
Die großen Pferdetransporter stehen in einer langen Schlange auf dem Reitturniergelände aufgereiht. Am Donnerstag ist logistischer Großkampftag. Dann kommt ein Großteil der Turnierteilnehmer an. Mit Pferd, Laster, Material.

Ziel ist ein Holzverschlag am Eingang zum Gelände. Dort stehen Emely Schwall, Carolin Auer und Lucca Würthner. Sie sind das Empfangspersonal. Sie notieren, wer angekommen ist, gleichen das mit ihrer Liste ab, notieren, wer wie viele Strohballen bekommen, wie viel Einstreu mitgenommen hat. Außerdem schreiben sie die Telefonnummer der Ankommenden auf – für den Notfall. Was den Job anstrengend macht: Sie sind rund um die Uhr im Einsatz. Etwa ab 18 Uhr am Donnerstag kommen die ersten an, das verteilt sich dann über die nächsten Stunden. „Wir haben auch eine Anmeldung auf 5 Uhr morgens“, erklärt Würthner. „Das wird ein langer Tag.“ Die Gruppe übernachtet auf dem Gelände, steht auch zu dieser Uhrzeit parat.

Lucca Würthner ist hier der Stallmeister. Er zeigt den Ankommenden, wo es Stroh zu holen gibt und wo Einstreu für die Stallboxen zu finden ist. Der Bereich ist üblicherweise abgeschlossen. „Zwei Strohballen gibt es umsonst, für den Rest muss bezahlt werden“, erklärt Würthner. Will jemand Stroh, dann geht er mit, schließt auf. Allerdings steigt er auch mal den Strohberg hinauf, um Ballen nach unten zu werfen.

Die Menge an Stroh nimmt mit jeder neuen Ankunft stetig ab. Mit dem Nachschub sei es nicht ganz einfach, erklärt Würthner: „Der Lieferant hatte nicht mehr zur Verfügung, ein anderer muss das Material erst manuell verladen. Also dauert es etwas länger.“
Vielseitige Arbeit
Als Stallmeister muss sich Würthner jedoch nicht nur um das Stroh kümmern. Zu seinem Aufgabenbereich zählt eigentlich alles, was rund um die Ställe so anfällt. Dabei hat er auch mit Kühlschränken zu tun. Wie das zum Reitturnier passt? Irgendjemand hat nach seiner Ankunft Kühlschränke ausgeladen und unter freiem Himmel aufgestellt.

„Die sind nicht überdacht. Das kann so nicht bleiben“, erklärt Würthner. Dann taucht einer der Besitzer auf. Er ist einsichtig, nimmt den Kühlschrank wieder mit. Dann klingelt Würthners Handy, vorne bei der Hütte gibt es ein Problem.
Stau vor den Ställen
Die Schlagzahl der ankommenden Laster hat sich erhöht. Einige sind bereits vor die Stallboxen gefahren und haben mit dem Ausladen begonnen. Das führt jedoch dazu, dass der Weg komplett dicht ist. „Erstmal lassen wir hier keine mehr reinfahren“, sagt Würthner.

An den Anmeldestand kommt ein junger Mann. „Wir stehen ganz hinten in der Schlange“, erklärt er. Man wolle sich allerdings schon mal anmelden. Die Listen werden vorgelegt, allerdings findet sich der Name nirgends. Emely Schwall und Carolin Auer helfen beim Suchen. Der Name taucht jedoch nicht auf. Eine Lösung für das Problem wird jedoch gefunden: „Sind sie zum Springreiten hier?“, fragt Auer. „Nein. Dressur.“ Die Anmeldung für diese Disziplin befindet sich jedoch woanders auf dem Gelände. „Dann müssen sie nach drüben, auf die andere Flussseite“, erklärt Auer. Ein kleiner Trost: Der Laster steht hinten, kann aus der Schlange noch raus.

Die Blockade des Weges ist noch nicht aufgelöst. Dort wird gerade noch ausgeladen, die Pferde in die Stallboxen geführt.

Währendessen kommen weiter Ankömmlinge an die kleine Holzhütte. Carolin Auer muss um Geduld bitten: „Wenn‘s geht, bitte noch etwas warten. Wir müssen hier erst das Chaos auflösen.“ Das regeln die Lastwagenfahrer untereinander. Dafür müssen die Laster allerdings rückwärts fahren, um den Weg zu räumen. Dabei geht es knapp her. Lucca Würthner räumt einen Bauzaun beiseite, damit ausreichend Platz ist.

Langsam füllen sich auch die Stallboxen. Dafür haben die Pferdebesitzer bereits im Vorfeld alle Wünsche angegeben: „Da gibt es eben verschiedene Ansprüche. Manche mieten etwa direkt mehrere Boxen an, damit das Pferd entsprechend mehr Platz hat“, sagt Würthner. Dann klingelt das Telefon wieder. Wohin müssen die Show-Teilnehmer?

Bei all dem Stress: Die Gruppe macht das ehrenamtlich: „Wir reiten auch selber und es macht uns einfach Spaß“, sagt Emely Schwall, die auch schon im vergangenen Jahr in der kleinen Hütte gearbeitet hat. Was jetzt noch unklar ist: Wo genau die Nacht verbracht wird. Eigentlich sollte ein kleiner Wohnanhänger kommen. Ob das klappt, ist allerdings unklar. Zur Not geht es dann eben ins eigene Auto. Stets mit dabei: Das Mobiltelefon. Wer in der Nacht anruft, klingelt die Gruppe wach. „Wir versuchen dann auf deren Ansprüche einzugehen“, sagt Würthner. „Wer sieben Stunden Fahrt hinter sich hat, der will bei der Anmeldung nicht ewig warten.“ Schließlich sind die Laster weg, die Pferde werden versorgt. Es ist ruhig. Vorerst. Schon bald wird es weitergehen. Bis zum nächsten Morgen.