Frau Krotzinger, wie haben Sie sich denn in Bräunlingen eingelebt?

Wunderbar. Ich bin sehr gut hier angekommen. Die Abläufe im Amt sind mir nicht fremd, jede Stadt hat natürlich ihre eigenen Anforderungen und Bedürfnisse. Ich erlebe hier in vielen Bereichen ein offenes Miteinander. Überraschungen gibt es, diese sind in Ruhe zu analysieren und konstruktiv in gemeinsamer Zusammenarbeit anzugehen.

Was war denn der Anreiz, nach Bräunlingen zu kommen?

Ganz klar die Tatsache der Verstärkung des Bauamtes. Es ist meine erste Amtsleiterstelle, bei der die vorherige Amtsleitung noch aktiv mit in Veränderungsprozesse eingebunden werden kann. Auch Kommunen sehen sich immer schnelleren Veränderungen gegenüber. Mit verständnisvoller, konstruktiver und partnerorientierter Kommunikation können wir uns an die ständig wechselnden Anforderungen anpassen und auf die Bedürfnisse der Bürger und der Stadt eingehen. Dann natürlich Bräunlingen als Zähringerstadt. Über 700 Jahre alte städtebauliche Strukturen, die kreativ und zeitgemäß eine Weiterentwicklung zum Beispiel im Bereich der Stadtplanung innerhalb und außerhalb der "Stadtmauern" ermöglichen. Der denkmalgeschützte Stadtkern erfährt große Wertschätzung und ist ein Wohlfühl- und Anziehungspunkt für Einheimische und Urlauber. Eine Anpassung der Stadtbildsatzung steht ebenfalls auf meiner Aufgabenliste.

Ist es eine Herausforderung, historisch Gewachsenes in Einklang zu bringen mit modernen Anforderungen?

Von mehreren Seiten, Bauherren, Planer und Bauverwaltung ist eine gemeinsame und konstruktive Zusammenarbeit erforderlich. Solche Prozesse finde ich spannend und gewinnbringend. Die Energieeinspar-Verordnung erfordert bei Schaffung zusätzlicher Wohneinheiten moderne technische Ausführungen. Der Stellplatzbedarf vergrößert sich. In der historischen Altstadt sind die Flächen vor den Häusern überwiegend im Besitz der Stadt. das Parken ist kostenlos und ohne zeitliche Begrenzung möglich. Mit dem Ausbau der Kirchstraße wird in der Zukunft eine neue Gestaltung und Zuordnung der Flächen möglich.

Welche großen Herausforderungen stellen sich derzeit dem Stadtbauamt?

Die Erschließung des Baugebietes Bregenberg, einer Erweiterung der bestehenden Siedlung am Südhang oberhalb der Breg. Im ersten Bauabschnitt werden circa. 45 Wohnbaugrundstücke mit neuer Infrastruktur vom Tal aus erschlossen. Die Verkehrssicherheit bei der Anbindung an die Donaueschinger Straße, komplexe Kreuzungen im Bereich der Firma Straub Verpackungen und dem Anschluss an den Ringzug – hier sind wir noch an der Optimierung. Die Sicherheit der Schul- und Berufswege gilt es zu stärken. Als weiterer Schwerpunkt stehen Tiefbauthemen an, zum Beispiel können wir endlich in Döggingen an der Freiburger Straße und im Tunnelweg Kanalsanierungen und Hausanschlüsse realisieren. Die Bürger warten schon lange, im Vorfeld werden sie in den nächsten Wochen detailliert über den Bauablauf informiert. Im Gebäudemanagement laufen Vorplanungen für die Gauchachschule und die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes an der Grundschule Bräunlingen. Die vertiefte Sicherheitsüberprüfung der Staumauer am Kirnbergsee, die Vergrößerung des Strandbadparkplatzes und diverse Renaturierungsmaßnahmen sind ebenfalls nur ein kleiner Ausschnitt unserer diesjährigen Aufgaben.

Das Interesse am Bregenberg ist mit rund 60 Interessenten groß.

Die Nachfrage ist groß, genauso beim Neubaugebiet in Waldhausen, dort können wir wahrscheinlich die Erschließung in einem Bauabschnitt abschließen. Die Ausschreibung der Maßnahme steht im Frühjahr an.

