Viele Menschen in Blumberg und in der Region trauern um Stefan Scherer. Blumbergs Ehrenbürger starb am Mittwoch im Alter von 80 Jahren im Schwarzwald-Baar-Klinikum im Kreis seiner Familie. Gesundheitlich war er schon länger eingeschränkt, seinen 80. Geburtstag im Mai feierte er im Rollstuhl, doch fast bis zuletzt konnte zuhause leben, betreut auch durch seine Familie.

Stefan Scherer war untrennbar mit Blumberg verbunden. Sein ganzes Streben und Wollen galt vor allem dem Ziel, seine Heimatstadt Blumberg zu fördern und zu einer liebenswerten Stadt zu machen: als Unternehmer, als Kommunalpolitiker und in weiteren Funktionen wie in der Feuerwehr oder als Vorsitzender des Blumberger Luftsportvereins, wo er mit den spektakulären Blumberger Flugtagen 1986, als er die legendäre britische Düsenjetstaffel Red Arrows entgegen behördlicher Vorgaben anfliegen ließ, 15.000 bis 20.000 Zuschauer staunten.
Als Kriegskind hat er die schwierigen Jahre Blumbergs nach dem abrupten Ende des Doggererzabbaus erlebt. Blumberg hatte im Umland keinen guten Ruf, es bestanden viele Vorurteile, die sich zum Teil jahrzehntelang hielten.
Kurz nach Beginn seiner Amtszeit waren die Eingemeindungen ab 1971
ein Schwerpunkt. Zu den Stadtteilen hatte Stefan Scherer ein persönliches
Verhältnis. Großvater Franz Xaver stammte aus Riedböhringen, die
Großmutter Emma Scherer, geborene Greitmann, stammte aus Randen, seine Mutter Paula Scherer, geborene Schelb, kam aus Überachen.

Bei den Verhandlungen der Stadt Blumberg mit den verschiedenen Orte ging es
um die sogenannte “freie Spitze“. Das war der Investitionsspielraum der Orte vor der Eingemeindung. Diese Beträge wurden festgeschrieben. „Der
Vertrag war aber in kurzer Zeit schon überholt, weil wir Millionen-Investitionen hatten“, schildert Scherer einmal.
Richtiger Schritt zum richtigen Zeitpunkt
Die Eingemeindung war für Scherer der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Wobei für Scherer als Chef der CDU-Fraktion oberstes Ziel war, die Aufgaben in den Stadtteilen zuerst anzupacken. Die Stadt habe die gesamte Infrastruktur geschaffen: Abwasser, Wasser, Straßen, Gehwege, Hallen und Kindergärten. Eine große Rolle spielte für Scherer das Zusammengehörigkeitsgefühl der Raumschaft. Ein Ausfluss daraus sei die unechte Teilortswahl.
Herausfordernde Projekte
In der Kernstadt Blumberg war der Bau des Feuerwehrgerätehauses wichtig. Und das langwierige Thema Stadthalle. Es gab Pläne für Sporthalle, Schwimmbad und Rathaus in Kehr ob der Kehr, wo heute das Pflegeheim steht, die Pläne waren zu teuer.
Bundesverdienstkreuz für Scherer
Der letzte Beschluss lautete dann: Bau einer Stadthalle mit Mehrfachnutzung im Oberen Ried. Danach folgte eine Denkpause. Stefan Scherer hatte dann nach eigener Aussage die Idee, die Stadthalle am bisherigen Standort zu belassen und kostengünstig umzubauen. Für eine Million D-Mark und in 15.000 freiwilligen Arbeitsstunden schaffte dies eine Bürgerinitiative mit Stefan Scherer und Bauhofleiter Ludwig Sonntag als führende Köpfe von 1984 auf 1985 in nur einem Jahr. „Durch den kostengünstigen Umbau der Stadthalle hatten wir das nötige Geld für eine Sporthalle.“ Vor allem auch für diese Aktion erhielt Stefan Scherer 1999 das Bundesverdienstkreuz. Noch im Jahr 1985 erfolgte der Spatenstich für die Sporthalle, für die Stadt bis heute ein Segen.
