Christl Eberlein

„Raku“ ist eine alte japanische Brenntechnik zur Herstellung von Keramik. „Raku“ heißt auch das Atelier von Keramikkünstler Asghar Khoshnavaz. Seit drei Jahrzehnten lebt und arbeitet er in der Gemeinde Wald. Dort hat er auch die traditionelle japanische Weise der Keramikherstellung für sich entdeckt und zu seiner Passion gemacht.

Keramik in Japan etwas Besonderes

Auf einer Reise ins Herkunftsland des „Raku“ traf er im vergangenen Jahr auf Meister dieser alten Keramikkunst und brachte für sich erstaunliche Erfahrungen mit zurück. „In Japan ist Keramik etwas ganz Besonderes“, erklärt Asghar Khoshnavaz. Sie sei überall vorhanden, egal ob als einfacher Gebrauchsgegenstand oder als kostbares Kunstwerk. „Ikea sieht man dort nicht“, stellte der Keramikkünstler auf seiner 18-tägigen Japanreise im vergangenen November fest. Dafür könne es aber durchaus vorkommen, dass man den Tee in einer 200 Jahre alten Teeschale serviert bekomme.

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei sei er ganz schön ins Staunen gekommen, sagt Khoshnavaz.
In Japan ist die „Teezeremonie“, wie das Ritual in Europa genannt wird, fester Bestandteil der Kultur. „Man sagt dort nicht Zeremonie, sondern Tee-Weg“, korrigiert Khoshnavaz. Dies sei auch verständlich, wenn man bedenke, dass echte Teemeister zunächst eine zehnjährige Schule durchlaufen müssen, bevor sie das Ritual in Perfektion bis ins kleinste Detail beherrschen – ein wahrlich langer Weg. Und zu einem „Tee-Weg“ gehört auch ein passendes, ein würdiges Gefäß: die Teeschale. Und diese ist nicht selten mit der Raku-Methode hergestellt, jener Brenntechnik, die auch der Keramikkünstler aus Wald seit 30 Jahren anwendet.

Erst mit 50 Jahren Arbeit mit Ton begonnen

Erst im Alter von 50 Jahren hat der studierte Pädagoge das Material Ton für sich entdeckt und die Arbeit damit begonnen. 1970 war der im Iran geborene Asghar Khoshnavaz nach Deutschland gekommen. 20 Jahre später verschlug es ihn nach Wald. Und er ist geblieben. Durch einen damaligen Töpfermeister der Klosterschule lernte er „Raku“ kennen und war sofort davon fasziniert. Autodidaktisch eignete er sich das Handwerk des Töpferns an, gründete seine eigene Werkstatt und studierte die traditionelle japanische Brenntechnik, die bereits im 16. Jahrhundert entwickelt wurde.

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Besonderheit ist, dass jedes Stück ein absolutes Unikat wird. Auf das charakteristische Krakeleemuster eines mit Raku hergestellten Stückes kann nicht eingewirkt werden. Die feinen Haarrisse im Ton entstehen bei seiner Entnahme aus dem etwa 1000 Grad heißen Ofen. Durch die beim „Raku“ besondere Art des Abkühlens in organischem Material, wie Sägespäne, Heu oder Laub, lagert sich Kohlenstoff in den feinen Rissen ab und verfärbt diese so, dass sie nach Fertigstellung des Tonobjektes sichtbar bleiben.

Gigantische Öfen begangen

Was im Atelier von Asghar Khoshnavaz in einem elektrischen Brennofen mit einer Grundfläche von gerade mal einem Quadratmeter entsteht, wird in Japan in Holzöfen mit einer Länge bis zu 50 Metern produziert. Große Augen habe er beim Anblick und beim Begehen dieser gigantischen Öfen bekommen, erzählt er. Diese Öfen zu bedienen sei bereits eine Kunst für sich. Die Werke, die darin entstehen, seien teilweise nicht nur großartig, sondern auch von erstaunlichem Ausmaß. Bilder seiner Reise zeigen Vasen von rund zwei Metern Höhe.

Beteiligung am Tag der offenen Töpferei

Solche großen Objekte kann der Walder Keramikkünstler Asghar Khoshnavaz in seinem Atelier zwar nicht erschaffen, aber in all den Jahren sind schon einige Teeschalen seinen formenden Händen entsprungen. Seit seinem Besuch in Japan ist er sich noch deutlicher bewusst, wie wertvoll ein solches handgefertigtes Gefäß für die Menschen dort ist. Das vermittelt er auch den Teilnehmern seiner Kurse, die unter anderem im „Haus der Natur“ in Beuron stattfinden.

Im 30. Jahr seines Schaffens kann man dem Künstler beim 15. Tag der offenen Töpferei in Baden-Württemberg über die Schulter schauen. Am 14. und 15. März öffnet Asghar Khoshnavaz jeweils von 10 bis 18 Uhr die Türen seines Ateliers im Ortskern von Wald.