Seine Tätigkeit geht weit darüber hinaus, die Stadtkirche aufzuschließen und dafür zu sorgen, dass bei der Messe die Kerzen brennen. Herbert Siebenrock arbeitet seit 2001 als hauptamtlicher Mesner in St. Jakobus und als Hausmeister ist er nicht nur für die Kirche zuständig, sondern auch für das Kolpinghaus, das Kaplaneihaus und das Pfarrbüro. Im Pfarrgarten kann man ihn ebenfalls werkeln sehen. In seinem Beruf ist sowohl handwerkliches als auch organisatorisches Geschick gefragt. Und die Bereitschaft, an sechs Tagen in der Woche auf der Matte zu stehen. „Montags habe ich frei“, erzählt der 56-Jährige, der lange bei den Ministranten war.

2000 zunächst nebenberufliche

Angestellt bei der Erzdiözese Freiburg ist die katholische Kirche sein Arbeitgeber. Pfarrer Martinho Dias Mértola ist sozusagen sein Chef, davor waren es Albert Eckstein und Claudius Stoffel. Siebenrock ist gelernter Industriemechaniker und hat bei Alno gearbeitet. Er wohnt in Otterswang. Als dort der Mesner altershalber aufhörte und ein Nachfolger gesucht wurde, übernahm Siebenrock 2000 nebenberuflich diese Aufgabe. Der damalige Stadtpfarrer Stoffel fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, Mesner in St. Jakobus zu werden, da Karl Schmucker in Pension ging. „Es war klar, dass es in Pfullendorf nicht so überschaubar zugehen würde wie auf dem Dorf“, erinnert sich Siebenrock. Weil es bei Alno schon kriselte und die erste Entlassungswelle anstand, habe er sich für den Dienst in der Kirche entschieden.

Fortbildung in der Mesnerschule

In der Mesnerschule in München-Freising nahm er an einer umfangreichen Fortbildung teil, bei der Fächer wie Sakramentenlehre und Liturgik, Betreuung von Turmuhren und Läuteanlagen oder Pflege der liturgischen Geräte und Paramente unterrichtet wurden. Seine Dienstkleidung ist übrigens keine Soutane, wie die SÜDKURIER-Mitarbeiterin zu wissen meinte, sondern ein Talar. Das schwarze, bodenlange Gewand mit Kreuzkette um den Hals trägt Siebenrock nur während der Gottesdienste, bei denen er jedes Mal dabei ist. „Die Soutane des Pfarrers hat Knöpfe, 33 Stück, die für die Lebensjahre von Jesus stehen“, erklärt er.

Eindrucksvoller Arbeitsplatz

Die Stadtkirche, hier der Chorraum von St. Jakobus mit der reich verzierten Decke, ist ein Arbeitsplatz, der beim Mesner immer wieder ...
Die Stadtkirche, hier der Chorraum von St. Jakobus mit der reich verzierten Decke, ist ein Arbeitsplatz, der beim Mesner immer wieder Gänsehautmomente hervorruft. | Bild: Johanson, Kirsten

Die Stadtkirche sei ein eindrucksvoller Arbeitsplatz und habe ihm schon viele Gänsehautmomente beschert. Die Gestaltung der Chordecke beeindrucke ihn immer wieder aufs Neue. „Die Darstellung der Vermählung mit dem Himmel ist etwas besonderes“, nennt er ein Beispiel. Einmal am Tag mache er eine Kniebeuge am Hochaltar, berichtet Siebenrock auf Nachfrage, ob er sich vor Arbeitsbeginn bekreuzige.

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Wenn er im Urlaub ist, springt Karl Grathwohl für ihn ein. Über seinen Vertreter ist der Mesner ebenso froh wie über die vier „Jakobusschwalben“, die jeden Freitag die Kirche reinigen. Laub fegen und Schnee räumen fällt wiederum in Siebenrocks Aufgabenbereich.

Viele Handgriffe im Hintergrund

Die Vor- und Nachbereitung von Gottesdiensten und kirchlichen Feiern
gehört zu seinen Hauptaufgaben. „Wenn alles auf den Punkt vorbereitet ist, kann ich durchschnaufen und bin froh, wenn alles funktioniert.“ Die vielen Handgriffe im Hintergrund bekommt die Gemeinde gar nicht mit. Siebenrock sorgt nicht nur für Heizung und Lüftung, sondern auch dafür, dass für die Liturgie und Gabenbereitung alles bereitgestellt ist, dass zum Beispiel genügend Hostien im Tabernakel sind. Er baut das Mikrofon für den Pfarrer auf und sorgt dafür, dass die Altarglocken für die Ministranten an Ort und Stelle stehen, ebenso Weihrauch, Tücher, Kelche, Schalen, Wein und Wasser.

Das Anzünden der Kerzen gehört auch zu den Aufgaben von Herbert Siebenrock.
Das Anzünden der Kerzen gehört auch zu den Aufgaben von Herbert Siebenrock. | Bild: Johanson, Kirsten

Er kümmert sich um den Kirchenbedarf, damit stets genug von allem vorrätig ist. Wobei man Chrisam, Katechumenen- und Krankenöl, die in einer Schatulle in der Sakristei aufbewahrt werden, nicht mal so eben nachbestellen kann. „Nach der Weihe an Gründonnerstag werden die heiligen Öle an die Kirchen der Diözese verteilt“, so Siebenrock. Während der Gottesdienste hat er ein Ohr auf die Tonanlage und justiert bei eventuellen Rückkopplungen nach. „Mit der neuen Anlage ist das aber viel besser geworden“, berichtet er.

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Unlängst hat er die Schutzwand am Außengemäuer angebracht, damit der Sandstein im Winter nicht zu viel Streusalz abbekommt. Jetzt ist er bei der Vorbereitungen für Weihnachten. Krippe und Tannenbäume müssen aufgebaut, die Kirche geschmückt werden. „Zum Glück habe ich ehrenamtliche Helfer. Gerade bei den Hochfesten Weihnachten, Ostern, Fronleichnam und Patrozinium sind wir schon Wochen vorher in Aktion, das könnte ich alleine nicht stemmen.“

Corona-Auswirkungen spürbar

Corona hat auch in der Kirche einiges verändert. Nicht nur, dass die Erstkommunion auf 2021 verschoben wurde. Hochzeiten können nicht in gewohnter Weise gefeiert werden, Beerdigungen sind nur im kleinen Kreis möglich. In den Becken ist kein Weihwasser und Gesangbücher liegen keine aus, denn die Gemeinde darf nicht singen. Die Gottesdienstbesucher tragen Mund-Nase-Masken und sitzen mit Abstand in den Bänken. Auch die Kontaktdaten zur Nachverfolgung werden aufgenommen. Als nahezu beklemmend habe er die Messen während des ersten Lockdowns empfunden, berichtet Siebenrock. Denn diese wurden ohne Öffentlichkeit nur mit Pfarrer, Orgelspielerin, Lektor, Kantor und Mesner gefeiert.