Was Experten seit Monaten vermutet haben, ist Gewissheit: Die Firma Tegos, die in Ostrach höchst erfolgreich im Caravan-Sektor agiert, wird nach Pfullendorf auf das Alno-Areal verlagert. Die Firma Tegos wurde im Sommer 2021 von der Vierhaus-Gruppe gekauft, die im nordrheinwestfälischen Rees beheimatet ist. Und vor wenigen Wochen erwarb Firmenchef Arndt Vierhaus auch das gesamte Gelände des Küchenmöbelherstellers, für einen niedrigen zweistelliger Millionenbetrag, wie Branchenkenner vermuten. Im SÜDKURIER-Gespräch erklärt Firmenchef Vierhaus die Pläne für den „Alno-Park“, wie das 250 000 Quadratmeter große Areal künftig heißen wird.

Firma Tegos zieht komplett von Ostrach nach Pfullendorf

In Ostrach wird derzeit in drei Hallen produziert, die nicht miteinander verbunden sind und in die man investieren müsste. Allerdings gehören die Gebäude der früheren Tegos-Eigentümerfamilie Müller, sodass Vierhaus nicht am bisherigen Standort investiert, sondern die komplette Produktion mit aktuell 250 Beschäftigten nach Pfullendorf verlagert.

Unternehmen benötigt Platz für Wachstumspläne

Im Prinzip wird der Status Quo wieder hergestellt, wenn die Firma Tegos aus Ostrach im nächsten Jahr in das ehemalige Alno-Werk 2 umzieht. In diesem Werk beschäftigte die Neue Alno GmbH bis zur Insolvenz zuletzt rund 250 Beschäftigte. So viele Arbeitnehmer sollen nach den Plänen von Tegos-Eigentümer Arndt Vierhaus im Sommer 2022 statt in drei Hallen in Ostrach in Pfullendorf arbeiten. Man wolle wachsen und benötige für die Produktion mehr Platz, über den man nun mit den ehemaligen Alno-Produktionshallen verfüge. Zunächst wird man 5000 Quadratmeter für den Kabel-, Türen- und Klappenbereich nutzen, später soll die Produktionsfläche auf 7500 Quadratmeter erweitert werden.

Servicebereich für Endkunden soll erweitert werden

Zudem soll in Pfullendorf der Servicebereich für Endkunden in einem ersten Schritt auf 1000 Quadratmeter, nachfolgend auf 2500 Quadratmeter erweitert werden, um dort Kunden einen Nachrüstungsservice für ihre Wohnmobile anbieten zu können. Das Sortiment wird sich nach Angaben von Vierhaus nicht nur auf die Produktpalette von Tegos beschränken, sondern auch Tisch-, TV- und Bettmechaniken der Firma Ilse Technik GmbH & Co. KG enthalten. Dieses Unternehmen hat seinen Sitz im niedersächsischen Uslar und wurde schon vor 30 Jahren von Vierhaus übernommen, und das war der Startschuss für das Engagement in der Caravan-Industrie. Aus Uslar kommen vor allem Klapptische, Tischgestelle und Fernseh- und Flatscreenhalter für Wohnwagen und Wohnmobile.

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Vierhaus führt Gespräche mit der Erwin-Hymer-Gruppe

Die Caravan-Branche wächst bekanntlich seit Jahren und an diesem Boom will Vierhaus teilhaben. „In Pfullendorf soll ein Industriepark rund um den Caravan entstehen“, benennt der Unternehmer als mittelfristiges Ziel. Dazu sollen auch vorhandene Anlagen wie die frühere Alno-Lackstraße genutzt werden. Vorstellbar ist auch, dass in den Hallen für die Caravanherstellung produziert wird. Dazu befinde man sich in Gesprächen mit der Erwin-Hymer-Gruppe aus Bad Waldsee, Europas größtem Wohnmobilproduzenten.

Von Anfang an keine Küchenmöbelproduktion mehr geplant

Die Übernahme des Alno-Areals war nach Angaben von Arndt Vierhaus nicht geplant, und sei für sein Familienunternehmen eine große Herausforderung. „Es hat gut gepasst“, berichtet er von der eher zufälligen Begegnung mit Michael Spadinger, einem der zwei ehemaligen Geschäftsführer der Neuen Alno GmbH in einem Ostracher Hotel, den er seit mehr als 30 Jahren kenne. Da hörte der Firmenchef, dass das riesige Gelände zum Verkauf steht. Klar war von Anfang an, dass dann in Pfullendorf keine Küchenmöbelproduktion mehr stattfindet, sondern sich alles in „Richtung Caravan“ bewegt.

Vierhaus will die Immobilie weiter entwickeln

Dazu gehört, dass die Gebäudedächer mit Solarmodulen ausgestattet werden. Die frühere Alno-Kantine soll reaktiviert werden, auch um Beschäftigten einen zusätzlichen Anreiz bieten zu können. Solche Extra-Angebote seien notwendig, um genügend Personal zu finden, weiß der Unternehmer um die Schwierigkeiten bei der Mitarbeitersuche im der Bodenseeregion, wo im Prinzip Vollbeschäftigung herrsche und die Industrie hochbezahlte Jobs biete. Zudem seien die Kabel- und Montagearbeiten bei Tegos häufig im Niedriglohnsektor angesiedelt, was sich in der Mitarbeiteraquise bemerkbar mache. „Wir wollen den Standort entwickeln und wollen auch weitere Arbeitsplätze schaffen“, antwortet der Unternehmer auf eine SÜDKURIER-Frage.

„Wir hoffen sehr, dass der Umzug während der Betriebsferien im August 2022 stattfinden kann, jedoch ist aufgrund der aktuellen Corona-Situation nicht absehbar, ob unser Vorhaben zeitlich realisierbar ist“, sagt Arndt Vierhaus abschließend.

Pläne für Marke „Alno“

Im SÜDKURIER-Gespräch bestätigt Arndt Vierhaus, dass er die Markenrechte an „Alno“ an die Firma KHG Höffner verkauft hat, wobei es viele Interessenten gegeben habe, unter anderem von namhaften Küchenmöbelproduzenten. Klar sei, dass in Deutschland weiter Alno-Küchen hergestellt würden, nur von einer anderem Firma. Der heute 73-jährige Kurt Krieger hatte 1967 an der Pankstraße das Möbelhaus Höffner neu gegründet; die Rechte an dem Namen hatte er für 25 000 Mark erworben. Nach der Wiedervereinigung begann er 1990, das Unternehmen nach Ostdeutschland auszudehnen. Seit 2002 ist Krieger auch Mehrheitsaktionär der hessischen Kette Möbel Walther. Anfang 2004 stieg er in das Familienunternehmen Möbel Kraft ein und Ende 2018 übernahm er die Finke-Gruppe mit Sitz in Paderborn.