In der Diskussion um den geplanten Abriss der Bregbrücke spricht sich Ortsvorsteher Reinhard Müller für einen Abriss aus. Auf Nachfrage des SÜDKURIER begründet er diese Auffassung.

  • Nur ein Provisorium: Rund zwei Jahre würden Abriss und Neubau einer neuen Brücke dauern. Pläne gibt es bisher nur seitens der Straßenbauer des Regierungspräsdiums. Der Umleitungsverkehr könnte dieser Zeit über den Hochwasserdamm des Rückhaltebeckens geführt werden, der Straßenunterbau sei dafür ausgelegt. Der Verkehr zwischen Hubertshofener Straße / Bräunlingen und Donaueschingen oder Villingen würde jenseits der Breg durch das Gewerbegebiet Längefeld geführt. Aber nur über einen begrenzten Zeitraum, mahnt der Ortsvorsteher. Zum einen ginge es bei einer dauerhaften Verbindung darum, tatsächlich eine Landesstraße zu schaffen und zu unterhalten. Bei der zweiten Zufahrt ins Gewerbegebiet, unterhalb der Dammkrone geführt, handle es sich um dagegen um eine kommunale Straße. Beides dürfe man nicht vermischen. Zudem sieht Müller Probleme bei der Streckenführung für den Schwerlastverkehr. Die Abbiegung von der Tannheimer in die Bregtalstraße wäre aus Richtung Tannheim schwer zu bewältigen.
  • Die Optik verschwindet: Die 1909 im Jugendstil errichtete Brücke war laut eines Hinweises von Heimatforscher Hubert Mauz die erste Eisenbetonbrücke in Baden. Markant sind insbesondere die Seitenmauern. Der Anblick, wie sich das Ensemble Brücke, Rathaus und Kirche präsentiert, würde sich aber bei einer Sanierung komplett verändern. Das gesamte Bauwerk ist von Chlorid, einer aggressiven Chlor-Metall-Verbindung, zersetzt. Bei einer erfolgreichen Reparatur des Mauerwerks wäre es unumgänglich, auch die Seitenteile komplett mit einer Außenhaut zu versehen. Die Optik wäre dahin.
Wuchtig, eng aber ein Baudenkmal mit großer Bedeutung für das Dorf: die Wolterdinger Bregbrücke, von der Insel aus aufgenommen.
Wuchtig, eng aber ein Baudenkmal mit großer Bedeutung für das Dorf: die Wolterdinger Bregbrücke, von der Insel aus aufgenommen. | Bild: Wursthorn, Jens
  • Neues bringt Verbesserungen: "Mir tut das in der Seele weh", sagt Müller, wenn er sich für einen Neubau positioniert. Denn die Brücke bedeute der Bevölkerung viel. Gleichwohl könne man nicht verantworten, Geld für eine Sanierung auszugeben, um in zehn bis 15 Jahren wieder vor dem gleichen Problem zu stehen. Zudem verspreche eine neue Brücke eine Reminiszenz an die steinerne Jugendstilverbindung über die Breg. "Seitenelemente, welche an die der bisherigen Brücke erinnern, könnten in die Planung eingebracht werden", wirbt Müller um Wohlwollen für das Vorhaben. Und auch für Autofahrer brächte der Neubau Verbesserungen. Laut Straßenplanern wäre von einer Breite von 6,50 Metern auszugehen: ein deutlicher Fortschritt gegenüber den maximal fünf Metern an der engten Stelle, die in der Vergangenheit bei Gegenverkehr schon so manchen Außenspiegel kostete.
  • Bewusstes Schweigen: Im Ortschaftsrat waren vergangene Woche die Wogen hoch gegangen, weil die Abbruchgenehmigung dem Ortschaftsrat offenbar schon seit August 2017 vorlag. Kritisiert wurde Müller, er habe die Bürger mehr als ein Jahr nicht informiert. Er habe nicht allein mit dem Problem, sondern mit einer Lösung "mit Hand und Fuß" an die Öffentlichkeit gehen wollen, sagte Müller. Um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, sei diese Vorgehensweise so im Ortschaftsrat beschlossen worden. "Das würde ich wieder so tun", meinte er. Denn seither habe sich der Sachstand nicht geändert. Immer wieder habe sich Müller an die Behörden gewandt. Zuletzt, mit banger Besorgnis und in Kenntnis von Fahrzeugen, die mit mehr als die erlaubten 30 Tonnen Gesamtgewicht die Brücke überfahren, nach dem Brückenunglück vor Monaten in Genua.