Einen deutlichen Riss hat inzwischen das Bild eines äußerst fairen Wahlkampfs um das Bürgermeisteramt in der rund 2600 Einwohner zählenden Gemeinde Sauldorf. Bis zum ersten Wahlgang am 4. Dezember versuchten alle drei ernst zu nehmenden Kandidaten mit Themen und mit Bürgernähe zu punkten, Angriffe gegen Konkurrenten gab es keine. Und viele Wählerinnen und Wähler bekannten, dass es ihnen schwerfalle, sich zu entschieden, zwischen Christian Walter, dem 43 Jahre alten Bautechniker und Liegenschaftsverwalter der Gemeinde, dem 26 Jahre alten Severin Rommeler, Zimmermann mit universitärem Hintergrund, und dem 34 Jahre alten Bankfachmann Dominik Kugler. Nach dem ersten Urnengang, den Severin Rommeler mit 38,7 Prozent gewann, zog der Drittplatzierte Dominik Kugler seine Kandidatur zurück. So gibt es bis zur Entscheidung am Sonntag, 18. Dezember, zwischen Christian Walter (er holte im ersten Wahlgang 32,5 Prozent) und Severin Rommeler einen Endspurt.

Scharfe E-Mail gesendet

Und dann taucht plötzlich ein neuer Name auf, aber nicht der eines Kandidaten. Christian Walter gibt am Donnerstag vergangener Woche bekannt, dass er Dieter Müller vom Unternehmen „get in performance“ für seinen Wahlkampf engagiert habe. Müller wird schnell tätig und schreibt eine E-Mail an Severin Rommeler. Müller setzt den SÜDKURIER davon in Kenntnis. In dieser E-Mail greift Müller eine Formalie auf und schreibt von einer deutlichen Unschärfe zu einem Traineeprogramm, das Rommeler absolviert. Und er droht: „Sollte ich keine Antwort erhalten, werde ich mich in einem offenen Brief mit den bis dahin gewonnenen Erkenntnissen äußern.“ Christian Walter teilte am Montag per E-Mail dem SÜDKURIER auf Anfrage in dieser Sache mit: „Herr Rommeler hat uns zu meinen Fragen aussagekräftige Informationen zur Verfügung gestellt.“ Rommeler hatte Müller gegenüber präzisiert, dass er für das Traineeprogramm keine einjährige Zusatzausbildung brauche, da er keine Beamtenlaufbahn anstrebe. Das Bürgermeisteramt ist ein Wahlamt auf Zeit. Die SÜDKURIER-Frage, wieso er „get in performance“ für seinen Wahlkampf beauftragt hat, ließ Walter unbeantwortet.

„Wähler sollen entscheiden“

Die Redaktion hat Christian Walter direkt fünf konkrete Fragen zum Beratungsunternehmen gestellt. Er beantwortete nur die nach einer unserer Kenntnis nach getroffenen Vereinbarung über einen fairen Wahlkampf zwischen ihm und Severin Rommeler. Mit Rommeler bestehe „eine Übereinstimmung in der Einschätzung der aktuellen Situation, was die Definition ‚fair‘ betreffe“, so Walter. Severin Rommeler sagte am Montag in einem Telefonat mit dieser Zeitung: „Die Wähler sollen am Sonntag darüber entscheiden, wer der beste Bürgermeister ist.“ Er habe sich mit Dieter Müller ausgetauscht, für ihn sei das Thema erledigt. Er wolle weiter einen fairen Wahlkampf führen. Inhaltlich mit Sauldorfer Themen hatten sich beide Kandidaten beim Wahlpodium des SÜDKURIER auseinandergesetzt, aber ohne sich gegeneinander abzugrenzen oder gar anzugreifen.

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Das Traineeprogramm, das Severin Rommeler seit Oktober absolviert, wird von der Kehler Akademie ausgerichtet, die ein Kooperationspartner der Hochschule Kehl ist, wie es auf der Homepage der Akademie heißt. In Baden-Württemberg gilt die Kehler Hochschule neben der in Ludwigsburg als Kaderschmiede für Bürgermeister. Wie Bianca Armbruster von der Kehler Akademie gegenüber dem SÜDKURIER sagte, werden auch Seminare für neu gewählte Bürgermeister angeboten. Doch diese können erst nach einer erfolgreichen Wahl gebucht werden.

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Während Rommeler diese Woche Termine für Treffen mit Bürgern ansetzt, den letzten wird es am Samstag, 17. Dezember um 19 Uhr auf dem Dorfplatz in Sauldorf geben, macht sich Christian Walter rar. „Öffentliche Termine wird es keine mehr geben. Mein Wahlkampf wird ausschließlich über verschiedene Medienebenen weitergeführt. Ebenso stehe ich interessierten Bürgern der Gemeinde Sauldorf für Gespräche zur Verfügung,“ so Walter.

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