Temperaturen von über 30 Grad und kaum eine Wolke am Himmel: Beste Bedingungen, um an den Baaremer Badeseen seine Strandmatte auszurollen, ein Kaltgetränk zu genießen und einige angenehme Stunden am Wasser zu verbringen. Allerdings: Ganz viele Menschen suchten am vergangenen Wochenende Abkühlung im Riedsee und im Kirnbergsee. Mit der Folge, dass die ausgewiesenen Parkplätze schnell belegt waren und Badegäste ihre Autos auf Wiesen und Feldern abstellten. Und noch viel schlimmer: Auch die Zufahrtswege zu den beliebten Ausflugszielen waren zeitweise zugestellt, Rettungskräfte hätten große Probleme bekommen, im Notfall mit ihren Fahrzeugen die Uferbereiche anzusteuern. SÜDKURIER-Mitarbeiter Lutz Rademacher drehte am Sonntag eine Runde um den Kirnbergsee. Sein Beobachtung: „Das war Parkchaos pur.“

„Die Menschen drängt es verständlicherweise an die Seen“, sagt Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier und bringt dafür viel Verständnis auf. Aber er kann nicht nachvollziehen, dass Parkverbotsschilder von zahlreichen Autofahrern einfach ignoriert wurden. Sein Appell: „Wer keinen regulären Parkplatz findet, der soll wieder umdrehen.“ Am Riedsee-Ufer selbst hat er eine große Disziplin der Badegäste beobachtet, die meisten Menschen seien bemüht, die dem Coronavirus geschuldeten Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten. Die Besucher seien, so seine Wahrnehmung, in der Regel Familien und Freundeskreise. Die lägen in kleinen Gruppen zusammen, hielten untereinander aber genügend Abstand. „Wir haben in Hüfingen aktuell keinen Covid-19-Fall. Das soll auch so bleiben.“, sagt der Rathauschef.

Um dem Andrang Herr zu werden, waren am Hüfinger Riedseeufer der Gemeindevollzugsdienst, also ein von der Kommune angestellter Aufpasser, und zwei Mitarbeiter eines Security-Dienstes im Einsatz. Die Polizei, die nach Informationen dieser Zeitung von einem Landwirt über das Wildparken informiert worden war, schrieb 170 Knöllchen, wie sie in ihrem Einsatzbericht festgehalten hat. Der Landwirt war offenbar sehr verärgert darüber, dass er mit seinem Traktor die eigenen Felder nicht mehr anfahren konnte – weil ihm Autos den Weg versperrten.

Gibt es Überlegungen, zusätzliche Parkplätze einzurichten? „Nein“, sagt Kollmeier, der auf Nachfrage auch ausschließt, Teile der Parkflächen abzusperren, um so die Besucherzahl einzudämmen. Der Bürgermeister von Sipplingen am Bodensee hatte diese Maßnahme ergriffen und dafür viel Kritik einstecken müssen. Und zwar von verärgerten Einheimischen, Touristen und seinen Amtskollegen aus den Nachbarkommunen (siehe Infokasten). Auf Hüfinger Gemarkung des Riedsees stehen circa 300 Stellplätze für Autos zur Verfügung. Das Parken kostet 2 Euro (bis 3 Stunden) beziehungsweise 4 Euro (bis 12 Stunden).

130 Strafzettel wegen Falschparkens stellte eine Polizeistreife am Sonntagnachmittag am Kirnbergsee in Bräunlingen-Unterbränd aus. Hier gibt es drei Badestellen, gleichzeitig stehen Teile des Sees und des Uferbereichs unter Naturschutz. Im Bereich des Strandcafés/Campingplatzes sind rund 50 Parkplätze ausgewiesen, an der Badestelle gegenüber sind es etwa 240. Davon befinden sich etwa 150 auf einem geschotterten Areal und 90 auf einer Wiese oberhalb davon. Diese Parkplätze werden auch bewirtschaftet, die Parkgebühr liegt bei zwei Euro. Ein rüstiger Rentner weist die Autofahrer ein und kassiert sie ab. Am Sonntag quittierte der 78-Jährige aber entnervt am frühen Nachmittag seinen Dienst – weil sich viele Autofahrer nicht an seine Anweisungen hielten und auch die zwei Euro nicht berappen wollten. Wie zu hören ist, sei ihm Prügel angedroht worden.

Die gerade gemähte Wiese eines Unterbränder Landwirts ist am Wochenende ebenfalls von Autofahrern zu einem Ausweich-Parkplatz gemacht worden. Das passt dem Bauer überhaupt nicht. Erstens, weil schon ein Tropfen Motoröl ausreicht, mehrere Kubikmeter Erdreich zu vergiften. Und zweitens, weil der „zweite Schnitt“ niedergefahren wurde. Und der wiederum dient ihm als Futter für seine Tiere beziehungsweise sollte dafür dienen. „Wenn ein Autofahrer den Anfang macht und auf meine Wiese fährt, dann ist der Bann gebrochen und die anderen Autofahrer folgen ihm einfach“, schildert der Landwirt seine Beobachtung.
Um die Parksituation am Kirnbergsee in den Griff zu bekommen, weisen Schilder auf die Parkplätze an der Brändbachhalle hin. Allerdings werden die nur ganz selten angesteuert – weil den Badegästen von hier aus der Weg zum Seeufer einfach zu weit ist.
Auch auf der Donaueschinger Gemarkung des Riedsees fanden am späten Samstagnachmittag und am Samstagabend Kontrollen statt. Laut Informationen aus dem Rathaus wurden 13 Verkehrsteilnehmer verwarnt, die ihr Auto im Halteverbot auf der Zufahrt zum Riedsee-Camping abgestellt hatten. Außerdem hatten zwei Autofahrer unberechtigt einen gesperrten Weg unter die Räder genommen. Aufgrund des schönen Wetters herrschte rund um den See viel Betrieb. Die Beamten musste jedoch nicht einschreiten, die Besucher verhielten sich friedlich, auch waren von der Polizei keine Verstöße gegen die Corona-Bestimmungen zu beobachten.