Blumberg – Der Schwarzwaldhof in Blumberg bleibt auch in einem immer schwieriger werdenden Fleischmarkt erfolgreich. Mit bereits mehr als 300 Beschäftigten wurde eine neue Rekordmarke erreicht und nach Investitionen in den letzten Jahren in satter Millionenhöhe werden nun in einem zweiten Bauabschnitt weitere 21 Millionen Euro investiert:

Neue Sozialräume

Elf Millionen für neue Sozialräume und die Erweiterung und Verlagerung des Versands in ein neues Gebäude mit nun 1800 Quadratmetern, wobei die bisherigen 1200 Quadratmeter dann für die Verpackung genutzt werden, und zehn Millionen Euro für die energetische Sanierung. Das machten die Bereichsleiter Andreas Pöschel und Andreas Göhring auf einem Bilanzpressegespräch mit dem SÜDKURIER deutlich.

Bild 1: Der Schwarzwaldhof in Blumberg investiert 21 Millionen Euro
Bild: Müller, Cornelia

Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt ist am 2. Juli, doch der Blick in dem Vorzeigeunternehmen, das seit Mai 2007 zu Edeka Südwest gehört, richtet sich schon auf das kommende Jahr: Dann feiert der Betrieb sein 50-jähriges Bestehen.

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Der Erfolg gründet auf ständiger Entwicklung. Im Februar ging die neue Rauchgasreinigungsanlage in Betrieb, ein hochkomplexes Vorzeigeprojekt für 1,6 Millionen Euro, für dessen Wartung das Team aufgestockt wurde. Damit der weithin sichtbare Kamin stabilisiert wird, wiegt allein die Bodenplatte 80 Tonnen.

Der typische Räucherduft fehlt

Sah man aus dem früheren Kamin immer wieder Rauchschwaden aufsteigen, ist jetzt nur noch „weiße Luft“ zu sehen, schildert Andreas Göhring. Allerdings verschwand mit der neuen Anlage auch der typische Räucherduft aus Tannen- und Fichtenholz, der gleich auf die Produktion des Schwarzwälder Schinkens hinwies.

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Zum wirtschaftlichen Erfolg soll auch ein neues Energiekonzept für 1,5 Millionen Euro beitragen. Geplant ist ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 1,5 Megawatt sowie das Einbinden in die Dampferzeugung mit einem neuen Dampfkessel. Mit 2,2 Millionen Euro sind die Energiekosten von den 63 Millionen Euro Betriebskosten im Jahr der drittgrößte Posten nach den Rohstoff- und den Personalkosten, erklärt Andreas Pöschel.

Unterstützung von Edeka Südwest

Tatkräftige Hilfe erhält der Schwarzwaldhof bei diesen Projekten von der Fachabteilung Energiemanagement und Projektsteuerung von Edeka Südwest in Offenburg. So entstehen Synergieeffekte, wobei der Schwarzwaldhof zu den Vorreitern zählt.

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Eine weitere Herausforderung ist die Logistik. „Es gibt immer weniger Lastwagenfahrer“ berichtet Andreas Pöschel, und die Benzinpreise steigen und ab Juli 2018 kam in Deutschland auch noch die Lkw-Maut für Bundesstraßen dazu. Der Schwarzwaldhof macht alles mit Speditionen, ihre bisherige Spedition habe wegen der Kostensteigerung Insolvenz angemeldet, die neue Spedition sei teurer.

 

Auch der Fachkräftemangel beschäftigt Andreas Pöschel und Andreas Göhring, namentlich im Ausbildungsbereich. Dringend gesucht werden Azubis für den Beruf Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Zudem bietet das Unternehmen auch ein Duales Studium für Foodmanagement an.

Afrikanische Schweinepest in China führt zu großer Nachfrage und Verteuerung

Dieses Jahr stehen die Verantwortlichen beim Schwarzwaldhof in Blumberg vor besonderen Herausforderungen.

  • Preisentwicklung: „Die letzten Monate waren für uns ein Kraftakt“, betonten Andreas Pöschel und Andreas Göhring beim Bilanzpressegespräch. Seit Januar stiegen die Preise für Schweinefleisch nach ihren eigenen Beobachtungen von 1,35 Euro pro Kilo auf diese Woche 1,85 Euro, also um 49 Cent und damit um 36 Prozent, und man spreche schon von zwei Euro pro Kilo. Bis zum Endprodukt Schwarzwälder Schinken schlage das mit dem Kostenfaktor 2,3 zu Buche. Für den Endverbraucher bedeute das unter anderem, dass der Schwellenpreis von 1,99 Euro für die 200-Gramm-Packung Schwarzwälder Schinken vermutlich nicht mehr haltbar sein werde.
  • Ursache: Ursache sei die enorm steigende Nachfrage wegen der afrikanischen Schweinepest in China. Nach offiziellen Meldungen habe China deshalb dieses Jahr schon mehr Schweine keulen müssen wie der gesamte Jahresbedarf in Deutschland an Schweinefleisch ist, sagt Andreas Pöschel. Danach habe China 68 Millionen Schweine gekeult, für den Jahresbedarf in Deutschland würden 57 Millionen Schweine geschlachtet, berichtet Andreas Göhring.
  • Eigenproduktion: Der Schwarzwaldhof produziert im Jahr 11 000 Tonnen Wurst- und Fleischwaren, davon machen die Rohschinkenwürfel und -streifen mit 4000 Tonnen den größten
    Einzelposten aus, gefolgt vom Schwarzwälder Schinken mit 3000 Tonnen. (blu)