Die Campingbranche unterliegt einem Wandel. Der ist auch am Kirnbergsee spürbar. Gegen Ende der Saison ist der Wandel auch in Zahlen darstellbar. „Es gibt einen Trend zu kürzeren Aufenthalten“, erläutert Fabian Mattner. Er ist Sprecher der Campingplatz-Eigentümer-Gemeinschaft.
Flexibler mit dem Wohnmobil
Kürzere Aufenthalte seien dadurch bedingt, „dass immer mehr Wohnmobile unterwegs sind, die flexibler sind und weniger Aufwand beim Auf- und Abbau erfordern. Viele Gäste bleiben nur wenige Nächte und setzen ihre Reise dann fort. Die Zeiten, in denen Camper ihren Haupturlaub über mehrere Wochen an einem Ort verbrachten, scheinen vorbei zu sein. Dieser Trend hat sich auch 2024 fortgesetzt.
Ebenso die Tendenz, dass die Zelte immer größer werden. Das liege daran, dass Zelte in der Anschaffung deutlich günstiger geworden seien und ein Größeres nur wenig mehr koste. „Zudem wünschen sich die Gäste mehr Komfort, wie getrennte Wohn- und Schlafbereiche.“ Dies führte allerdings zu Platzproblemen, wenn die Dimensionen der Zelte bei der Buchung nicht korrekt angegeben werden. Im Sommer sei der Zeltbereich direkt am See sehr gefragt. Auch in dieser Saison habe es sich wieder ausgezahlt, dass der Bereich neu gestaltet und auf die gesamte zum Platz gehörende Fläche ausgedehnt wurde.
Badegäste entern Zeltwiese
Die Neugestaltung des Zeltbereichs sorgte jedoch nicht nur für zufriedene Camper. Ein Ärgernis bleibt die mangelnde Akzeptanz der Badegäste, die früher die Fläche als Liegewiese genutzt haben. „Es gibt Zeiten, in denen weniger Zelte aufgebaut sind. Da fragen sie: „Wen stört es denn?“. Aber dann werde es zur Gewohnheit. „Und sie legen sich auch in der Hauptsaison hin, wenn der Platz voll ist“, berichtet Mattner. Dabei ist der Bereich optisch abgetrennt und klar beschildert. Einer habe sogar mit der Polizei gedroht, weil er sich im Recht fühlte.
Ein großes Ärgernis für die Betreiber und zahlenden Gäste des Campingplatzes ist, dass viele Badegäste unbemerkt die Toiletten und Duschen der Sanitäranlagen mitbenutzen. Sie schleichen sich zwischen die Camper und nutzen die Einrichtungen, ohne dafür zu bezahlen.

Ein Highlight 2024 für die Badegäste waren die schwimmenden Teile der Badestege, die erstmals seit Jahren wieder installiert worden sind. Man kommt mit der Leiter komfortabel ins Wasser, ohne durch den Schlamm zu gehen und kann durch die Länge auch mal mit dem Subboard anlegen. Diese Neuerung wurde besonders gut angenommen.
Schweizer fliehen vor dem Feuerwerk
Interessant ist die Zunahme der Schweizer Gäste, die inzwischen einen Anteil von 20 Prozent ausmachen. Besonders um den Nationalfeiertag am 1. August kommen viele Schweizer, oft um mit ihren Hunden dem Feuerwerk in ihrer Heimat zu entfliehen. „Dann ist hier Schweizer Woche“, erzählt Mattner schmunzelnd.

Auf dem Platz selbst hat man dieses Jahr in schnelles Internet investiert. Durch geschickt verteilte Access-Points konnte man eine komplette Abdeckung erreichen. Dies war notwendig, weil es auch Gäste gebe, die noch nebenher etwas arbeiten möchten.

Die ehemalige Mitarbeiter-Wohnung mit Blick auf den See wird mittlerweile als Ferienwohnung angeboten und war in dieser Saison gut gebucht. Auch ein eigener Subboard-Verleih gehört nun zum Angebot des Campingplatzes.
Deutlich besser geworden ist das Thema Gänse. Diese sind an den Stränden lange nicht mehr so präsent wie im Vorjahr. Ob es daran liegt, dass inzwischen die eine oder andere geschossen wurde? Trotzdem gab es, vor allem in der Vorsaison, Kotansammlungen auf den Badestegen und Stränden, die teilweise vom Platzwart, aber auch regelmäßig von der Stadt Bräunlingen, entfernt wurden, was Fabian Mattner sehr begrüßt.
Die Parkplatzsituation auf der Nordseite des Sees bleibt hingegen weiterhin angespannt. „Wir haben hier mit Spitzen zu kämpfen, besonders an Wochenenden in der Ferienzeit“, erklärt Mattner. „Der Campingplatz ist voll, das Restaurant ebenso, und dann kommen noch die Badegäste von außerhalb.“

Um diesem Problem zu begegnen, sieht Mattner nur eine Lösung: „Es müssen mehr Parkplätze geschaffen werden, auch wenn sie sich nicht sofort amortisieren.“ Und man dürfe nicht vergessen, dass auch die externen Badegäste für Umsatz im Strandcafé sorgen.
Hoffen auf den „goldenen Herbst“
Was die laufende Saison betrifft, hofft Mattner noch auf einen „goldenen Herbst“. Doch es sei schwer, das Vorjahr zu übertreffen. Denn 2023 war von Ostern bis Herbst sonnig und trocken. Dieses Jahr als Maßstab zu nehmen, wäre jedoch unrealistisch.