Bei Schlaganfall, Herzinfarkt oder Hirnblutung zählt jede Minute bis eine schnelle und fundierte medizinische Hilfe erfolgt. Gerade im ländlichen Raum ist es für Rettungsdienst und Notarzt oft schwierig, die vorgegebene Hilfsfrist von 15 Minuten einzuhalten. Als Ergänzung zum regulären Rettungsdienst initiierte das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Bereitschaft Walbertsweiler, zu Jahresbeginn 2019 das Projekt Helfer vor Ort (HvO).
Bei einem Brandeinsatz Ende 2018 sei der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter Philip Müller des DRK-Kreisverbandes Sigmaringen mit der Frage auf die Bereitschaft zugekommen, ob sie nicht eine Helfer-vor-Ort-Gruppe ins Leben rufen wollen, erinnert sich Bereitschaftsleiterin Annette König. „Wir hatten das schon länger in Betracht gezogen“, sagt Rettungssanitäter Maurice Tambor. Der 19-Jährige arbeitet auch hauptberuflich im Rettungsdienst.
Meist kurz vor den Rettungsdienst vor Ort
Die Helfer vor Ort sind keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum Rettungsdienst. Dass die Walbertsweiler Helfer vor Ort gebraucht werden, zeigt die Bilanz. Zwischen 3. März und 12. Dezember wurde die Gruppe 32 Mal von der Leitstelle alarmiert, wenn die Chance bestand, dass die Helfer vor Ort schneller als der Rettungsdienst am Einsatzort eintreffen. Sie kommen in allen Ortsteilen der Gemeinde Wald und auch in angrenzenden Gemeinden zu Hilfe und leisten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erweiterte Erste Hilfe und bei Bedarf lebenserhaltende Maßnahmen. „Meist sind wir zwei bis drei Minuten vor dem Rettungsdienst da.“ erklären die Helfer. „Einer von uns hat immer Bereitschaft. Derjenige hat das Einsatzfahrzeug daheim“, erläutert Rettungshelfer Patrick Wachter. Von Zuhause sind sie im Einsatzfall in drei bis vier Minuten in Wald.
Schulungen und Ausbildungen durchlaufen
Besonders die jungen, gut ausgebildeten Menschen in der Walbertsweiler DRK-Bereitschaft engagieren sich als Helfer vor Ort. Dazu zählt der 19-jährige Rettungssanitäter Maurice Tambor aus Rothenlachen. Sanitäter Raffael Wöttke (19 Jahre) aus Wald arbeitet als Altenpfleger. Die 21-jährige Sanitäterin Nicole Renz aus Walbertsweiler ist Studentin der Rechtspflege. Sanitäter Werner Jerg (22 Jahre) aus Walbertsweiler ist Auszubildender zum Stahlbetonbauer. Der 29-jährige Patrick Wachter arbeitet als Feinwerkmechaniker. Rettungshelfer Jonas Engel (19 Jahre) aus Walbertsweiler leistet derzeit einen Bundesfreiwilligendienst beim Rettungsdienst. Eine Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatroniker absolviert die 20-jährige Ann-Kathrin Röder, ebenfalls aus Walbertsweiler. Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Helfer vor Ort haben die jungen Menschen diverse Schulungen und Ausbildungen durchlaufen oder sind noch dabei, diese abzulegen. Alle sind bereits vor ihrer Tätigkeit als Helfer vor Ort im Jugendrotkreuz der DRK-Bereitschaft aktiv und engagiert gewesen.
Dienst offiziell am 1. März aufgenommen
Zum 1. März nahmen die Helfer vor Ort ihre Tätigkeit offiziell auf. Ihr Schirmherr ist Philip Müller. Der erste Einsatz sei im März eine Person mit Hirnblutung gewesen, erinnern sie sich noch genau. Ferner bedienten sie Einsätze nach Sturz, Verkehrsunfall, Atemnot, Herzbeschwerden, Bewusstlosigkeit, Kopfplatzwunde und Schlaganfall. Nach Eintreffen des Rettungsdienstes geben die Helfer vor Ort die medizinische Betreuung an die Rettungsdienste ab. „Wir bleiben oft noch etwas bei den Angehörigen, wenn wir merken, sie sind betroffen. Es ist eine Art von Seelsorge“, beschreibt Patrick Wachter. Meist seien die Angehörigen und Betroffenen „extrem dankbar“ wenn schnelle Hilfe erfolgt und ein bekanntes Gesicht dabei ist, so die Helfer einhellig.
Gruppe auf Spenden angewiesen
Die Helfer vor Ort und das Einsatzfahrzeug sind über den Kreisverband versichert. Um ein Einsatzfahrzeug anschaffen zu können, leistete die Gemeinde Wald einen Zuschuss in Höhe von 5000 Euro, einen Zuschuss gab es vom Kreisverband und Sponsoren haben großzügig gespendet, freut sich die Bereitschaftsleiterin. Auch der Hersteller habe günstige Konditionen eingeräumt. Das Einsatzfahrzeug war erst im Juni einsatzbereit. Bis dahin haben die Helfer vor Ort ihre Privatfahrzeuge genutzt. Der Unterhalt für das Einsatzfahrzeug, Reifen, Benzin und Werkstattkosten muss die Bereitschaft selbst tragen, unterstreicht Annette König. Die Krankenkassen finanzieren die Einsätze der Helfer vor Ort nicht. Deshalb ist die Gruppe über Spenden froh.
Helfer vor Ort
- Voraussetzungen für Tätigkeit als Helfer vor Ort sind: zweitägiges Rettungswachenpraktikum, Erste-Hilfe-Kurs, mindestens eine Sanitätshelferausbildung, Rotkreuz-Einführungsseminar, Helfergrundausbildung Einsatz und Funklehrgang. Fortbildung: mindestens 16 Stunden in zwei Jahren.
- Die Helfer vor Ort in Walbertsweiler freuen sich über Verstärkung von Menschen mit entsprechender Ausbildung. Ansprechpartner ist DRK-Bereitschaftsleiterin Annette König, Telefon 0 75 78/7 61.