Corona-Krise: Gewerbesteuer bricht in Pfullendorf dramatisch ein
Im Haushaltsjahr 2020 hatte die Stadt mit Gewerbesteuereinnahmen von rund 13,5 Millionen Euro kalkuliert. Die Corona-Pandemie sorgt für einen dramatischen Einbruch, wobei Kämmerer Michael Traub rund 4,5 Millionen Euro weniger Einnahmen erwartet.
Die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie und des Lockdowns haben dramatische Auswirkungen auf den Haushalt 2020 der Stadt Pfullendorf. Bei der Gewerbesteuer geht Kämmerer Michael Traub derzeit von einem Ausfall von rund 4,5 Millionen Euro aus, wie Hauptamtsleiter Simon Klaiber auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt. Kalkuliert hatte man mit Gewerbesteuereinnahmen von rund 13,5 Millionen Euro, auch um die geplanten Investitionen von 11,7 Millionen Euro in diesem Jahr schultern zu können. Hinzu kommen coronabedingte Ausfälle bei der Vergnügungssteuer von etwa 150 000 Euro.
Gebührenausfall in vielen Bereichen
„Der weitere Gebührenausfall bei den örtlichen Benutzungsgebühren wie etwa Kindergartengebühren, Musikschule oder Volkshochschule wird aktuell auf 150 000 Euro beziffert“, listet Klaiber weitere Einnahmeverluste auf. Zusätzlich verursacht Corona noch Mehrkosten, hauptsächlich für Schutzmaßnahmen, was zwischen 30 000 bis 40 000 Euro kostete.
Verantwortliche warten auf die Steuerschätzung
Jetzt warten alle Kommunen auf die Steuerschätzung des Landes, die bald vorliegen soll, und den Gemeinden Klarheit über ihre Landeszuschüsse oder dem Anteil an der Einkommens- und Umsatzsteuer bringen soll. Im Haushaltsentwurf 2020 war der Anteil von Pfullendorf an der Einkommenssteuer mit 6,9 Millionen Euro veranschlagt. Der Anteil an der Umsatzsteuer mit 1,9 Millionen Euro und 2,5 Millionen Euro erwartete man an Schlüsselzuweisungen, sowie 1,2 Millionen Euro als Investitionspauschale.
Wenn sich die Steuereinnahmen des Landes, so wie die Pfullendorfer Gewerbesteuer gleichfalls um etwa ein Drittel verringern, könnten sich die geplanten Überweisungen an Umsatzsteuer- und Einkommensanteile womöglich auch um ein Drittel verringern. Das wären bei etwa neun Millionen Euro, dann drei Millionen Euro weniger, was die Erlössituation des städtischen Haushaltes weiter verschlechtern würde.
Gemeinderatsfraktionen lehnen Aktionismus ab und warten auf konkrete Zahlen
Freie Wähler: Thomas Jacob
| Bild: Paul Wislak
Unabhängige Liste: Michael Zoller
| Bild: privat
CDU: Roland Brucker
| Bild: privat
Balanceakt für Gemeinderat
In der nächsten Sitzung des Gemeinderates am 28. Mai, in der Stadthalle, werden die Ratsfraktionen mit konkreten Zahlen konfrontiert und es gilt, einen neuen Haushalt zu beraten und zu beschließen. Bürgermeister Thomas Kugler hatte im SÜDKURIER-Gespräch vor einigen Wochen schon erklärt, dass angesichts der dramatischen Corona-Ereignisse der Haushaltsplanentwurf für 2020 Makulatur sei und ein neuer Haushalt aufgestellt und beschlossen werden müsse.
Neuer Haushalt für Stadt Pfullendorf muss verabschiedet werden
„Wann das sein wird, lässt sich derzeit nicht genau abschätzen, vermutlich aber erst kurz vor der Sommerpause beziehungsweise unmittelbar danach“, antwortet Hauptamtsleiter Klaiber auf die Frage des SÜDKURIER, wann der Haushalt 2020 verabschiedet werden wird. Klar ist, dass begonnene Maßnahmen zu Ende gebracht und früher veranschlagte Projekte abgearbeitet werden, vorbehaltlich der Finanzierbarkeit.
Folgen für den „Seepark“ erst am Jahresende sichtbar
„Für die technischen Betriebe und das Abwasserwerk erwarten wir keine negativen Auswirkungen“, ergänzt Simon Klaiber auf Nachfrage und bezüglich der kostenrechnenden Einrichtungen wie Kindergärten weist er auf die vermuteten Einnahmeausfälle hin: „Hier erhält die Stadt, so Stand heute, vom Land vermutlich nur einen teilweisen Ausgleich für die Ausfälle.“ Welche Auswirkungen die Krise auf den Eigenbetrieb „Seepark“ haben wird, wo im Prinzip alle geplanten Großveranstaltungen abgesagt werden mussten, könne man derzeit nicht konkret beziffern. Hier müsse man auf den Jahresabschluss 2020 warten.