Mit einem Satz fasst Bürgermeister Severin Graf die Kriminalstatistik für das Jahr 2018 zusammen: „In Donaueschingen lässt es sich gut und sicher leben.“ Denn nachdem Revierleiter Thomas Knörr für 2017 keine so überwältigenden Zahlen präsentieren konnte, hat sich das Bild nun gewaltig geändert. „Wir haben in allen Deliktsfeldern einen mehr oder weniger starken Rückgang“, erklärt Knörr.
30 Prozent weniger Straftaten
Das fängt an bei den gesamten Straftaten. Waren es 2017 noch 1480 Fälle und 2016 gar 1541 Fälle, so gab es im vergangenen Jahr nur noch 1012 Fälle – im Fünf-Jahres-Vergleich die niedrigste Zahl überhaupt. Doch woran liegt es denn, dass die Zahl der Straftaten über 30 Prozent gesunken ist? Laut Knörr liegt das ein Stück weit an der Erstaufnahmestelle. Durch sie hat die Polizei auch Unterstützung von anderen Revieren bekommen und eine verstärkte Präsenz war möglich. „Diese Maßnahme hat sich generell auf die Straftaten ausgewirkt“, erklärt Knörr.
Tuttlingen hat wieder Spitzenplatz bei Kriminalhäufigkeit
Und so steht Donaueschingen im Vergleich zu anderen Kommunen wieder gut da: Damit die Polizei die Gemeinden und Städte mit ihren unterschiedlichen Größen auch vergleichen kann, gibt es die sogenannte Häufigkeitszahl, bei der die Zahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner hochgerechnet wird. Im Jahr 2017 betrug in Donaueschingen die Häufigkeitszahl 6620 – und damit wurde die Stadt Tuttlingen, der bislang immer der erste Platz vorbehalten war, verdrängt und Donaueschingen war im Polizeipräsidium Tuttlingen die am stärksten mit Kriminalität belastete Kommune.

Nun hat Tuttlingen mit einer Häufigkeitszahl von 7127 wieder den ersten Rang und Donaueschingen nur noch eine Häufigkeitszahl von 4501. Auch das ist im Vergleich der vergangenen fünf Jahre ein Tiefstand.
Überdurchschnittliche Aufklärungsquote
Die Zahl der Straftaten ist das eine. Doch wie viele konnten davon aufgeklärt werden? Von den registrierten 1012 konnten 696 Straftaten aufgeklärt werden. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 68,8 Prozent. Zwar lag die Aufklärungquote 2017 mit über 70 Prozent höher, doch Knörr ist auf die Leistung seine Reviers trotzdem stolz. „Im Vergleich stehen wir immer noch sehr gut da“, erklärt Thomas Knörr. Denn Donaueschingen liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 62,7 Prozent, dem Durchschnitt im Schwarzwald-Baar-Kreis, der 63,8 Prozent beträgt, und dem des Polizeipräsidiums Tuttlingen, der sich auf 64,7 Prozent beläuft.
Zu den 696 aufgeklärten Straftaten gibt es 596 Tatverdächtige. „Seit fünf Jahren ist erstmals ein Rückgang bei den nicht-deutschen Tatverdächtigen zu registrieren, was auch auf die rückläufige Belegungszahlen in der Erstaufnahmeeinrichtung zurückzuführen ist“, erklärt der Polizeichef. Das bedeute aber gleichzeitig nicht, dass es bei den 270 nicht-deutschen Tatverdächtigen nur um Bewohner der Notunterkunft handelt. Darunter fallen alle Tatverdächtigen, die keinen deutschen Pass haben. Auch die Zahl der deutschen Tatverdächtigen ist gesunken – von 410 auf 326.
Weniger Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen
Der Anteil der Asylbewerber und Flüchtlinge unter den ermittelten Tatverdächtigen sank laut Knörr von 29,2 Prozent im Jahre 2017 auf 22,9 Prozent im vergangenen Jahr. von den 696 aufgeklärten Straftaten wären 178 von Asylbewerbern oder Flüchtlingen begangen worden, die zum Tatzeitpunkt in der Notunterkunft gewohnt haben. Dies entspreche einem Anteil von 25,6 Prozent und bewege sich somit auf dem Niveau des Vorjahres, in dem es 26 Prozent waren. „97 dieser Straftaten, also mehr als die Hälfte, wurden in der Erstaufnahmeeinrichtung begangen und dementsprechend in der Regel ohne unmittelbare Wahrnehmung der Bevölkerung“, erklärt Knörr.
Körperverletzungen, Diebstähle, Einbrüche: Details der Kriminalstatistik
- Roheitsdelikte: Ein besonderer Fokus legt Thomas Knörr mit seinem Team auf die Rohheitsdelikte: „Darunter fällt alles, was Gewalt gegen Menschen beinhaltet, wie Körperverletzungen, Bedrohungen oder Raub“, so der Revierchef. Und auch hier kann Knörr einen Rückgang vermelden: Spitzenreiter war 2016 mit 307 Rohheitsdelikten, 2017 waren es noch 234 Fälle und im vergangenen Jahr ist die Zahl auf 177 Rohheitsdelikte gesunken. Bei 90 Fällen handelt es sich um Körperverletzungen und bei 39 Fällen um gefährliche oder schwere Körperverletzungen.
- Sonderauswertung: Unter dem Stichwort „Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum“ macht die Polizei Sonderauswertungen. „Wenn Gewaltdelikte im öffentlich Raum begangen werden, dann hat das große Auswirkungen auf das objektive, aber auch auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger“, erklärt Knörr. Die Sonderauswertung umfasst Delikte wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub und Körperverletzungen. Während die Zahl landesweit um fünf Prozent angestiegen ist, ging sie im Polizeipräsidium Tuttlingen um ein Prozent und im Schwarzwald-Baar-Kreis um 7,6 Prozent zurück. In Donaueschingen sank die Zahl der Fälle im Bereiche „Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum“ um 25 Prozent. Waren es 2916 noch 67 Fälle und 2017 noch 50 Fälle, so werden für das vergangene Jahr 37 Fälle aufgeführt. Dabei handelt es sich um den niedrigsten Wert der vergangenen fünf Jahre.
- Diebstähle: Um 33 Prozent sind die Zahl der Diebstähle gesunken, sodass es im vergangenen Jahr nur noch 325 Fälle waren. „Wir haben massive Rückgänge“, erklärt Knörr. Bei den einfachen Diebstählen, wozu alle Fälle zählen, in denen das Diebesgut nicht gesichert war, sank die Zahl der Fälle um 36 Prozent auf 254 Diebstähle. Und auch bei den schweren Diebstählen, wozu allerdings auch schon ein abgeschlossenes Fahrrad zählt, ist ein Rückgang von 21 Prozent auf 71 Fälle zu verzeichnen. Einzig die Zahl der Diebstähle, die im Zusammenhang mit Wohnungseinbrüchen steht, ist die Zahl angestiegen – von sechs auf zehn Fälle. Der Spitzenwert aus dem Jahr 2014, der 20 Fälle beträgt, wird aber nicht erreicht. (jak)