Das Jahr, das voll unter dem Schlagwort „Corona-Krise„ stand, ist vor einigen Tagen zu Ende gegangen. 2020 lief anders ab, als man das gewohnt war. Eine Krise eines solchen Ausmaßes, wie Generationen sie nicht erlebt haben hat nicht nur die Länder auf der ganzen Welt dominiert, sondern auch das Geschehen auf der Baar.

Aber wie lief das Jahr aus der Sicht des Bräunlinger Stadtoberhauptes? Was hat sich in der Zähringerstadt 2020 so getan und was steht für die kommenden zwölf Monate an? Inmitten der Krise mussten bestimmte Abläufe ja auch funktionieren und weiterarbeiten – trotz Corona.

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Auf den Kopf gestellt

Besonders stark gefordert waren 2020 in Bräunlingen das Haupt- und Ordnungsamt. Generell haben sich die Leute sehr engagiert: „Es war ein sehr intensives Jahr“, erklärt Bürgermeister Micha Bächle. Man habe im Januar viele eingeleitet, dass 2020 auf den Weg gebracht werden sollte. Noch im Winter 2019 habe man über die Haushaltsplanungen diskutiert: „Als wir den Haushalt aufgestellt haben, haben wir bei den Kalkulationen die erwarteten Einnahmen durch die Gewerbesteuer herabgesetzt“, sagt Bächle. Zuvor war es in dieser Hinsicht ein Spitzenjahr. Das 2020 auch so gut werden könnte, damit hatte niemand gerechnet. Und erst recht hatte niemand mit dem gerechnet, dass dann im März passierte: „Da wurde dann alles auf den Kopf gestellt.“

Man sei zuversichtlich ins Jahr 2020 gestartet, habe aber dann direkt mit den Stürmen „Sabine“ und „Bianca“ zu tun gehabt: „Bräunlingen hat viel Wald. Die Stürme haben dort für Verwüstung gesorgt“, so Bächle. Rund 50 Prozent des Hiebsatzes wurde schlicht weggefegt. Das habe die Bilanz direkt verhagelt. Corona brachte dann schließlich noch ganz andere Auswirkungen mit sich.

Dennoch vieles hinbekommen

Dennoch gibt es Grund genug, auch positiv auf das vergangene Jahr zu blicken: „Trotz der schwierigen Situation haben wir auch einiges hinbekommen“, sagt der Bürgermeister. „Inmitten der Krise haben sich viele gefragt, wie es nun mit unseren Baugebieten weitergeht. Interessieren sich die Leute jetzt für den Kauf eines Grundstücks? Wie läuft die Erschließung der Gebiete weiter? Können alle Fristen eingehalten werden? Wir investieren am Bregenberg immerhin in ein Neubaugebiet mit einem Volumen von über vier Millionen Euro.“ Das Projekt läuft jedoch weiter. In Waldhausen wird das Baugebiet Ende April/Anfang Mai fertiggestellt – und auch die ersten Käufer stehen damals schon parat. „Wir sind am Bregenberg und in Waldhausen gut unterwegs und konnten trotz der Krise gut weitermachen“, so Bächle weiter. Bei der Regelung der Abwasserbeseitigung in der Freiburger Straße in Döggingen ist der erste Bauabschnitt fertig – auch ein Großprojekt der Stadt. Die Quellsanierung in Unterbränd konnte gemacht werden und die Abbiegespur ins neu entstehende Gebiet am Bregenberg ist fertiggestellt.

Auf der Strecke geblieben sind vorerst andere Projekte, wie etwa der Bau eines neuen Feuerwehr-Gerätehauses in Unterbränd. Die Feuerwehr Unterbränd hatte im Herbst mit den Abbrucharbeiten begonnen, weitere Arbeiten seien vergeben: „Der Haushaltsstop von Projekten mit Kostenfaktor von etwa einer Million Euro war richtig“, erklärt Bächle. Großprojekte konnten weiterlaufen.

