Alia Knack aus Sauldorf-Boll brauchte schon immer Action – als Kind auf dem Rücken eines Ponys und später eines Pferdes. Man könnte annehmen, das Springreiten liege in ihren Genen, doch in ihrer Familie gibt es diesbezüglich keine Vorbilder, da niemand reitet.

Und trotzdem ist sie zum Springreiten geboren und besitzt alle Talente, die dafür notwendig sind. Als großes Vorbild nennt sie den Schweizer Bryan Balsiger, weil er in jungen Jahren alles erreicht habe, was in diesem Alter möglich ist. „Er ist bodenständig und reitet unglaublich gut“, findet Knack.

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Bereits im zarten Alter von eineinhalb Jahren zog es Alia täglich in den Pferdestall des Forster-Hofs in Steißlingen-Wiechs, eines nahe gelegenen Reiterhofs, um die Ponys zu besuchen. Da die Faszination für den Reitsport und die Tiere die Kleine voll und ganz einnahm, erlaubte Mutter Simone, dass Alia mit drei Jahren Reitunterricht erhielt.

„Springen war immer mein Ding. Auf Dressur hatte ich nie Lust“, bekennt die heute 20-Jährige. Zum Schrecken des Reiterhofbesitzers schob die damals Dreijährige auf seinem Platz Stühle und Tische zusammen, um mit ihrem Pony darüber zu springen.

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„Ja, sie wollte schon immer mit dem Kopf durch die Wand“, lacht Mutter Simone. Mit zweieinhalb Jahren lernte sie das Fahrradfahren und mit vier Jahren Schwimmen. Es habe immer den inneren Drang gegeben, etwas zu können – zumindest das, was ihr Spaß macht. Dabei zeigt sie großen Ehrgeiz.

Das Team dahinter

Mit 18 Jahren absolvierte Alia sogar den LKW-Führerschein, um den großen Pferde-LKW selbst fahren zu können. „Ich bin aber froh, wenn mein Freund das übernimmt“, gesteht sie, denn mit dem riesigen Gefährt die kleinen Landstraßen zu befahren, sei doch noch eine unangenehme Herausforderung. Da gehe es manchmal um wenige Zentimeter links und rechts des Transporters.

Die Schule musste nebenher funktionieren, damit immer genug Zeit für die Pferde blieb. Für 13 ist sie mittlerweile verantwortlich, wozu auch junge Pferde in der Ausbildung gehören. Deshalb bleibt für andere Freizeitaktivitäten nicht viel Energie. „Zum Glück mache ich mir nicht so viel aus Partys“, erzählt Alia. Wenn sie nach täglich acht bis zehn Stunden Stallarbeit, nicht selten sind es auch zwölf Stunden, über den Hof nach Hause geht, spürt sie nicht mehr viel Unternehmungslust.

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Seit 2014 ist Karl Schmid vom Reitsportzentrum Boll ein großer Förderer von Alia. Er unterrichtete sie, stellt die Pferde zur Verfügung und auch den großen Pferdetransporter, mit dem die junge Springreiterin zusammen mit ihrem Team zu den Turnieren fährt. Meist sind drei bis vier Pferde dabei und Personen, die sich um die Tiere kümmern.

Mutter Simone gehört ebenfalls zum festen Team. Doch zuschauen kann sie nicht, wenn ihre Tochter an den Start geht. „Ich bin viel zu aufgeregt und will nicht, dass sich das auf Alia überträgt“, erklärt sie. Alia Knack hingegen bleibt relativ ruhig. „Beim Finale der Meisterschaft bin ich am Morgen schon aufgeregt, aber eigentlich habe ich kein Lampenfieber“, erzählt die quirlige Springreiterin. Und ein bisschen Aufregung sei ja gut, um Leistung zu bringen. Zu viel wirke sich allerdings auf das Pferd aus.

Erfolge und Ziele

Alia Knacks Erfolgsbilanz ist beachtlich. Im Jahr 2016 erreichte die gerade mal 13-Jährige den vierten Platz von über 100 Teilnehmenden bei der Europameisterschaft in der Kategorie „Children“ und mit 14 Jahren erhielt sie das Goldene Reitabzeichen. Voraussetzung dafür sind zehn Siege in der schweren Klasse S. „Ich verfüge über mehrere gute Pferde auf dem Hof, und mit vier von ihnen bin ich total eingespielt“, erzählt Alia. Ihr Favorit ist „Claus Peter“, der jedoch gerade verletzt ist.

Deshalb trat sie bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im August in München-Riem mit dem Wallach „Clifton D‘Arguilla Z“ an und wurde mit ihm Deutsche Meisterin bei den Jungen Springreitern. „Er wollte mit mir gewinnen“, lobt sie das Verhalten des Wallachs. In einer solchen Situation würden die Pferde spüren: Jetzt geht es um was. In der Sommersaison ist sie nahezu jedes Wochenende auf einem Turnier, im Winter immerhin noch alle zwei bis drei Wochen.

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Mittlerweile sind es zwei Pfleger, die sich mit ihr um die Tiere kümmern. Fest eingebunden in den Trainings- und Turnierplan ist auch Simone Knack. „In den Schulferien bin ich Vollzeit damit beschäftigt“, erzählt die Lehrerin, die ihrer Tochter den gesamten Schriftverkehr abnimmt und alles rund um die Turniere organisiert, damit Alia sich auf die Tiere und das Springen konzentrieren kann.

Der große Traum der jungen Springreiterin ist es, zum Internationalen Reitturnier im November in der Schleyerhalle in Stuttgart zugelassen zu werden. Dazu braucht es noch ein paar Erfolge, doch Mutter und Tochter sind zuversichtlich. Auf die Frage, was es ihrer Ansicht nach brauche, um im Springreiten erfolgreich zu sein, nennt sie Fleiß, Mut und Talent. Da sie all diese Eigenschaften besitzt, wird man in Zukunft sicher noch einiges von ihr hören.