Die Windkraft ist in Bräunlingen wieder zum beherrschenden Thema geworden. Das Vorhaben, gemeinsam mit der DGE Wind einen Bräunlinger Windpark ist gescheitert – jetzt gibt es einen neuen Anlauf, mit neuen Investoren.
Dazu hat sich der Gemeinderat in vergangener Sitzung bei vier Gegenstimmen und zwölf Ja-Stimmen entschieden. Der bestehende Vertrag mit der DGE Wind soll aufgekündigt werden, die neuen Investoren sind die Laoco GmbH und die Energiequelle GmbH. Mit ihnen wird nun ein neuer Vertrag ausgehandelt. Auf städtischem und fürstlichem Gebiet sollen dann fünf Windkraft-Anlagen entstehen. Das allerdings mit gewissen Auflagen, etwa der Garantie einer Null-Verschattung.
Was ist mit der Höhe?
Auch hat sich der Rat dazu entschieden, nicht an der vorab festgelegten Höhe der Anlagen von 230 Metern festzuhalten. Dem neuen Stand der Technik entsprechend können sie bis zu 250 Meter hoch werden. Zudem soll es eine Klausel gibt, dass die Investoren mit Fortschritt der Technik die Möglichkeit haben, später noch mal im Gremium vorzusprechen. Das hat mit der langen Dauer der Genehmigung zu tun, in deren Zeitraum sich die Technik der Anlagen weiterentwickeln kann.
Außerdem soll es vor Beginn der Arbeiten ein hydrologisches Gutachten mit Blick auf die Auswirkungen des Windrad-Baus auf die Quellen geben. Zudem will die Stadt bei der Nutzung des Windkraftstroms eine Option der Nutzung oder der Beteiligung, etwa über die Stadtwerke. Der Waldeingriff soll beim Projekt minimiert werden.
Vorab sprach sich Bürgermeister Micha Bächle dafür aus, nicht an der Höhe von 230 Metern festzuhalten: „Alle Bedingungen des Bürgerentscheides sind auf dem Tisch. Ich halte allerdings 250 Meter für sinnvoll.“ Man solle mutig sein und vorangehen.
Die Anlagen entsprechend dem neuesten Stand der Technik und können so auch wirtschaftlich arbeiten, so Bächle weiter. „Ich will eine Option haben, dass sich die Stadt am Strom beteiligen kann.“ Das, so Bächle, sei auch wichtig für die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Gegen eine Verpachtung an die neuen Investoren sprach sich Peter Ebnet von der SPD-Fraktion aus: „Es geht hier um eine Ideologie: Windräder sind gut, alles andere schlecht. Sowas liegt mir fern. Es muss eine Einzelfallbetrachtung sein – und da sehe ich hier mehr Nachteile.“
Man sei in windschwachem Gebiet, zudem werde die Landschaft verschandelt: „Ich denke da an das Kreiserntedankfest. Wir feiern Heimat und Landschaft – und wir zerstören das damit“, so Ebnet.
Die „Massentötung der Vögel“ sei eine Konsequenz, die Auswirkungen der Arbeiten auf das Trinkwasser unbekannt: „Das übliche Argument ist, dass wir unseren Beitrag leisten müssen. Wir sind 2024 Strom-autark. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“
Muss hierher passen
Ähnlich sah das auch FDP-Fraktionssprecher Armin Ewald: „Wir müssen hier Sachen bauen und pflanzen, die auch hierher passen. Es gibt hier auch keinen Reis und keine Melonen.“ Ewald gehe davon aus, dass die anstehenden Windmessungen keinen Unterschied zu jenen von DGE Wind ergeben: „Der größte Brocken ist aber der Bau der Fundamente. Die gehen neun Meter tief. Glaubt ihr, da werden keine Wasseradern durchtrennt?“
„Ich sehe mit nicht als Ideologen. Es geht hier um den Klimawandel und das ist eine Existenzkrise der Menschheit“, sagte Berthold Geyer, Sprecher der Gruppe 84. Sein Ansatz sei es, an seine Enkel zu denken: „Jahrzehnte waren wir hinsichtlich der Energie in einer glücklichen Lage.“ Es sei immer woanders gewesen: „Andere hatten das das Atomkraftwerk vor der Nase.“
Geyer habe „absoluten Respekt“ vor den Argumenten aus Waldhausen: „Aber zu sagen: Es geht uns nichts an?“ Jetzt werde der Naturschutz hoch angesetzt, bei Baugebieten sei das plötzlich nicht mehr der Fall, wenn es nicht gelegen käme. „Mit den Auflagen ist viel erreicht worden. Es wird jetzt die Aufgabe sein, an der Option Bürgerstrom festzuhalten.“
Chance für nachfolgende Generationen
Das Vorhaben sei eine Investition in die Zukunft, so CDU-Stadtrat Hannes Wehinger. „Das ist eine Chance für die nachfolgende Generation, wir müssen schnell was machen.
Das sah auch CDU-Fraktionssprecher Michael Gut so: „Es ist an der Zeit.“ Was den Bodeneingriff betreffe, „so hatten wir in Bräunlingen größere Umwälzungen als fünf Fundamente. Die Eingriffe sind verträglich.“ Gut habe sich mit vielen Bräunlingern zum Thema unterhalten: „Besonders bei den Älteren kam dann sehr oft die Frage: Warum beteiligen wir uns nicht? Ein Vorkaufsrecht auf den Strom für die Stadt oder eine direkte Beteiligung oder mit den Stadtwerken wäre sinnvoll“, so Gut weiter.
Was die Höhe der Anlage betreffe: „Bis da alles durch ist, ist der Stand der Technik wieder ein anderer. Man sollte sich das in zwei Jahren eventuell noch mal anschauen. Wenn es schon da ist, wieso sollen wir dann mit angezogener Handbremse vorgehen?“
Schutz als oberstes Gebot
Der Schutz der Anwohner sei die oberste Grenze des Vorhabens, so CDU-Stadtrat Rolf Schütz: „Wir müssen unsere Bürger vor Emissionen schützen.“ Er stimmte für die Verpachtung, „ich möchte, dass die Stadt ihre Pflicht erfüllt und wir dann keinen Wildwuchs der Anlagen befürchten müssen.“
Schütz richtete deutliche Worte an Christian Böhm, den Geschäftsführer der Laoco GmbH: „Unser Vertrauen wurde schon einmal missbraucht. Wenn wir heute sagen, wir brauchen 250 Meter, dann kommen sie nicht in drei Jahren und sagen, dass sie mehr brauchen.“