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Kommende Zeit nicht einfach

Dennoch wird 2021 kein einfaches Jahr. Die Corona-Krise hat auch die heimische Wirtschaft getroffen, das schlägt sich in niedrigen Gewerbesteuer-Einnahmen nieder, die in der Stadtkasse fehlen: „1,7 Millionen Euro Ausfall – das ist ein Wort.“ Hinzu kommen die anstehenden höheren Kreisumlagen, die aus der hohen Gewerbesteuer des Vorjahres resultieren. „Das wir jetzt aus dem Nichts riesige Summen einsparen können, das ist nicht möglich“, erklärt Bächle. „Trotzdem müssen die Projekte weiterlaufen. Wir haben Grundstücke verkauft, im Sommer sollen bereits die ersten Häuser entstehen.“ Verkäufe gab es auch an anderer Stelle. Ein großer Batzen des Gewerbegebietes Niederwiesen II konnte veräußert werden. Rund 7000 Quadratmeter gehören nun einem Unternehmen aus der Region: „Es hat uns sehr gefreut, das in dieser Situation veräußern zu können.“ Der Grundstücksverkauf in diesem Gebiet lief nach der Erschließung nur schleppend an. Nachdem bereits ein erstes neues Gebäude in dem Bereich entstanden ist, daneben einige Erweiterungen, ist der weitere, größere Verkauf eine erfreuliche Nachricht.

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Froh ist Bächle auch darüber, dass es in der Stadt keinen Großausbruch der Krankheit Covid-19 gegeben hat. Zwar kam es durch einzelne Fälle zu einigen Schließungen, ein größerer Ausbruch fand jedoch nie statt: „Richtung Sommer hatten wir zwölf bis 13 Fälle, jetzt sind wir knapp unter 100. Die Leute sind sehr diszipliniert.“ Man habe sich ausgefeilte Konzepte für den Umgang mit den neuartigen Virus überlegt und auch angewandt. So habe es glücklicherweise im Seniorenpflegezentrum bisher keinen positiven Fall gegeben.

Wie lange jedoch die Verordnungen und die dazugehörigen Maßnahmen für Einschränkungen sorgen werden, vermag auch Bächle nicht zu sagen: „Alles ist momentan sehr schnelllebig. Das macht auch die Schwierigkeit aus: Die Planbarkeit ist ein Stück weit verloren gegangen. Man weiß nicht, was in der nächsten Woche kommt. Die Faktenlage ändert sich sehr schnell. Entscheidend ist jetzt, wie es sich weiterentwickelt. Wann ein Ende kommen wird, das kann keiner seriös sagen.“ Im Rathaus habe man einen Krisenstab und alle Bürgermeister des Kreisgebietes treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen Videokonferenzen mit Landrat Sven Hinterseh.

Schnell informieren

Die sich schnell ändernde Faktenlage sorgte auch im Rathaus für Arbeit: „Im Fernsehen wird verkündet, was auf Bundesebene beschlossen wurde. Dann müssen die Verordnungen erst noch geschrieben werden“, erklärt Bächle. Die Anrufe auf dem Rathaus, wie genau jetzt alles gehandhabt werde, kommen aber meist schon am nächsten Morgen: „Wir haben darauf geachtet, immer direkt von uns aus zu informieren, was wir wissen.“ Das führt etwa dazu, dass der Bürgermeister den Telefonhörer in die Hand nimmt und die Friseure anruft, um ihnen zu erklären, was aktuell gilt. „Es herrschte große Verunsicherung“, so Bächle. Das Rathaus reagiert mit noch mehr Flexibilität, der Austausch untereinander habe sich noch mehr intensiviert. In der Krise sei das Miteinander noch mal enger geworden: „Auch im Städteviereck treffen wir gute Absprachen. So reagieren wir einheitlich.“

Deshalb arbeite man jetzt daran, Planungssicherheit für 2021 zu geben: „Daher haben wir die Gewerbeschau erst auf das nächste Jahr gelegt und nicht schon auf den Termin in diesem Jahr.“ Als Botschaft möchte Bächle mit ins Jahr geben, positiv in die Zukunft zu schauen und untereinander weiter solidarisch zu sein: „Das hat bei uns gut funktioniert, in vielen Bereichen.“ So etwa über den Zusammenschluss „Südbaar handelt“. „Die Bevölkerung nutzt das gut und versucht, die vielen Beteiligten zu unterstützen. Man müsse nun noch abwarten, wie die Situation sich gesamtwirtschaftlich entwickelt.

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