„Das ist ja wie in echt“, schmunzelt ein Papa, der mit seinem Sprössling zum Erlebnistag der Räuberbahn gekommen ist, als der Triebwagen mit leichter Verspätung am Bahnsteig Stadtgarten hält. 150 Jahre alt wird dieser Tage die Eisenbahnstrecke von Pfullendorf nach Altshausen, auf der man bis nach Stuttgart und München fahren konnte. Diese Zeiten sind längst vorbei. Geblieben ist aber die Faszination, die von der Eisenbahn ausgeht. Das konnte man auch beim Erlebnistag für Kinder auf der Räuberbahn feststellen. Und bei so manchem Großelternteil kamen alte Erinnerungen auf. „Ich weiß noch, wie hier in Pfullendorf die Dampfzüge rollten“, erinnert sich ein Opa, der mit seiner Enkelin gekommen war.
Verständlich für die Kinder erklärt
Am Haltepunkt am Stadtgarten ging es dann auch los. Nicht mit einer Dampflokomotive, sondern mit einem modernen Triebwagen, aber immerhin auf der alten Strecke über Burgweiler, Ostrach und Königseggwald nach Altshausen. Matthias Boden, einer der Vorsitzenden des Bürgerbahnvereins, fungierte als Moderator und verstand es ausgezeichnet, den Kindern zu erklären, was man bei einer Zugfahrt so alles beachten sollte und vor allem, wie so manches Teil funktioniert. Klare Sache: Erst einmal einen Blick unter den Triebwagen werfen und erklären, wie mehrere Zugteile aneinanderkoppelt werden. Jede Frage wurde beantwortet und das so, dass alles auch verstanden wurde. Schon gewusst, dass so ein Triebwagen zwei Motoren hat und auch zwei Führerstände, von denen aus das Fahrzeug gesteuert wird?

So viele Hebel und Knöpfe!
Jetzt rein in den Zug und gleich Richtung Führerstand. Wo ist denn das Lenkrad? Und wie gibt man Gas? Und überhaupt, wozu sind die vielen Knöpfe und Hebel? Fragen über Fragen, die kindgerecht und sehr informativ beantwortet wurden. Im Verlauf der zweistündigen Fahrt gab es praktische Beispiele in Hülle und Fülle und auch den Blick in eine technische Anlage, die man sonst nur von außen kennt: das Stellwerk in Altshausen. Das wird noch nicht vom Computer gesteuert, sondern stammt in seinen Ursprüngen aus der Kaiserzeit. Weichen und Signale werden noch per Drahtseilzug verstellt und ein echter Mensch überwacht, ob die eingleisige Strecke frei ist für den nächsten Zug. Da gilt es dann, riesige Hebel zu bewegen, mit denen die gut geschmierten Metallstränge bewegt werden. Natürlich gibt es heute ein Telefon. Das fand auch Emilian aus Mengen super. Für den Zehnjährigen war das Stellwerk „echt cool“. Auch das manuelle Stellen einer Weiche beim Bahnhof in Ostrach wird er nicht so schnell vergessen. Schon erstaunlich, dass ein Kind mittels eines großen Hebels eine Weiche verstellen kann. Kein Wunder: „Solche Anlagen müssen ständig gewartet werden. Sie müssen jederzeit funktionieren“, erklärte Matthias Boden.
Sogar eine Notbremsung
Emilians Bruder Joris würde die Erlebnisfahrt jederzeit noch mal machen. Was dürfte da auf keinen Fall fehlen? „Die Notbremsung“, sagt der Siebenjährige und sein Bruder stimmt da sofort zu. Diese hatte man bei Oberweiler ins Programm eingebaut. Natürlich mit Vorwarnung und deutlich softer als im Ernstfall, aber auf jeden Fall mit Lerneffekt. Den gab es auch beim Ausstieg in Pfullendorf. Da konnte man üben, wie man aus dem Zug aussteigt, ohne andere Reisende zu behindern und dass man keine Angst haben muss, wenn die Tür sich plötzlich schließt.
