Die einen lieben ihn, die anderen halten ihn für überflüssig: Am Stadtbus scheiden sich die Geister. Seit Oktober drehen die Busse nun auf drei Linien ihre Runden durch die Stadt. Für den einen sehen sie voll aus, für den anderen leer. Jeder hat so seine eigene Wahrnehmung.

Doch die Zahlen, die müssten eigentlich eine eindeutige Sprache sprechen? Für das erste halbe Jahr liegen sie nun vor. Und zwar nicht nur für die Ein-Euro-Tickets, auf den sich der Blick in den vergangenen Monaten immer gerichtet hat, sondern auch für die nicht-subventionierten Fahrkarten. Unter dem Strich stehen 110 009 Beförderungen von Anfang Oktober 2017 bis Ende März 2018.

  • Optimismus im Rathaus: "Die erzielten 110 000 Beförderungen des Donaubusses in den ersten sechs Monate stimmen optimistisch und lassen die von dem Planungsbüro IBV Hüsler prognostizierten 250 000 Fahrten im ersten Jahr erreichbar erscheinen", teilt Beatrix Grüninger, Pressesprecherin im Rathaus, mit. Allerdings müsse man auch beachten, dass allgemein in den Sommermonaten die Fahrgastzahlen im Vergleich zu den Wintermonaten niedriger sein werden. Und so sind die Stadtverwaltung und der Betreiber des Donaubusses, die VGB Verkehrsgesellschaft Bregtal, mit der Halbjahresbilanz des Donaubusses mehr als zufrieden. Denn nicht nur das Hüsler-Ziel scheint erreichbar. Die Fahrgastzahlen wären in den ersten drei Monaten dieses Jahres gegenüber den Vergleichsmonaten aus dem vergangenen Jahr jeweils verdoppelt worden. Und tatsächlich, wer einen Blick auf die Zahlen des alten Stadtbuses wirft und sie mit dem Donaubus vergleich, der sieht, dass selbst im Monat der Einführung die Zahlen mit 11 946 Beförderungen schon über denen im Vergleichsmonat des Vorjahres lagen, die sich auf 10 227 Beförderungen belaufen. Im März haben sie sich mit 10 240 Beförderungen in 2017 auf 20 228 Beförderungen in 2018 beinahe verdoppelt.
  • Das sind die Gründe: Liegt das vielleicht am Ein-Euro-Ticket, das die Stadt subventioniert und mit dem sie ihren Bürgern den Stadtbus schmackhaft machen will? Immerhin kommen so 24 000 Beförderungen hinzu. Das sind allerdings nur 21,8 Prozent der insgesamt 110 009 Beförderungen, die für den Donaubus in seinen ersten sechs Monaten auf dem Papier stehen. Der Großteil der Beförderungen kommt nämlich über die Monatskarten und die Abos zustande: 2033 Beförderungen mit der Montaskarte für Erwachsene, 20 226 Beförderungen mit der Monatskarte für Schüler, 52 205 Beförderungen mit dem Abo und nochmals 21 169 Beförderungen mit dem geförderten Schüler-Abo. Macht zusammen 85 633 Beförderungen mit dem Stadtbus im ersten halben Jahr. Das sind immer 77,8 Prozent.
  • Leere Busse: Dass diese Fahrgäste auch tatsächlich den Bus genutzt haben, ist damit allerdings nicht gesagt. Denn es handelt sich hier um eine rechnerische Zahl. Monatskarten und Abos werden nämlich in der Statistik mit dem sogenannten Auslastungsfaktor 59,8 multipliziert. Egal ob der Besitzer der Karte diese nun täglich oder einmal in der Woche benutzt – in der Statistik wird er mit 59,8 Fahrten gerechnet. Auch wenn er sein Abo gar nicht für den Stadtbus nutzt, sondern irgendwoanders in der VSB-Tarifzone acht unterwegs ist.
  • So wird gerechnet: Wer jetzt aber ein Schönrechenmodell vermutet, mit dem der Stadtbus zum Erfolgsmodell gemacht werden soll, der irrt: "Der Faktor ist gesetzlich vorgeschrieben. Das wird in ganz Deutschland so gerechnet", erklärt Manfred Schürmann, der beim Stadtbusbetreiber Verkehrsgesellschaft Bregtal für das Zahlenwerk verantwortlich ist. Den Ursprung habe diese Berechnung in der Schülerbeförderung, wo davon ausgegangen wird, dass die Kinder Nachmittagsunterricht haben und in der Mittagspause nach Hause kommen. Auch die Ausnutzungsfaktoren für die Wochen- und die Tageskarten wären festgelegt. Allerdings fällen diese nicht so sehr ins Gewicht, weil der Ausnutzungsfaktor wesentlich niedriger angesetzt ist. Bei den Tageskarten liegt er bei 2,3 und bei den Wochenkarten bei 13,8. Neu ist diese Berechnung nicht: "Ich bin seit 1972 in diesem Gewerbe unterwegs und das ist schon immer so", erklärt Schürmann.
  • Die Auswirkungen: Finanziell gesehen werden diese Berechnungen wohl dafür sorgen, dass der Zuschussbedarf für den Stadtbus nicht weiter steigt. Denn die prognostizierten Zahlen, die das Planungsbüro zur Berechnung verwendet hat, werden aller Voraussicht nach eingehalten. 502 000 Euro sind im Haushaltsplan 2018 vorgesehen, das sind allerdings die kompletten Ausgaben, in denen auch Personalkosten enthalten sind. Der Zuschussbedarf wird mit 402 00 Euro eingeplant – in dieser Summe sind allerdings auch die Subvention der Ein-Euro-Tickets und das Marketing enthalten. Beides ist aber als Anschubinstrument gedacht und wird nicht dauerhaft sein. Sollten sich die Zahlen also weiter so entwickeln, dann ist es wahrscheinlich, dass es bei dem prognostizierten Rein-Zuschuss von 300 000 Euro bleibt.