Stefanie Lorenz

Ein Stück des Weges zum Schulabschluss mussten sie ohne die Gemeinschaft im Klassenzimmer gehen und mit Lehrern, die nur über digitale Plattformen, am Telefon und durch Bereitstellung von Lerntools für sie da sein konnten. Trotzdem fühlen sich viele von ihnen gut unterstützt in den vergangenen Wochen des Homeschooling. Der SÜDKURIER hat mit einigen der 49 Abiturienten des Staufer-Gymnasiums gesprochen, als sie gestern endlich wieder in die Klassenzimmer der Schule zurückkehren konnten.

115 Schüler werden wieder am Gymnasium unterrichtet

Insgesamt rund 115 Schüler sind nach Angaben von Rektorin Anette Ebinger wieder in den Präsenzunterricht eingestiegen. Neben den Schülern der Abiturklasse sind es auch die jungen Erwachsenen der Kursstufe, die künftig nicht mehr zuhause lernen müssen. „Darüber hinaus haben wir 20 Schüler verschiedener Jahrgangsstufen bis einschließlich Klasse 9, die auf unsere Einladung hin wieder direkt in der Schule arbeiten können“, erläutert die Schulleiterin. Dabei handle es sich etwa um Kinder, die zuhause nicht ausreichend über die technischen Voraussetzungen, wie Computer oder Internetanschlüsse, verfügen, um an digitalen Plattformen teilnehmen zu können.

Hier geht es lang! Wege zum Ein- und Ausgang im Schulhaus sind mit Pfeilen markiert und ausgeschildert.
Hier geht es lang! Wege zum Ein- und Ausgang im Schulhaus sind mit Pfeilen markiert und ausgeschildert. | Bild: Stefanie Lorenz

„Die vergangenen Wochen waren bei uns durch Lehrer und Schule gut geregelt“, zieht Abiturientin Sarah Grimm ein positives Fazit des Homeschooling. Teilweise seien Videokonferenzen abgehalten worden. „Trotzdem war es komisch, dass wir uns nicht persönlich sehen konnten“, räumt sie ein. Sich selbst eine sinnvolle Tagesstruktur zu geben mit ausreichend Raum zum Lernen, hat sie nicht als problematisch empfunden. „Wir sind 17 oder 18 Jahre alt, wir können das“, sagt sie.

„Die vergangenen Wochen waren bei uns durch Lehrer und Schule gut geregelt“, sagt Sarah Grimm.
„Die vergangenen Wochen waren bei uns durch Lehrer und Schule gut geregelt“, sagt Sarah Grimm. | Bild: Lorenz, Stefanie

Technische Probleme mit dem Video-Chat

Jennifer Lutz gehört zu denjenigen Schülern, die mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. „Bei uns zuhause hat das leider nicht immer funktioniert mit dem Video-Chat“, berichtet sie. Sie und ihre Geschwister hätten zwar die Möglichkeit gehabt, PCs zu nutzen, doch das nicht immer stabile Internet habe dies manches Mal nicht zugelassen. Die 17-Jährige löste das Problem, indem sie sich zum Beispiel über WhatsApp bei Klassenkameraden über die verpassten Inhalte informierte, erzählt sie.

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Geteilte Meinung herrscht bei den befragten jungen Erwachsenen darüber, ob es wirklich richtig ist, am 20. Mai in die inzwischen gemeinhin als „Corona-Abitur“ bezeichneten Prüfungen zu starten. Fortunato Russo ist einer derjenigen, die es besser gefunden hätten, stattdessen das auch bundesweit von Schülern in einer Petition geforderte „Durchschnittsabitur„ anzuwenden. Dabei würde der Durchschnitt der einzubringenden Semesterergebnisse der vergangenen vier Halbjahre als Abiturnote festgelegt; es gäbe aber keine Prüfungen. In Deutschland hatten sich die Kultusminister der Bundesländer Ende März darauf geeinigt, dass die Abiturprüfungen stattfinden werden, es also kein Durchschnittsabitur geben werde. „Ich finde es nicht in Ordnung, dass ein so hohes Risiko eingegangen wird, auch wenn es die Sicherheitsabstände gibt“, äußert sich Fortunato Russo. Auch Justin Widmann hätte das Durchschnittsabitur besser gefunden, wie er dem SÜDKURIER sagt.

„Online-Chat ist nicht das gleiche wie persönlicher Kontakt. Das gemeinsame Lernen hat gefehlt“, findet Fortunato Rosso.
„Online-Chat ist nicht das gleiche wie persönlicher Kontakt. Das gemeinsame Lernen hat gefehlt“, findet Fortunato Rosso. | Bild: Lorenz, Stefanie

Sport im Unterricht und den Vereinen fehlte

Dieser Meinung kann sich Nina Hornstein nicht anschließen. „Ich finde, wir sollten die Prüfungen schreiben“, so ihre deutliche Aussage. Sie fühlt sich trotz der schwierigen Situation der vergangenen Wochen gut vorbereitet. Das findet auch Jennifer Lutz, die allerdings einräumt, dass sich die Schüler wegen der Corona-Pandemie nicht optimal auf Sport-Praxis-Prüfungen vorbereiten konnten. „Es fehlte der Sport im Unterricht und auch in den Vereinen“, sagt sie.

Abifeier vielleicht doch noch im Herbst?

Ein kleines Quentchen Hoffnung hegen alle noch bezüglich des Abiballs. Vielleicht könne ja doch wenigstens zu einem späteren Zeitpunkt gefeiert werden? So manches schicke Kleid sei dafür schon gekauft worden, verraten einige junge Frauen. Alle zeigten sich erfreut darüber, dass sie wieder gemeinsam auf das Abitur zusteuern können. „Ein Online-Chat ist nicht das Gleiche wie persönlicher Kontakt. Das gemeinsame Lernen hat gefehlt“, bringt es Fortunato Russo auf den Punkt. Das sieht auch Lehrer Uwe Linster so. „Ich freue mich, alle wieder einmal zu sehen“, sagt er vor seiner ersten Stunde gestern mit den Abiturienten. Der Kontakt zwischen ihm und den Schülern über Plattformen und per Mail habe aus seiner Sicht gut gehalten werden können. Jetzt will er hören, wie es den Schülern ergangen ist und welche Unterstützung sie brauchen, um für die Abiturprüfungen gerüstet zu sein. „Inhaltlich sind sie gut vorbereitet auf das Abitur“, ist der Pädagoge zuversichtlich.

„Bei uns zuhause hat das leider nicht immer funktioniert mit dem Video-Chat“, sagt Jennifer Lutz.
„Bei uns zuhause hat das leider nicht immer funktioniert mit dem Video-Chat“, sagt Jennifer Lutz. | Bild: Lorenz, Stefanie

Abstand halten auch vor der Schule

Der gestrige Start hat aus Sicht von Schulleiterin Anette Ebinger gut geklappt. Bis auf eine Schülerin, die vom Präsenzunterricht befreit ist, seien alle Abschlussschüler gekommen. „Wir haben zu Beginn die neuen Maßnahmen erklärt“, sagt Ebinger. Jetzt wissen die Gymnasiasten auch in der Praxis, wie lang 1,50 Meter ist – so viel Abstand müssen sie voneinander halten. „Wichtig ist es uns, zu vermitteln dass der Abstand auch vor der Schule und in den Pausen eingehalten werden muss. Als Gruppe in die Schule gehen, ist tabu“.