Wird es funktionieren, am Bregenberg dieses Jahr die ersten Grundstücke anbieten zu können?

Ja, da bin ich sehr zuversichtlich.

Der Brandschutz ist derzeit Thema in Schule und Kindergarten. Wieso schlägt das gerade jetzt auf?

Die Brandverhütungsschauen werden vom Landratsamt in einem regelmäßigen Turnus durchgeführt. Brandschutz ist immer auch eine Folge von Weiterentwicklungen, die sich zum Beispiel einer veränderten Schulsituation anpassen muss. Im städtischen Kindergarten werden wir dieses Jahr zum September noch eine fünfte Gruppe öffnen. Auch hier bedingt die räumliche Umstrukturierung eine Anpassung im Brandschutz.

Und wie sieht es mit dem Personal im Stadtbauamt aus?

Die gesamte Abteilung hat in den letzten Jahren eine sehr hohe Anzahl an herausragenden Projekten umgesetzt. Kapazitäten und Kräfte wurden überstrapaziert. Das Pensum für dieses Jahr ist engagiert und ich hoffe sehr, dass uns Frau Milse bald wieder tatkräftig unterstützen kann. In der Bauverwaltung ist Frau Sutters Stelle wegen Eintritts in die Rente diesen Sommer neu zu besetzen. Frau Schuler garantiert den Technikern Herrn Koch, Herrn Misok und mir, Zeiten zum konzentrierten Arbeiten und unterstützt uns wesentlich in der Rechnungsprüfung.

Wie sieht es aktuell in der alten Kaplanei aus?

In der Kaplanei erstellen wir ein neues Büro für die Amtsleitung des TSK-Amtes von Frau Welke. Die Fertigstellung der Kaplanei-Wohnungen soll  zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden. Ideal wäre eine Nutzung als Ferienwohnungen. Zentrale Lage in einem historischen Gebäude mit Blick auf die Stadtkirche und direkt am Stadttor. Das Tourismus-Amt, die Bushaltestelle, das Car-Sharing und vielfältiger Einzelhandel und Gastronomie in unmittelbarer Umgebung... .

Sie hatten beruflich ja auch schon mit der Planung von Spielplätzen zu tun. Was macht denn einen guten Spielplatz aus?

Eine Spielfläche ist mehr als eine Ansammlung von Spielgeräten: Fantasievoll gestaltete Freiräume, die zu Bewegung und freiem Spiel anregen, geben Kindern und Jugendlichen Raum, auf spielerische Weise ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu entfalten. Kinder benötigen Orte, an denen sie selbstbestimmt und ungestört Erfahrungen sammeln und verarbeiten können. Spielplätze sind noch einer der wenigen Orte, an denen Kinder selbstständig Natur erleben und sich aneignen können. Klassische Sandspielbereiche mit einem Hüttchen zum Rollenspiel, niedrigen Büschen zum Naschen und Verstecken. Verschiedene Ebenen, auch geneigte, in Form von Hangmodulationen, Balancier- und Hangelstrecken oder Schrägnetze können für alle Altersklassen passend gebaut werden. Von BagageArt, Herrn Stadelmann, habe ich viel gelernt. Besonders gut gefällt mir persönlich die Schaukel, umgeben von Duft- und Gewürzpflanzen als Aufrennschutz.

Wie ist Bräunlingen in Sachen Spielplätze ausgestattet?

Ehrlich, für eine Spielplatzbegehung hatte ich noch keine Zeit. Deswegen kann ich diese Frage gar nicht konkret beantworten. In Bruggen habe ich eine Fläche gezeigt bekommen, auf der wir einen neuen Spielplatz entwickeln können. Am Kirnbergsee könnten wir entlang des Seerundweges begleitende Balancier- oder Hangelstrecken und generationenübergreifende altersgerechte Spielangebote vorsehen.

Ist die Konjunktur weiter eine Herausforderung?

Ein klares Ja. Die Ingenieurbüros sind sehr gut ausgelastet. Wenn sie Aufträge annehmen, müssen wir die Leistungen sehr genau überprüfen und nicht selten zeitaufwändige Anpassungen fordern. Unsere Aufgabe als Koordinator wird oft von vielen unbeeinflussbaren Faktoren begleitet. Hier bedarf es einer guten Portion Mut und Belastbarkeit. Aber: Mut tut gut!

Fragen: Guy Simon