
Bevor es für die EM-Fahrer zu den Hindernissen geht, steht erst einmal die Sektion A an. Das heißt hinter dem Turniergelände hinaus, wo die Pferde sich erst einmal auf einer fünf Kilometer langen Strecke warm laufen können. Bevor es zur Sektion B geht, wo die Hindernisse auf die Gespanne warten, muss der Vet-Check passiert werden. Zehn Minuten Zeit – Puls, Atmung und Temperatur der Tiere werden kontrolliert und ob sie eine Verletzung haben. Und dann geht es endlich los.
Einfahrt in den Schlosspark: Jetzt geht es los
Als erste Herausforderung wartet der Kreisel auf die Gespannfahrer, er ist noch keine große Herausforderung. „Dieses Hindernis ist erst einmal zum Einfahren, dann wird es mit jedem Hindernis schwerer“, sagt Ludwig Rummelsberger, Vize-Parcourschef und seit 2013 beim Reitturnier. Für die Fahrer gilt es, die Pfosten in alphabetischer Reihenfolge zu durchfahren.
Im Rosengarten, dem zweiten Hindernis, wird es schon etwas schwerer. Für die Fahrer gilt, bei der Durchfahrt muss die rote Buchstabensäule auf der rechten und die weiße auf der linken Seite sein. „Nicht immer ist der kürzeste Weg auch der schnellste“, so Rummelsberger. Für die Fahrer bedeutet das im Vorfeld: die Hindernisse abgehen, den Plan studieren und sich den besten Weg überlegen, der ideal für das eigene Gespann ist.
Da bei einer EM alle 1000 Meter ein Hindernis kommen darf, geht es nun hinüber zum Bahndamm neben dem Fahrplatz. Unebenheiten sind gerade in der Kurvenlage für die Fahrer eine Herausforderung, damit die Kutsche nicht kippt. Hoch auf den Hügel, wieder hinunter, um die Kurve, wieder hinauf.
In einer großen Schleife geht es zum Hexenkessel oder auch Sturm Lothar. Als bei dem großen Unwetter 1999 hier ein großer Baum umgefallen ist, war Platz für das Hindernis mit seiner etwas abseitigen Lage an der Brigach in Richtung Zusammenfluss und hinter dem Lager der Springreiter. Von den Zuschauern wird es kaum beachtet, die Gespannfahrer dürfen es allerdings nicht auslassen und müssen die beiden Hexenpuppen mehrmals umfahren.
Während rechter Hand langsam das Springstadion zu sehen ist, taucht am Wegrand das fünfte Hindernis auf: Musikantenbrunnen – für Zuschauer schön anzusehen mit seinem Brunnen in der Mitte und den überdimmensionalen Würfeln. Doch für Pferde kann die Dekoration gleichzeitig Ablenkung bedeuten. „Wenn ein Pferd etwas nicht kennt, dann zögert es und schaut erst einmal und das kostet dann wertvolle Zeit“, so Rummelsberger.
Zurück geht es in den Schloßpark und in Richtung Brigach. Die Brigachdurchfahrt ist beim Marathon der absolute Publikumsmagnet. Viele wollen sehen, wie es mit hoher Geschwindigkeit und viel spritzendem Wasser durch den Fluss geht. Schließlich versuchen die Fahrer, schnellstmöglich das Hindernis zu absolvieren, da hier die Zeit gemessen wird. Für den Schnellsten lockte auch immer ein eigener Preis. Doch Achtung: Bei der Europameisterschaft wird heute Morgen zwar auch durch die Brigach gefahren, aber es gibt keine Zeitmessung und die Gespanne können auch Schrittgeschwindigkeit fahren.

Einen Bogen nach rechts und das Hindernis Nummer sieben taucht auf. Der Schafstall oder das Jagdhaus – früher wurde auch direkt durch das Bauwerk gefahren, doch das hält es mittlerweile nicht aus. Eine weitere Herausforderung bei diesem Hindernis: Es empfiehlt sich überhaupt nicht, an bestimmten Stellen gegen die Pfosten zu donnern, um eine bessere Linie fahren zu können. Denn fällt der kleine gelbe Ball herunter, gibt es Strafpunkte.
Zurück geht es zum Fahrplatz. Das Indianerlager hat es in sich. Das flatternde Zelt kann die Pferde ablenken und die Senke, in deren Mitte auch noch ein Marterpfahl die direkte Durchfahrt versperrt, birgt eine weitere Herausforderung. Während der Fahrer die Kutsche lenkt, muss der Beifahrer den richtigen Weg angeben und der Dritte auf der Kutsche schauen, dass sie ihr Gleichgewicht hält, wenn es in der Hanglage um die Kurven geht. Wird ein Tor vergessen und das Gespann überquert die Ziellinie des Hindernisses, kann der Fahrer auch die Prüfung vergessen.
Eigentlich war‘s das jetzt, doch für die Europameisterschaft wurde eigens ein neuntes Hindernis entworfen. Allerdings soll es auch wieder abgebaut werden, daher haben die Verantwortlichen auf ein mobiles Hindernis gesetzt. Das bringt aber auch Nachteile mit sich. Da die einzelnen Hindernisse nicht tief im Boden verankert sind, wurde die Gesamtanlage weitläufiger gestaltet. Die Kurven sind nicht so eng gestaltet und damit sind auch höhere Geschwindigkeiten möglich.

Und wer ist nun Europameister? Das steht erst am Sonntag fest, denn auf die Fahrer wartet noch die dritte Prüfung.