Ein Foto aus der Jubiläumschronik verdeutlicht auf einen Blick, was den Markenkern des Maschinenrings seit jetzt 50 Jahren ausmacht. Das Zeitdokument aus den Achtzigern zeigt einen kleinen Traktor samt Fahrer, der einen Ladewagen zieht. In ihm landet die Grassilage, die mithilfe eines Häckslers gewonnen wird, der wiederum von einem großen Schlepper gezogen wird, an dessen Steuer ein weiterer Mann sitzt. Da arbeiten also zwei Landwirte mit ihren eigenen Fahrzeugen Hand in Hand. Zusammengebracht hat beiden der Maschinenring. Er hat auch als eine Art ehrlicher Makler die Spielregeln festgelegt, wie die Dienstleistung, die ein Landwirt für den anderen erbringt, zu bezahlen ist. Das Geschäftsmodell auf den Punkt gebracht: Eine Hand wäscht die andere und der Maschinenring wacht darüber, dass beide Hände sauber bleiben.

Klaus Hall vom Waldhof in Aasen war einer von rund 60 Landwirten, die am 13. Februar 1970 im Mönchweiler „Ochsen“ den Maschinenring Schwarzwald-Baar aus der Taufe gehoben haben. Von 1974 bis 2009 war er auch dessen Geschäftsführer. „Wir haben uns als Selbsthilfeorganisation und als neutrale Vermittler zwischen den Landwirten gegründet, um Maschinen gemeinsam zu nutzen und Arbeitseinsätze in der Gemeinschaft besser bewältigen zu können“, erzählt Hall, dessen Sohn Rainer in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist. Im 50. Jubiläumsjahr zählt der eingetragene Verein 763 Mitglieder, an deren Spitze der Vorsitzende Klaus Grieshaber steht. Die klassischen Arbeitsbereiche gibt‘s immer noch, gleichzeitig hat sich der Maschinenring aber zu einem breit aufgestellten Dienstleistungsunternehmen mit 20 Vollzeitkräften und rund 50 Teilzeitbeschäftigten weiter entwickelt.

Dass der Maschinenring eine Erfolgsgeschichte schreiben wird, war zunächst nicht abzusehen. Denn Landwirte sind stolz auf ihre Selbstständigkeit und Klaus Hall kann sich gut daran erinnern, dass Angehörige seiner Zunft den Maschinenring abschätzig als Kolchose bezeichneten. Doch die Widerstände wurden aufgegeben und Rainer Hall schätzt, dass heute rund 90 Prozent aller aktiven Landwirte im Schwarzwald-Baar-Kreis beim Maschinenring mitmachen. Bei einer Jahresmitgliedschaft von 80 Euro ist der finanzielle Beitrag auch sehr günstig.

Im Laufe der Jahre hat sich der Maschinenring immer wieder neue Geschäftszweige erschlossen. So betreibt er bis auf zwei Ausnahmen alle Wertstoffhöfe im Schwarzwald-Baar-Kreis und stellt über seine Grüngutannahmestellen Kompost her und vertreibt diesen. Außerdem ist der Maschinenring am Biomassezentrum Hochschwarzwald beteiligt, das erneuerbare Energie durch Holzhackschnitzel erzeugt.
Das in der Öffentlichkeit wohl bekannteste Produkt des Maschinenrings dürfte das aus Raps gewonnene Baargold sein, ein kalt gepresstes Speiseöl. Um es produzieren zu können, ist der Maschinenring extra Gesellschafter der Donaueschinger Ölmühle geworden, auch Biodiesel wurde hier einst hergestellt. Noch 2007 war die Ölmühle mit 10 000 Tonnen Rapssaat zu 95 Prozent ausgelastet. Der Löwenanteil wurde als Treibstoff an die Mineralölbranche verkauft. Doch nachdem der Biokraftstoff gleich teuer wurde wie fossiler Diesel, war der Absatz zusammengebrochen. Der Vertrieb von Baargold hat sich seit Markteinführung Anfang der 2000er-Jahre zwar erfreulich entwickelt, konnte aber die Verluste im Kraftstoffbereich bei weitem nicht ausgleichen.
Hilfe im Bürokratie-Dschungel wird immer wichtiger
Ein weiterer Erfolgsfaktor: Der Maschinenrings ermöglicht den Landwirten ein Zuerwerbseinkommen in Kooperation mit den Kommunen. Zum Beispiel, indem Bauern den Winterdienst übernehmen. Ebenfalls wichtig: Der Maschinenring hilft seinen Mitgliedern, sich im Bürokratie-Dschungel zurecht zu finden. So wurde vor Kurzem extra ein Fachmann eingestellt, der die Mitglieder in allen Fragen der neuen Düngeverordnung berät. Neben diese menschliche Hilfe tritt die maschinelle: Der Maschinenring hat neue Mietfässer mit sogenannter Schleppschuh-Technik für seine Mitglieder angeschafft. Damit wird Dünger/Gülle bodennah ausgebracht – eine Maßnahme, die der Umweltschutz von Landwirten heute einfordert.
So leistet der Maschinenring seinen Beitrag, die Interessen der Landwirtschaft mit denen von Gesellschaft und Umwelt in Einklang bringen. Wenn ihm das weiter gelingt, kann er in 50 Jahren sein 100. Jubiläum feiern.
Wegmarken des Maschinenrings
1970: Als „Vater“ des Maschinenrings wird in der zum 50. Jubiläum aufgelegten Chronik der damalige stellvertretende Leiter des Landwirtschaftsamts Villingen, Oberlandwirtschaftsrat Hans Rösch, genannt. Das erste große überbetriebliche Engagement des Maschinenrings war der Einsatz eines eigenen Rübenvollernters bei zahlreichen Betrieben im Schwarzwald-Baar-Kreis.
1974: Klaus Hall wird Geschäftsführer, die erste Geschäftsstelle ist dessen Wohnzimmer. Im selben Jahr geht der Betriebshilfsdienst an den Start, eine der Säulen der Maschinenring-Erfolgsgeschichte
1978: Die erste Silagegemeinschaft wird gleich zum Erfolg und macht deutlich, was alles möglich ist, wenn die Mitglieder Hand in Hand arbeiten. Seither können auch kürzere Schönwetterphasen zur Silageernte genutzt werden.
1986: In diesem Jahr beginnt das Zuerwebs-Geschäft für Landwirte. Und zwar im Bereich der Landschaftspflege und bei Kommunalarbeiten wie dem Winterdienst.
1990: Der Maschinenring sammelt erstmals Grüngut im Auftrag des Landratsamtes.
1994: Erste Rapsölpressung. Das Speiseöl Baargold wird im Laufe der Jahre zum bekanntesten Produkt des Maschinenrings. Später scheitert der Versuch, Bio-Diesel zu produzieren und zu vermarkten an den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
1999: Die Geschäftsstelle bezieht neue Räume in der Raiffeisenstraße 28. Jetzt sind alle Maschinenring-Dienstleistungen unter einem Dach untergebracht. Auch der Maschinenpark samt Werkstatt findet hier Platz.
2006: Der Maschinenring gewinnt die europaweite Ausschreibung für den Betrieb der Kompostanlagen in Villingen und Hüfingen.
2014: Mit der Anschaffung eines ersten eigenen Separators steigt der Maschinenring in die Gülleseparation ein. Jetzt kann Gülle besser bodennah ausgebracht werden.
2020: Zum 50. Geburtstag des Maschinenrings überbringt Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Agrartag beste Glückwünsche.