Er war so etwas wie ein waschechter Straßenfußballer. „Als junger Bub bin ich immer, wenn ich von der Schule heimgekommen bin, an die Garage und habe stundenlang den Ball gegen das Tor geschossen. Mit welchem Fuß, das war bei mir immer egal“, sagt Günter Limberger. Zwischen seinem siebten und 16. Lebensjahr habe er jeden Tag Fußball gespielt.
Dorfverein statt Leistungszentrum
Die Geschichte des 55-Jährigen beginnt in seinem Heimatdorf: Ab 1973 war er in der Jugendabteilung des FC Grüningen. „Früher war die Situation anders. Wenn man das mit heute vergleicht, ist so eine Entwicklung wie damals bei mir wohl gar nicht mehr möglich. Ohne im Leistungszentrum Fußball zu spielen, kann man heute wahrscheinlich kein Profi mehr werden“, ist Limberger überzeugt.
Irgendwann hat es in Grüningen keine Jugendmannschaft mehr gegeben. Und der leidenschaftliche Kicker musste weiterziehen. Also heuerte der Ex-Stürmer im Nachbardorf Klengen an, wo im Jugendbereich ein Zusammenschluss als Spielvereinigung Brigachtal existierte. „In der C-Jugend sind wir aufgestiegen. Als es dann gegen Mannschaften wie Konstanz, Pfullendorf oder Singen ging, war das schon sehr besonders für Klengen“, erinnert er sich.

Mehr Tore als „Samy“ Sané
Als Lohn für die guten Leistungen – Günter Limberger spielte in allen Jugendmannschaften in der höchsten Klasse – folgte der Sprung zu den Aktiven in Klengen. Bis heute eine tolle Erinnerung: In seinem ersten Jahr traf der Grüninger 1984 auf den späteren Profi Souleymane Sané, zu dieser Zeit im Trikot des FV Donaueschingen unterwegs. „Ich war erst 18 Jahre alt, bin aber mit 32 Treffern Torschützenkönig in der Landesliga geworden. Sané hatte 24 Tore“, erzählt er. Wenig später wechselte der Senegalese den Verein. Und Limberger kam „quasi als sein Ersatz nach Donaueschingen„. Fortan ging er ab 1985 für den FVD auf Torjagd.
Die eigene Laufbahn war noch gar nicht weit fortgeschritten, da hatte Günter Limberger zum ersten Mal die Möglichkeit, in das Profigeschäft einzutauchen. Anton Rudinski, der 2017 verstorbene Fußballkenner aus Villingen-Schwenningen, sei auf ihn zugekommen. „Er war damals Trainer beim Zweitligisten VfL Osnabrück und wollte, dass ich in seine Mannschaft komme“, berichtet er. „Ich habe dann erst mal geschaut, wo Osnabrück überhaupt liegt, weil ich damals im vierten Semester Architektur studiert habe. Das wollte ich auf keinen Fall aufgeben.“ Ihm sei immer klar gewesen, dass er das Studium in irgendeiner Form fertigmachen wolle. „Ich dachte mir: Wenn ich irgendwo hingehe, muss es möglich sein, Architektur zu studieren. Und das gab es zu früheren Zeiten eben nicht.“
Jahrelanger Kontakt zum SC Freiburg
Neben Osnabrück habe es auch immer wieder Kontakt zum SC Freiburg gegeben, zu dem der FV Donaueschingen stets eine gute Beziehung pflegte. „Zum SC Freiburg hätte ich jedes Jahr gehen können. Aber dort gab es auch keine Fakultät Architektur. Ansonsten wäre ein Wechsel sicher gut vorstellbar gewesen.“ Zahlreiche Donaueschinger Fußballer wie Martin Braun wagten den Schritt zum Sport-Club. Und alle haben sich Limberger zufolge wohlgefühlt.

Später habe es unter anderem von den Stuttgarter Kickers, damals in Liga zwei zuhause, weitere Profiangebote gegeben. „Ich war dann mit dem Studium so weit, dass man sich überlegen muss, ob das noch Sinn macht“, sagt der Architekt rückblickend. Die letzte Möglichkeit bot sich laut seiner Aussage im Jahr 1991 als 26-Jähriger. Doch abermals lehnte Limberger ab. „Ich war immer der Meinung: Wenn ein Profiverein dich will, soll er dich fragen. Wenn dich jemand von sich aus holt, bekommt man auch eine faire Chance. Und wenn man eine faire Chance bekommt, war es für mich kein Problem – so viel Selbstvertrauen hatte ich“, sagt er. In allen Mannschaften, in denen er gespielt habe, habe er sich durchgesetzt. „Wäre also zum Beispiel frühzeitig der VfB Stuttgart auf mich zugekommen und hätte sich um mich bemüht, hätte ich das, glaube ich, gemacht.“ In Stuttgart hatte er studiert.
Der direkte Sprung ins deutsche Oberhaus wäre dann schon ordentlich gewesen, so der Grüninger. Rein von den körperlichen Attributen her habe er sich das vorstellen können, aber „in der ersten Liga steht man natürlich immer in Konkurrenz zu etablierten Spielern“. Oft sei in Karrieren auch Glück nötig, „aber zweite Liga hätte ich mir sofort zugetraut“. Warum? „Ich habe als Stürmer ein paar Dinge gehabt, die einfach interessant sind. Ich war sehr schnell, habe links und rechts gleich gut schießen können und war sehr torgefährlich.“
Was wäre gewesen, wenn?
Ob Günter Limberger die Entscheidung gegen den Profifußball jemals bereut hat? Nein, nie, „weil wir alle, die in Donaueschingen gespielt haben, eine unheimlich tolle Zeit hatten“. Er fügt an: „Interessant wäre es schon gewesen, ob man es geschafft hätte oder nicht. Aber ich habe mich ja nicht gegen den Fußball entschieden, sondern nur gegen den Profifußball.“

Der Sport mit dem runden Leder sei schon immer eine Herzenssache für ihn gewesen. „Ich habe für mein Leben gern Fußball gespielt. Wir haben damals beim FV Donaueschingen auch sehr viel geopfert, uns fast wie Halbprofis verhalten“, sagt er. Anders sei es niemals möglich geworden, dass ein solcher Verein in der vierten Liga spielt. „Ich habe 20 Jahre keinen süßen Sprudel getrunken, keine Cola. Und wir waren nie während der Runde im Urlaub, das gibt es heute ja gar nicht mehr.“ Die damalige Truppe sei unheimlich fokussiert und diszipliniert gewesen. „Aber nach dem Spiel wurde schon auch mal Party gemacht bis morgens um 6 Uhr.“
Kreis schließt sich in Grüningen
Letzten Endes wurde Günter Limberger also Architekt. Und so arbeitet er seit 1993 dort, wo für ihn auch fußballerisch alles begann: im Elternhaus in Grüningen. Dort ist ein Büro eingerichtet, das sein Vater 1962 gegründet hatte – ebenfalls ein Grund, wieso er keine Sportkarriere einschlug. Hätte der Sohn nicht übernommen, als sein Vater in den Ruhestand ging, sei das Büro wohl nicht länger in Familienhand gewesen.
„Der Beruf des Architekten ist sehr vielfältig, man hat viel mit Menschen zu tun und es ist Kreativität gefragt“, schildert der 55-Jährige. Neue Dinge voranzutreiben, das stecke einfach in ihm. Er sehe in jedem Projekt, ob groß oder klein, etwas Besonderes. Energiesparendes Bauen, gepaart mit zukunftsweisenden und innovativen Konzepten, lägen Limberger am Herzen.