Blumberg – Viel Prominenz erlebte die Verleihung der Reinhold-Maier-Nadel an Kommunalpolitiker Werner Waimer aus Zollhaus im Städtlesaal der Stadt. Die Nadel, die die Reinhold-Maier-Stiftung, benannt nach Baden-Württembergs erstem Ministerpräsidenten, verdienten Graswurzeldemokraten verleiht, ist die höchste Auszeichnung der Liberalen im Musterländle. Werner Waimer ist der fünfte so Geehrte der Südbaar nach Harald Mattegit und Gustav Wiggert (beide Blumberg), Adolf Baumann (Hüfingen) und Hansjürgen Bühler (Donaueschingen), der mit seiner Gattin anwesend war, ebenso wie viele Weggefährten und Doris Pfister, Witwe des langjährigen Wahlkreisabgeordneten und Wirtschaftsministers Ernst Pfister. Draußen tobte ein Schneesturm, als die frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Birgit Homburger vom Verwaltungsrat der Stiftung bei der Begrüßung anhand der Konflikte in Europa und Nahost deutlich machte, wie wichtig liberales Denken und Toleranz sind. Ein roter Faden führte zu Reinhold Maier. Er war mit einer Jüdin verheiratet, die mit ihren Kindern vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach England floh. Um die Familie zu schützen, ließ sich das Paar scheiden. Nach ihrer Rückkehr heirateten sie erneut, ein Aspekt, der kaum bekannt war.

Bürgermeister Markus Keller würdigte Werner Waimer als echten Graswurzeldemokraten und Netzwerker. Mit dem Gemeinderat hätten sie vieles auf den Weg gebracht, in vielem sei Blumberg führend, etwa bei den Glasfaseranschlüssen. Waimer habe Weitblick und „ging immer konstruktiv kritisch“ an die Themen ran. Bisher unerfüllt sei sein Wunsch nach einer B27-Umfahrung von Zollhaus geblieben. „Du bist ein Vorbild für die Kommunalpolitik“, betonte der FDP-Landtagsabgeordnete Niko Reith. Waimer habe stets seine Meinung geäußert und den Blick für die Gesamtstadt wie für Zollhaus gehabt. Für den Rat dankte SPD-Fraktionssprecherin Ursula Pfeiffer Waimer. Fast zehn Jahre hätten sie in einer Fraktion von SPD und FDP zusammengearbeitet und viel bewerkstelligt. „Wichtig war Dir immer die Begegnung mit den Menschen.“ Langweilig werde es ihm nicht bei seinen Hobbys wie Bergsteigen, Wandern oder Fahrradfahren. Auch die Vorsitzenden der anderen Fraktionen, Dieter Selig von der CDU und Hannes Jettkandt von der Freien Liste, waren da.

Und dann kam Ernst Burgbacher aus Trossingen, der frühere Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär, der Waimer seit 50 Jahren kennt. In seiner Laudatio gab er zunächst einen kleinen Rückblick auf den Liberalismus in der Nachkriegszeit im Südwesten, geprägt von Menschen wie Theodor Heuss, Reinhold Maier, Wolfgang Haußmann, Willy Stahl, letzterer aus Südbaden. Dieser, so Burgbacher, wäre ohne die FDP auf der Baar und im Raum Blumberg nicht denkbar. Menschen wie Harald Mattegit, Helmut Ochs, Hansjürgen Bühler, Gustav Wiggert, Eugen Waimer, Udo Reichmann, Hans und Norbert Reiner hätten für einen fließenden Generationswechsel gesorgt. Harald Mattegit, habe ihn motiviert, für den Bundestag zu kandidieren. Waimer sei ein echter Graswurzeldemokrat. Gemeinsam seien er und Werner Waimer bei den Jungdemokraten gewesen. Unvergessen sei ein Seminar über die deutsch-schweizerische Verkehrsplanung im „Kranz“ in Zollhaus, bei dem sie viel erfahren hätten. Es folgten Feste, bei denen er, Burgbacher und Ernst Pfister schnell gemerkt hätten, dass die Parteifreunde in Südbaden „viel besser feiern“ konnten und die Feste dann hier ausgerichtet hätten. Und als Ernst Pfister 1976 erstmals für den Landtag kandidierte, war Werner Waimer Zweitkandidat. Das Denken von Reinhold Maier erläuterte er mit Zitaten von Maier: „Die großen Probleme der Politik sind die Summe der vielen kleinen Probleme der Bürgerinnen und Bürger“. Und: „Demokratie muss unten da sein. Ist sie unten nicht da, dann fehlt sie oben ganz gewiss.“ Dies passe zu Waimer. Theodor Heuss habe über Reinhold Maier geäußert: „Hat er Phantasie? Er pflegt auf jeden Fall von der Wirklichkeit her sich seine Phantasie, das heißt die Gestaltungsaufgabe vorzustellen und ihr dann ohne Sprüche und ohne Phrasen einfach zu dienen.“ Dies hätte Heuss auch über Waimer sagen können. Dieser konnte sich „durch seine praktische Berufserfahrung, seine Auslandsaufenthalte und seine tiefe Verwurzelung in Blumberg diese Heuss‘sche Gestaltungsaufgabe sehr gut vorstellen.“ Er würdigte auch Waimers Verdienste als Vereinsmensch, unter anderem bei der Pfetzerzunft. Er sei der Vater des Pfetzergerichts, sei bei der Rentnergruppe Aktivis aktiv und in Hohenems in Vorarlberg bei den Alpenverein-Senioren. Ein besonderer Dank galt Gattin Jutta Waimer und den Kindern Alexandra und Silvio. Sie seien dem Ehemann und Vater stets ein wichtiger Rückhalt gewesen. Nach der Ehrung folgte ein Stehempfang. Für musikalische Unterhaltung sorgten Thomas Sausen und Sebastian Schnitzer.