Ostern ist das höchste Fest im Christentum, an dem die Auferstehung Jesu Christi von den Toten gefeiert wird. Auch wenn die Präsenzgottesdienste nach dem Rückzieher der Politik zur ausgedehnten Osterruhe nun erlaubt bleiben, werden viele Gläubige dennoch auf den persönlichen Kirchgang verzichten. Die vier für Blumberg und seine Ortsteile zuständigen Pfarrer geben den Kern ihrer Predigten und Ansprachen, die zum Teil auch als Videobotschaft übertragen wurden, daher auch in der Presse bekannt:
Pfarrer Brandl
- Pfarrer Karlheinz Brandl von der römisch-katholischen Kirchengemeinde vergleicht in seiner Predigt die aktuelle Corona-Situation mit der Krise der beiden Emmaus-Jünger sowie der heutigen Situation der Kirchen. Er ruft dazu auf, trotz aller Sorgen, Hilflosigkeit und Verzweiflung immer auch den Blick für das Erstaunliche zu bewahren, das Hoffnung nährt und Mut macht.
Nach gut einem Jahr mit Corona voller Angst und Sorgen im Hinblick auf eine ungewisse Zukunft, plötzlich verschlossenen Kirchentüren zu Ostern 2020 scheine Ostern 2021 wieder ähnlich zu werden.
Perspektive nach einem Jahr: Es gibt es einen Impfstoff
- Dennoch sollten wir auch das Bemerkenswerte erkennen. Nach nur einem Jahr die Perspektive: Impfstoff für alle – eine großartige Leistung der Medizin verbunden mit dem Glauben, die Pandemie gemeinsam bezwingen zu können.
Auch die beiden Jünger, die sich nach der Kreuzigung Jesu Christi voller Sorgen und planlos ohne Zukunft auf den Weg nach Emmaus begeben hatten, waren hilflos und verzweifelt.
- Doch Jesus schenkte ihnen Mut und Kraft im Glauben und ließ sie erkennen: „Ich bin bei euch alle Tage, bis in Ewigkeit.“
Unterwegs seien derzeit auch die Gläubigen: als Glieder einer Kirche, die in der Öffentlichkeit durch Skandale, den Verkauf von Pfarrhäusern, ausgebrannte Priester und Machtkämpfe präsentiert werde. Trotz allem gebe es auch viel Positives: Gemeindeteams haben sich gebildet und arbeiten zukunftsorientiert zusammen, die Liturgie wird durch talentierte Musiker bereichert, die Kirche kommt online ins Haus.
In allen dunklen Zeiten leuchte immer auch ein helles Licht. So sollten die Gläubigen auch jetzt hinter dem dunklen Horizont die Ostersonne aufgehen sehen, Hoffnung entdecken und den Osterglauben feiern.
Pfarrerin Remane
- Die evangelische Pfarrerin Gabriele Remane gibt wirft die Frage auf, was gerade in den aktuellen Zeiten der Ängste und Verunsicherung Ostern für jeden Einzelnen bedeutet. Für manche heißt Ostern Licht, das in der Dunkelheit, am Ende des Tunnels, leuchtet. Für andere bedeute es Erinnerung an Vergangenes. Wieder andere sagen, Ostern bedeutet Verwandlung, offene Augen, Herzen und Ohren sowie geänderte Blickwinkel, um kleine Veränderungen wahrzunehmen, welche insgesamt die Kraft haben, die großen Steine wegzurollen, die uns auf dem Weg ins Leben im Weg liegen.
- Manche sagen, Ostern ist bunt, so vielfältig und abwechslungsreich wie das Leben selbst. Andere sagen, Ostern ist Hören, aber auch Zuhören, wenn Dinge erzählt werden, die einen gestärkt und mit Mut erfüllt haben. Ostern bedeutet für viele nach der Auseinandersetzung mit Bibelgeschichten im Zusammenhang mit der Auferstehung auch in dem Sinne, alte Standpunkte zu verlassen und sich dem Leben und der Liebe zu widmen. So soll auch das diesjährige Osterfest trotz aller Ängste, Unsicherheiten und Enttäuschungen genutzt werden um aufzustehen, ins Leben zu gehen, gestärkt durch das Wissen, dass die Kraft des Lebens immer wieder neu zu uns kommt und durch nichts von uns genommen werden kann.
