Gespannt warteten Beteiligte und Mitstreiter entlang des Gleises beim reaktivierten Bahnterminal im Gewerbegebiet Hesselbühl. Endlich war das Rattern des Zuges zu hören und die Freude groß: Seit 19 Jahren rollte erstmals wieder ein Güterzug in Pfullendorf! In den vier Waggons des Zuges wurden 200 Tonnen Schnittholz gebracht.
Viele Rädchen griffen ineinander
„Das ist ein großer Schritt für unsere kommunale Bahnstrecke, für den Wirtschaftsstandort Pfullendorf und das Gewerbegebiet Hesselbühl“, betonte Bernd Mathieu, Wirtschaftsförderer der Stadt Pfullendorf. „Ganz viele Rädchen mussten ineinandergreifen, damit dieser Tag heute zustande kam“, ergänzte er.
Güterverkehr wurde 2002 eingestellt
Der reguläre Güterverkehr war im Jahr 2002 eingestellt worden. Das ehemalige Stammgleis der Firma Alno wurde im Rahmen der Reaktivierung der Strecke Pfullendorf – Aulendorf von den Eigentümern der Regionalen Öffentlichen Bahn (RÖB) im Jahr 2019 gepachtet und die erforderlichen Maßnahmen für eine Wiederinbetriebnahme abgearbeitet, wie Bernd Mathieu berichtete.

Wie die Beteiligten berichteten, seien zunächst die Gleisanlagen gründlich vom Grün befreit worden, bevor man sie komplett durchgemessen habe. Aber nicht nur an der Strecke selbst, sondern auch auf bürokratischer Ebene seien Vorarbeiten nötig gewesen, wie das Anzeigen der Wiederinbetriebnahme der Gleise bei der Landeseisenbahnaufsicht, um nur ein Beispiel zu nennen.
Fracht kommt aus Österreich
Die Fracht des Zuges kam aus dem österreichischen Retz über Ulm nach Pfullendorf. Bis Ulm liefen die insgesamt vier Eisenbahnwagen im Einzelwagenverkehr von DB Cargo. Von dort wurden sie von der BKE Eisenbahn-Service übernommen und durch das Eisenbahnverkehrsunternehmen UTL aus Singen nach Pfullendorf befördert.
Durch den Zug CO2 einsparen
Groß war die Freude bei den Mitarbeitern der Firma Holzwerke Rückerl über die Ankunft des Zuges. Geschäftsführer Marc Rückerl erläuterte, dass sich das Unternehmen zum einen aus Gründen des Klimaschutzes – der Einsparung von CO2 – für den Transport auf der Schiene stark mache. Die angelieferten 200 Tonnen Schnittholz würden bei Anlieferung auf der Straße zehn Lastwagen-Ladungen entsprechen, erläuterte er. Zum anderen würden die Großsägewerke, die oftmals über eigene Gleisanschlüsse verfügen, die Verladung von Ware per Bahn bevorzugen.
Neuer Transport ist geplant
Nach der Ankunft des Holzes begannen die Mitarbeiter sofort mit dem Abladen der Ware. Rund eineinhalb bis zwei Stunden nahm das Entladen laut Marc Rückerl in Anspruch. Der Geschäftsführer verriet, dass vierzehn Tage nach der Premiere eventuell wieder ein Transport über die Bahn an das Unternehmen erfolgen werde. „Das ist so geplant, aber noch nicht ganz spruchreif“, sagte er.

Die Reaktivierung der Strecke bietet natürlich nicht nur Umschlagemöglichkeiten für Holz, sondern für Güter aller Art – sogar bis hin zu Containern oder sonstigen Wechselbehältern. Container können über die Seitenentladung mittels mobiler Kranfahrzeuge vom Zug auf die Straße und umgekehrt verladen werden.
Vier Ladestellen entlang der Strecke
Die Pfullendorfer Eisenbahn halte vielfältige weitere Verlademöglichkeiten an vier Orten entlang der Strecke bereit: in Altshausen, Ostrach, Burgweiler und inzwischen nun auch Pfullendorf, berichtete Alexander Bückle von der UTL. „Insbesondere in Althausen erfreuen wir uns großer Nachfrage – dort werden inzwischen monatlich zwei bis drei schwere Rundholzzüge umgeschlagen, von wo das Rohholz in Sägewerke in der Region und bis ins Allgäu weiter transportiert wird“, so Bückle.
Bernd Mathieu sagte, dass nun er als Wirtschaftsförderer gefragt sei, weitere Interessenten in der Raumschaft zu finden, die ihre Güter mit der Eisenbahn transportieren lassen wollen. „Wir hoffen natürlich, dass sich da bald etwas abzeichnet und sich solche Züge dadurch noch mehr rentieren, als sie es bis jetzt schon tun“, betonte Mathieu.