Einsatz für die Museumsbahn
Die Museumsbahn sah er von Anfang an als Chance, weil dadurch
Menschen aus ganz Deutschland und auch Europa nach Blumberg kamen.
Scherer war mit dem damaligen Bürgermeister Werner Gerber Mitte der
1970er Jahre in Stuttgart, als es um das erste Sanierungspaket über 13,5 Millionen Mark ging. Später setzte er sich konsequent dafür ein, dass der Ringzug bis Blumberg fährt.
Persönliches Engagement für Lehrstellen-Suchende
In den 1980er Jahren startete Scherer eine Lehrstellen-Aktion. Damals
hatten fast alle der rund 80 Schulabgänger keine Lehrstelle. Durch persönlichen Einsatz bei den Betrieben und Firmen schaffte Scherer es, dass dann alle eine Ausbildung erhielten. Zwei Jahre später wurde die Aktion wiederholt, Ministerpräsident Lothar Späth empfahl die Blumberger Aktion zur Nachahmung.
Seine politische Heimat war die CDU. Jahrzehntelang war er Vorsitzender und Fraktionssprecher. Vor allem mit Annelotte Pfaff Canisius, die in der Partei über 30 Jahre seine rechte Hand war, bildete er ein starkes Team. „Das Büro in unserem Betrieb war die Parteizentrale“, schmunzelte Scherer einmal.
Instinkt und Intuition
Zu seinen Stärken zählten sein Instinkt und seine Intuition. Er hatte ein gutes Gedächtnis und ein Gespür für Stimmungen. Als der Gemeinderat unter Bürgermeister Stahl über die Gründung einer Stadtjugendpflege diskutierte, und sich, auch durch Widerstand in der eigenen Fraktion, ein Nein abzeichnete, nahm er vor der Abstimmung eine Auszeit zur Beratung. Anschließend einigte man sich auf einen runden Tisch. Danach wurde die Stelle des Stadtjugendpflegers geschaffen und mit Daniel Stengele besetzt. Auch dies war für Blumberg ein Segen.
Stefan Scherer war ein Mann mit Ecken und Kanten. Natürlich habe er
den einen oder anderen auch einmal unsanft angefasst, sagte er. Als ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, erklärte er, wenn er dem einen oder anderen zu nahe getreten sein sollte, entschuldige er sich dafür.
Was war ihm für Blumbergs Zukunft wichtig? Auf die Frage vor seiner Verabschiedung im Januar 2009 als Stadtrat sagte er, das Schulsanierungskonzept umsetzen. Und natürlich der Ausbau der B 27 bis zur Schweizer Grenze.
Die Beerdigung ist am Mittwoch, 4. August, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof in Blumberg.
Zur Person
Stefan Scherer wurde am 25. Mai 1941 in Blumberg geboren, er war verheiratet und hat zwei Kinder mit ihren Familien. Der gelernte Blechnermeister übernahm früh den elterlichen Betrieb und erweiterte ihn zur Blechnerei mit Sanitär- und Heizungsbaubetrieb. Und er bildete auch aus und wurde
geehrt. Zuletzt 2005 von der Handwerkskammer Konstanz mit dem Goldenen Meisterbrief als Gas- und Wasserinstallateurmeister.
- Kommunalpolitik: 1965 Eintritt in die CDU, 1975 bis 2005 mit kurzer Unterbrechung Ortsvorsitzender;
1969 bis 2008 Stadtrat und Fraktionssprecher;
1975 bis 2008 Erster Bürgermeisterstellvertreter; von
1975 bis 2014 CDU-Kreisrat. - Vereine: Jahrelang Mitglied in der Feuerwehr und Vorsitzender des Luftsportvereins.
- Ehrungen: Unter anderem Konrad Adenauer-Medaille, 1999 Bundesverdienstkreuz; 2006 Staufermedaille
des Landes Baden-Württemberg, 2008 Städtetag Baden-Württemberg und Goldenes Verdienstabzeichen
für 40 Jahre im Gemeinderat. (blu)