Überrascht, ja beinahe irritiert, waren Gemeinderäte und Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, dass außer den Pressevertretern keine Besucher in der Stadthalle waren. Erwartet hatten die Kommunalpolitiker Eltern, denn das Gremium entschied über die Gebührenstruktur in den fünf städtischen Kindergärten. Vorsorglich hatte der umtriebige Hausmeister Tibor Eckrich für ausreichende Bestuhlung und ein Mikro gesorgt – allein, der Saal blieb leer.
330 Plätze in der städtischen Kindergärten
Ausführlich erläuterte Ordnungsamtsleiter Manuel Oberdorfer die Beweggründe, warum der Abrechnungsmodus vom badischen zum württembergischen Modell verändert werden soll und die daraus abgeleitete Gebührenstruktur für die rund 330 Kiga-Plätze, die von den städtischen Einrichtungen angeboten werden. Rund 3,5 Millionen Euro kosten die Kigas, wobei die Gebühren etwa 16 Prozent der Finanzierung sichern, mit „fallender Tendenz“, wie Ordnungsamtsleiter Manuel Oberdorfer in seinem Sachvertrag ergänzte. Zusätzlich biete die Stadt kostenlose Angebote wie Sprachförderung, was weitere 100 000 Euro koste. Die Umstellung auf das württembergische Modell entlastet Familien mit vielen Kindern unter 18 Jahren, egal wie viele von ihnen den Kindergarten besuchen.
Eine Stunde Betreuung kostet ein Euro
Die Betreuung in der Regelgruppe mit 30 Wochenstunden verteuert sich um sieben auf 119 Euro pro Monat, im Prinzip also ein Euro je Stunde. Erheblich teurer wird ein Ganztageskrippenplatz, wo sich der Monatsbeitrag von 377 auf 499 Euro erhöht. „Das ist ein erhebliche Anstieg“, konstatierte Oberdorfer und ergänzte, dass diese Betreuungsform bislang zu günstig war. Mit der Umstellung auf das württembergische Modell, das in Baden-Württemberg von fast allen Gemeinden angewendet wird, kann Pfullendorf bei der künftigen Gebührengestaltung sich auf die entsprechenden Empfehlungen der kommunalen Spitzenverbände stützen und als Entscheidungsgrundlage nutzen. Die nächste Anpassung wird dann zu Beginn des neuen Kindergartenjahres im September 2021 erfolgen. „Die Mehrheit der Eltern profitiert von der Umstellung“, erklärte Manuel Oberdorfer, dass die privaten und kirchlichen Kindergartenbetreiber die Umstellung übernehmen. Auch die Elternbeiräte befürworteten das württembergische Modell, wobei einige die Gebührensätze ablehnten.
Fraktionen stimmen Änderung des Abrechnungsmodells zu
Als „spürbare Entlastung für Mehrkindfamilien“ bezeichnete FW-Fraktionschef Thomas Jacob den neuen Abrechnungsmodus, wobei er mit Blick auf die leeren Besucherplätze ein „Forum betroffener Eltern“ vermisste. Namens der UL stimmte Michael Zoller der Umstellung zu, die für viele eine Entlastung und bei wenigen Einzelfällen eine massive Erhöhung der Gebühren bedeute. Die CDU/SPD-Fraktion verzichtete auf ein Votum. Letztlich reckten sich bei der Abstimmung die Hände aller Gemeinderatsmitglieder in die Höhe und ab 1. Januar 2021 gelten die neuen Elternbeiträge.