Katharina Schaub

Fleisch wird billiger. Diese Meldung passt kaum in eine Zeit, in der vor allem über Inflation, steigende Gas- und Energiepreise und Mehrkosten für Verbraucher berichtet wird. Dennoch hat der Discounter Aldi genau das Anfang Juli verkündet. Gleich mehrere Fleischprodukte kosten weniger, andere Supermärkte werden vermutlich nachziehen.

Das ist eine Entwicklung, die Christof Meyer mit Skepsis betrachtet. Er führt gemeinsam mit seiner Frau Tanja Meyer den Steinenhof in Aufen. Hier verkauft er sein Fleisch direkt über einen Automaten und im Hofladen an seine Kunden. „Unsere Preise sind hier nach wie vor gleich“, berichtet Meyer.

Christian Meyer vom Steinenhof.
Christian Meyer vom Steinenhof. | Bild: Katharina Schaub

Dabei hat die Familie Meyer durch die gestiegenen Energiepreise eigentlich Mehrkosten. Die will er aber nicht an die Verbraucher weitergeben, sondern nimmt weniger Gewinn in Kauf. Dabei sagt er aber auch: „Wie lange wir unsere Preise so halten können, müssen wir mal sehen.“

Kein Vergleich mit Discountern

Seine Preise jetzt nach unten zu drücken, nur weil das Supermärkte tun, kommt für ihn nicht in Frage. „Am Discounter können wir uns nicht orientieren“, stellt er klar. Die Preise von vergleichbaren Direktvermarktern oder anderen Hofläden behält er zwar im Blick, aber nicht, um sie zu unterbieten.

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Das Problem an den Preissenkungen, so Meyer, sei, dass die Supermärkte nicht an der Marge, sondern am Einkaufspreis sparen. „Wenn der Supermarkt Fleisch nur zu vorgegebenen, niedrigen Preisen abnimmt, dann wird das für die Bauern zum Problem“, erklärt er. Deshalb verkauft er seine Produkte über eine Erzeugergemeinschaft, die es den Bauern als Gruppe ermöglich, bessere Preise zu verhandeln.

Sparen bei Lebensmitteln?

Dass viele Verbraucher nun stark aufs Geld schauen oder schauen müssen, dafür haben Christoph Meyer und seine Frau Tanja Verständnis. „Wir spüren da natürlich eine starke Verunsicherung bei den Kunden“, sagt der Landwirt. „Viele denken, wenn sie jetzt nicht an Lebensmitteln sparen, dann reicht es im Herbst nicht mehr für die Heizkosten.“ Das schlägt sich auch in der Nachfrage im Hofladen wieder. Während der Pandemie hätten plötzlich viele Kunden Zeit gehabt sich mit den Thema Lebensmittel zu beschäftigen und verstärkt regionale Produkte gekauft.

Tanja Meyer vom Steinenhof.
Tanja Meyer vom Steinenhof. | Bild: Katharina Schaub

„Jetzt bemerken wir aber, das die Leute zuerst für alle andere Dinge Geld ausgeben und zuletzt an das Thema Lebensmittel denken“, so Tanja Meyer. „Das ist aber in meinen Augen die falsche Herangehensweise.“ Der feste Kundenstamm des Hofes sei trotz allem geblieben, aber vor allem Gelegenheitskunden bleiben weg. Etwa ein Drittel weniger Kunden hätten sie zur Zeit, schätzt Christoph Meyer.

Kunden kaufen bewusst in Hofläden

Eine bisher ungebrochen hohe Nachfrage erlebt Lars Hogg. „Die Nachfrage ist bei uns sehr hoch, da die Leute umdenken“, so der Inhaber von Hoggs Hofladen in Neudingen. Seine Kunden würden vor allem auf den Faktor Regionalität achten.

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Eine Beobachtung, die Hogg oft macht: Seine Kunden würden ganz bewusst ihr Fleisch nicht im Supermarkt holen. „Oft hören wir, dass die Kunden lieber nur ein bis zwei Mal in der Woche Fleisch essen, als täglich beim Discounter zu kaufen“, berichtet er.

Lars und Jenny Hogg mit Tochter Nele von Hoggs Hofladen.
Lars und Jenny Hogg mit Tochter Nele von Hoggs Hofladen. | Bild: Andrea Wieland

Mit einen Supermarkt vergleichen, will Hogg sein Angebot deshalb nicht. „Wir kaufen unsere Tiere regional, und unterstützen somit die kleinen Bauern“, betont er. Dass sein Fleisch dadurch teurer wird, nimmt er in Kauf. Damit will er sicherstellen, dass die Bauern bei denen er einkauft, die Kosten für das Tierfutter decken können. Denn das, gibt Hogg zu bedenken, sei durch die Inflation ebenfalls teurer.

Fokus auf bewussten Konsum

Auch auf dem Hof Bogenschütz in Sumpfohren soll sich nichts an den Preisen für Fleisch und Wurstwaren ändern. „Unsere Preise bleiben konstant, wenn sie können“, sagt Katharina Bogenschütz. Auf dem Hof vertreibt die Familie Fleischprodukte im eigenen Hofladen, über einen Online-Shop und an einem Stand auf dem Wochenmarkt.

Katharina Bogenschütz und Maxmilian Bogenschütz verkaufen ihr Fleisch auf dem Wochenmarkt.
Katharina Bogenschütz und Maxmilian Bogenschütz verkaufen ihr Fleisch auf dem Wochenmarkt. | Bild: Charlotte Oschwald

Ihre Kunden seien in der Regel andere, als die, die bevorzugt im Discounter kaufen. „Sie kaufen eher wenig Fleisch, aber dafür bewusst, und sind auch bereit dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen“, fasst Bogenschütz zusammen. Die Preise in den großen Discountern sieht sie eher kritisch: „Man fragt sich da schon, wie so ein niedriger Preis mit dem Tierwohl zusammen gehen soll.“

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Ob die Tendenz, beim Lebensmitteleinkauf zu sparen mit den steigenden Benzin- und Energiepreisen zusammenhängt, kann Katharina Bogenschütz nur vermuten. Die Nachfrage sei derzeit unterschiedlich: Auf dem Wochenmarkt, wo sie hauptsächlich Fleisch vertreibt, würden die Kunden derzeit eher sparen. Im Hofladen, wo vor allem Getreideprodukte zum Sortiment gehören, ist die Nachfrage gestiegen. „Viele haben sich Gedanken gemacht, wo das Getreide herkommt – aus Osteuropa – und haben dann nach regionalen Alternativen gesucht“, berichtet Katharina Bogenschütz.