Am Montag wird wieder Leben einziehen in die Pfullendorfer Schulen: Die Schüler der Abschlussklassen beginnen mit dem Unterricht. Auf Hochtouren liefen deshalb die Vorbereitungen in der dieser Woche, damit die umfangreichen Sicherheits- und Hygienevorschriften umgesetzt werden können.
1,50 Meter Abstand zwischen den Plätzen im Klassenzimmer
Noch ist es ruhig im großen Schulhaus am Jakobsweg. Doch in wenigen Tagen werden sich im Staufer-Gymnasium die Schüler der Abschlussklassen sowie ihre Lehrer tummeln, darunter 49 Abiturienten. Abstand halten wird dann das Gebot der Stunde sein. Deshalb haben Schulleiterin Anette Ebinger und ihr Stellvertreter Achim Prinz ein wachsames Auge auf die Vorbereitungen. „Mit dem Maßstab haben wir den Abstand von 1,50 Meter zwischen den Plätzen genau abgemessen“, schildert Prinz in einem der Klassenzimmer, in dem jetzt nur noch 15 Schüler unterrichtet werden. „Zwei größere Gruppen sind in der Mensa untergebracht“, erläutert Anette Ebinger.
Das Gymnasium habe bewusst auf Desinfektionsmittel am Eingang verzichtet, da diese Maßnahme womöglich zu schnell und zu wenig genau ausgeführt werden würde. Vielmehr setzt die Schulleitung auf gründliches Händewaschen am Waschbecken direkt im Klassenzimmer, zu dem jeder Schüler verpflichtet ist.
Immer den Pfeilen folgen
Den Weg vom Eingang zum Unterrichtsraum hat die Schule eingleisig gestaltet, so dass es zu möglichst wenig „Begegnungsverkehr“ kommt. Große, gelbe Pfeile zeigen Schülern und Lehrern die Richtung an; Schulhaus und auch Lehrerzimmer verfügen jeweils über einen separaten Ein- und Ausgang. Außerdem starten die Schüler zeitversetzt in den Unterricht, um möglichst wenig Andrang zu erzeugen.

Bislang geht die Schulleiterin davon aus, dass am Montag alle Schüler der Abschlussklassen auch tatsächlich kommen werden. „Es hat niemand abgesagt. Wir freuen uns über jeden, der kommt“, betont sie. Auch das Lehrerteam ist fast vollständig: Von den insgesamt 46 Lehrern des Gymnasiums würde nur drei aus gesundheitlichen Gründen keinen Präsenzunterricht halten.
Stadthalle bietet genug Platz für Abiturprüfungen
Beginn des Abiturs soll am 20. Mai sein. Das Prüfungsverfahren sei vereinfacht worden, unter anderem fänden sowohl die Erst-, als auch die Zweitkorrektur direkt im Haus statt. „Die Stadthalle bietet ausreichend Platz, um die Abstandsvorschriften einzuhalten“, sagt Ebinger. Wie die Zeugnisse übergeben werden, sei noch nicht klar. Auf den Abiball müssen die Schüler wegen der Coronakrise verzichten.
69 Schüler starten in der Sechslindenschule
Auch an der Sechslindenschule wird es keine Abschlussfeier für die Absolventen der Haupt- und Werkrealschule geben. Hier starten ebenfalls am 20. Mai die Prüfungen für den Realschulabschluss; ab 10. Juni müssen die Hauptschüler zeigen, was sie gelernt haben. Um darauf vorbereitet zu werden, werden am Montag 69 Schüler direkt in der Schule unterrichtet. „Wir haben die ursprünglich vier Klassen in fünf Klassen eingeteilt, um die nötigen Abstände zwischen den Schülern einhalten zu können“, schildert Rektorin Ursula Matt-Pfeifer. Mathe, Deutsch und Englisch werden unterrichtet, außerdem gibt es beaufsichtigte Übungsstunden.
Lehrer nähen selbst Mundschutz
„Bei und müssen alle Schüler, Lehrer und sonstigen Mitarbeiter in der Schule und auf dem Schulhof einen Mund-Nasen-Schutz tragen“, betont Matt-Pfeifer. Dieser werde von der Schule zur Verfügung gestellt. „Das gehört für uns dazu. Ich schütze durch meine Maske mein Gegenüber, das hat etwas mit Redapekt zu tun“, sagt die Schulleiterin. Masken hat die Schule vom Frauenwerkkreis Pfullendorf bekommen, außerdem saßen die Lehrer selbst an der Nähmaschine. „Die Initiative dazu kam vom Kollegium selbst“, freut sich Matt-Pfeifer. Die Masken werden in Wäschenetzen gesammelt, in der Schule gewaschen und getrocknet.
Weitere Schutzmaßnahmen sind unter anderem Desinfektionsmittel in den Klassenzimmern, unterschiedlicher Unterrichtsbeginn, ein Konzept für die Toilettennutzung im Schulhaus sowie eine Verteilung der Schüler in den Pausen auf die Bereiche Hof, Atrium und Wiese. Neben den Abschlussklassen gibt es in den Schulen auch Notbetreuung für Schüler. Diese neue Regelung wird am Gymnasium und an der Sechslindenschule noch wenig genutzt.
Lehrer versuchen Ängste aufzufangen
„In allen Klassenstufen gibt es derzeit Ängste wegen der aktuellen Situation“, schildert Ursula Matt-Pfeifer. Die Lehrer versuchen, diese durch Gespräche am Telefon oder auf der Internet-Plattform der Schule abzufangen. Mit fantasievollen Aktionen soll trotz aller Schwierigkeiten etwas Lockerheit in den Schulalltag gebracht werden. „Ein Lehrer hat einen Film in der leeren Schule gedreht und die Schüler damit quasi in ihr Klassenzimmer geholt“, sagt Matt-Pfeifer. Genau wie Anette Ebinger ist ihr vor der Wiedereröffnung nicht bange: „Ich bin zuversichtlich, dass sich die Schüler an die Regeln halten“.