Pfarrer Palazzari
- Der altkatholische Pfarrer Guido Palazzari aus Blumberg bezieht das Markusevangelium ein, das ursprünglich mit Vers 8 sehr abrupt und verstörend endete, was zu den momentanen Ängsten und Zweifeln der Menschen passe: Hat die Pandemie genauso wie der Tod das letzte Wort? Gleicht der Blick in das leere Grab dem Blick in unsere Zukunft? Werden wir wieder in absehbarer Zeit ein normales Leben führen können? Geht uns angesichts der vielen Corona-Toten unsere eigene Begrenztheit und unser eigener Tod durch den Kopf?
- Ist unser Osterglaube wirklich so stark, um an die Auferstehung Christi und unsere eigene Auferstehung zu glauben? Reagieren wir nicht wie jene Frauen vor dem leeren Grab Jesu Christi – mit Angst und Entsetzen, in panischer Flucht?
Evangelist Markus möchte Reaktion provozieren
Die weltweite Virusbedrohung fordert uns heraus, uns mit unseren Zweifeln auseinanderzusetzen, gerade weil unsere Gesellschaft immer weniger an die Auferstehung glaube! Der Evangelist Markus möchte eine Reaktion provozieren und uns zu einer eigenen Begegnung mit dem Auferstandenen führen, so dass wir unser Leben neu verstehen als Leben mit ihm, dem Auferstandenen. Seine Auferstehung sei die Antwort auf alles, was wir als Grab im Leben empfinden. Sie gibt uns den Mut, aus diesen Gräbern aufzubrechen sowie die Hoffnung, die Wege zum Leben zu finden und die Sackgassen zu überwinden. Aus dem Schrecken und aus dem Schweigen der Frauen beim Blick in das leere Grab werde offensichtlich der Osterglaube geboren. Aus ihm erwachse die Fähigkeit, Jesus zu sehen – in unserem Leben.
Pfarrer Hesse
- Stefan Hesse, alt-katholischer Pfarrer in Kommingen, stellt die Osterkerze als Symbol zur Vertreibung aller Dunkelheiten in Anlehnung an das neugefasste Kirchenlied „Die güldene Sonne“ von Liedermacher Gerhard Schöne in den Mittelpunkt seiner Predigt. Die Kerze werde in die dunkle Kirche hineingetragen und leuchte als Zeichen der Auferstehung von Jesus Christus. Sie vertreibe das Dunkel der Herzen und der Welt. Gerade in der aktuellen Zeit sehnen sich viele Menschen nach einem Licht, das das Dunkel der Kontaktvermeidung, der Ängste und Ungewissheit vertreiben kann.
- Bei allen düsteren Gedanken soll das Lied auch Mut machen, das Glück des Alltags zu sehen: „Hab tranenverschwommen kein Licht wahrgenommen. Doch die Sonne stand da.“ Auch den Frauen auf dem Weg zum Grab Jesu ging es so, voller dunkler Herzen fühlten sie sich ohnmächtig, bis sie von der Auferstehung Jesu erfuhren und der Grund ihrer Verzweiflung plötzlich verschwunden war. So einfach scheint es momentan nicht zu sein, aber der Wunsch an sich selbst, „ach wenn ich doch sähe das Licht in der Nähe jeden Augenblick“ ist bei den Meisten stark ausgeprägt: Licht nach dem Winter, nach dem Lockdown, nach dem Elend der Krankheit, der Einsamkeit, der inneren Unruhe. Die Osterkerze kann das Virus und die Pandemie nicht aus der Welt schaffen, doch sie kann ein Lichtblick sein, ein Hoffnungsschimmer, dass es weiter geht und wieder heller wird.