Wasser", versicherte Volk. Der Grundwasserstand sei um sieben Zentimeter gesunken. Wolfgang Braunschweig, Techniker Tiefbau – Abwasserbeseitigung beim Stadtbauamt, versicherte: "Das Andelsbachtal ist ein großer Wasserspeicher. Auch Harald Volk unterstrich: "Wir sind mit Wasser gesegnet."
Vom Wasserturm ging die Tour zum Regenrückhaltebecken mit Regenklärbecken im Industriegebiet Mengener Straße. Ein Regenrückhaltebecken ist ein künstlich angelegtes Becken, das dazu dient, größere Mengen Niederschlagswasser zu speichern. "Jeder ist froh, wenn das Abwasser weg ist, doch es steckt einiges dahinter", erklärte Wolfgang Braunschweig das Abwasserkonzept. 80 Prozent der Kanalisation sei eine Mischkanalisation, in der Schmutz-und Niederschlagswasser zusammen entsorgt werden. Der restliche Teil eine Trennkanalisation. Heute stehe jedoch der Grundsatz für den Wasserkreislauf im Vordergrund, dass unbelastetes Niederschlagswasser nach Möglichkeit ortsnah versickern soll.
Humusschicht als Filter
Im Regenrückhaltebecken wurden Tiefenbohrungen in 14 Meter Tiefe bis zur Kiesschicht ausgeführt. Das Wasser aus dem Regenrückhaltebecken versickert im Tiefenbrunnen und wird durch eine 30 Zentimeter dicke Humusschicht gefiltert. Um die relativ hohen Anforderungen an die Abwassereinleitung zu gewährleisten, ist der Versickerung das Regenklärbecken vorgeschaltet. "Wenn der Bürger kein Wasser im Versickerungsbecken sieht, ist es ein Zeichen, dass es funktioniert", unterstrich Braunschweig. Das Schmutzwasser wird in der Kläranlage gereinigt und in den Kehlbach eingeleitet.

Mit Applaus dankten die Teilnehmer dem Tiefbautechniker für die Erläuterungen. Auf dem Weg zum Seepark wies Herbert Kälberer die Wanderfreudigen auf die einstigen Glazialterrassen hin, die an dieser Stelle vor langer Zeit einen großen See gebildet hatten. "Es war gut, ich komme wieder mal mit", sagte Rita Müller aus Weihwang beim Abschluss im Haus Baden-Württemberg.