Kaum sind die geltenden Corona-Verordnungen gelockert, werden sie auch wieder strenger. Darf der Einzelhandel einige Tage den Kunden die Ware direkt im Laden anbieten, bleibt der Inzidenzwert im Schwarzwald-Baar-Kreis drei Tage in Folge über 50 – und sorgt wieder für eine Schließung. Wenn auch nicht komplett, mit einer vorherigen Anmeldung ist der Einkauf dennoch möglich.

Das ständige Auf und Ab belastet jedoch nicht nur den Einzelhandel und das Gewerbe, auch Gastronomie und Hotellerie sind von der aktuellen Situation hart getroffen. Haben etwa viele Gastronomen bereits damit spekuliert, zumindest im Außenbereich ihres Restaurants zu stuhlen, macht Corona dem einen Strich durch die Rechnung.

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Wieder Betrieb im Hotel

Darüber herrscht auf vielen Seiten Unverständnis. So auch beim Hotel Öschberghof im Donaueschinger Ortsteil Aasen. Dort war einige Monate komplett für Gäste geschlossen, seit Montag, 15. März, können dort zumindest wieder Geschäftsreisende einkehren. Das war die ganze Pandemie über möglich, wurde im Öschberghof bislang jedoch nicht so gehandhabt. Nun hat man sich dennoch zu diesem Schritt entschieden. Das hat verschiedene Gründe, erklärt Geschäftsführer Alexander Aisenbrey: „Wir müssen das Gebäude auch mal wieder in Betrieb kommen lassen.“ Monatelang kein Gästebetrieb funktioniere nicht. Und außerdem: „Das ist auch ein gutes Zeichen für die Belegschaft.“ Befanden sich noch vor geraumer Zeit große Teile in Kurzarbeit, können zumindest einige nun auch wieder arbeiten: „Es gibt jedoch weiterhin Kurzarbeit für jene, die nicht beschäftigt sind“, erklärt der Hotelchef.

Der Öschberghof im Januar: Das Hotel befindet sich damals noch im Dornröschenschlaf. Der Parkplatz ist leer, es gibt keine Gäste.
Der Öschberghof im Januar: Das Hotel befindet sich damals noch im Dornröschenschlaf. Der Parkplatz ist leer, es gibt keine Gäste. | Bild: Roger Müller

Golf wieder möglich

Im Rahmen der Möglichkeiten habe man im Hotel nun auch andere Bereiche wieder geöffnet. Es gebe Frühstück, das Restaurant Esszimmer werde genutzt, die Shops sind wieder zugänglich und auch die körpernahen Dienste werden angeboten. Alles jedoch unter den verschärften Hygienebedingungen und den notwendigen Regelungen. Auch der Golfplatz kann wieder genutzt werden, da Golf zu den kontaktarmen Sportarten gehört. In Baden-Württemberg maximal jedoch zu zweit oder mit den Mitgliedern des eigenen Hausstands.

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Abholung in Restaurants

Seit Dienstag habe man auch das Restaurant Hexenweiher wieder geöffnet. Hier sei der Plan gewesen, bei schönem Wetter zumindest den Außenbereich wieder in Betrieb nehmen zu können. Das ist allerdings nicht möglich: „Und dann schaue ich nach Rheinland-Pfalz. Dort darf die Außengastronomie unter Auflagen öffnen. Verhält sich das Virus dort anders als in Baden-Württemberg?“, fragt sich Aisenbrey. Er ist von der Politik enttäuscht. Über die Feiertage rechnet er damit, dass auf dem Golfplatz viel los sein wird: „Das Essen kann dann halt mitgenommen und woanders verzehrt werden.“ Ähnlich sehe es bei der Öventhütte aus. Weiter geschlossen bleiben muss indes das Ösch Noir, das mit Koch Manuel Ulrich und seinem Team mittlerweile den zweiten Michelin-Stern ergattern konnte.

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Hygiene steht

Wenn jetzt zumindest wieder Geschäftsreisende in den Öschberghof einkehren können: Was hat sich dann an den Hygiene-Auflagen verändert? Im Prinzip nichts: „Es wird in Sachen Hygiene alles umgesetzt, was wir tun können“, erklärt Aisenbrey. Eine Tatsache, die schon seit der vergangenen Öffnung im Sommer 2020 im Hotel umgesetzt werde. Der Aufwand und die Vorkehrungen für eine Gästebetreuung unter Pandemie-Bedingungen würden mehr als erfüllt. Kommen dürfen die Gäste dennoch nicht. „Alle zwei Stunden geht ein Team durch und desinfiziert die Handläufe“, so Aisenbrey. „Ich verstehe bis heute nicht, dass da nichts geht.“

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Geplant werden muss trotzdem

Wie die Situation in einigen Wochen aussieht, das weiß niemand so genau. Wenn die Corona-Krise eins gelernt hat, dann, dass sich Bedingungen in kurzer Zeit komplett ändern können. Damit rechnet auch der Öschberghof – und plant in die Zukunft: „Was wollen Sie denn tun? Sie müssen ja planen“, erklärt der Geschäftsführer. Veranstaltungen auf dem Hotelgelände, etwa ein Golfturnier, sind bereits angesetzt, aktuell auf Ende April. Und wenn es nicht klappt? „Dann müssen wir eben absagen und den Termin neu ansetzen.“ Ähnlich verhalte es sich bei den Stammgästen, die nur darauf warten, wieder in den Öschberghof zu kommen: „Sie buchen halt und wenn es nicht geht, dann wird der Termin weiter geschoben.“

Von der Politik enttäuscht

Der Bundesregierung wirft Aisenbrey seit fünf Monaten ein Versagen vor: „Bei uns gibt es eine Fehlerkultur. Nur daraus kann man lernen und sich verbessern.“ Mit den zuerst geplanten und dann wieder abgesagten Ruhetagen über Ostern habe die Kanzlerin erstmals einen Fehler eingestanden. „Ich bin deprimiert über das unüberlegte Vorgehen. Mallorca macht auf und die Touristen strömen hin. Hier dürfen wir nicht mal die Terrasse öffnen.“ Dabei ließe sich das mit einem guten Konzept leicht bewerkstelligen. Und zwar so, dass es „null Ansteckung“ gebe. Die Politik zeige jedoch täglich, dass in bestimmten Strukturen und für parteipolitische Vorteile gedacht werde. Man will im Öschberghof dennoch nicht aufgeben: „Wir warten ab und kämpfen weiter“, sagt Alexander Aisenbrey.