Nicht nur der Alltag ist in der Corona-Krise gehörig auf den Kopf gestellt, auch die Freizeit sind anders aus. Spaziergänge sind so etwas wie der neue Volkssport geworden. Kino kann nur in den eigenen vier Wänden stattfinden, andere Zuschauer außer den Mitbewohnern gibt es nicht. Ein Restaurantbesuch kann nicht stattfinden. Keine Atmosphäre, kein Gläschen Wein, kein leckeres Essen.
Doch so ganz stimmt das nicht. Immerhin haben sich viele Gastronomen dafür eine Lösung überlegt. Wenn die Gäste nicht zu ihnen kommen können, dann bringen sie das Essen eben zu den Gästen. So macht das etwa der Lieferservice Donaueschingen, unter dem sich etliche Gastronomen der Baar versammeln und ihre Speisen anbieten. Ob Burger, Pizza, Spaghetti – alles ist möglich.
Aber wie weit reichen diese Möglichkeiten eigentlich?
Es wird ja nicht gerade möglich sein, sich ein komplettes Weihnachtsmenü liefern zu lassen, noch dazu aus dem Bereich der gehobenen Küche? Doch, das ist möglich. In der Aasener Burg hat das Team um die beiden Geschäftsführer Jason und Niklas Grom genau das gemacht. „Zu dieser Zeit ist bei uns eigentlich alles voll ausgebucht. Das war natürlich in der Pandemie nicht möglich“, erklärt Niklas Grom, Restaurantleiter und Sommelier. „Wir haben uns gedacht, die Leute freuen sich bestimmt dennoch über ein ausgiebiges Menü.“ Aber mehrere Gänge per Abholung oder Lieferung? „Es ist schwierig, drei bis vier Gänge komplett fertig zuzubereiten“, erklärt Grom. Während man die Vorspeise genieße, werde der Hauptgang kalt. „Und ewig lange warm halten ist auch nicht gut.“
Fix und fertig
Einfach und unkompliziert soll es werden: „Wir haben uns dann dazu entschlossen, alles fix und fertig vorzubereiten, lediglich die letzten Schritte müssen dann noch Zuhause gemacht werden. Etwa das Dressing über den Salat geben, die Suppe erwärmen, die Einlage vorher dazugeben.“ Und so wird es dann gemacht. Mit dem Essen gibt es eine kleine Anleitung, was genau noch zu tun ist. Und es funktioniert: „Das kam super an. Wir bekamen durchweg positive Rückmeldung“, sagt Niklas Grom. Man sei über die Bestellungen fast auf die Anzahl Gäste gekommen, die man sonst zu Weihnachten persönlich im Speisesaal der Burg begrüße.

Generell auf Speisen zum Mitnehmen zu setzen, dazu habe man sich im ersten Lockdown entschieden. Damals jedoch „mit einem normalen Angebot“, so Grom. Normal, damit meint er Klassiker, wie etwa Cordon Bleu oder einen Burger. Den gebe es schon länger im unteren Bereich der Burg, wo sich die Weinbar befindet. Unkompliziert ein Glas Wein trinken, dazu eine Kleinigkeit essen – so das Konzept.
Burger ist beliebt
Der Burger entwickelte sich in Corona-Zeiten schnell zum Liebling. Und dürfte auch eine Klientel ansprechen, die sonst weniger in der Burg anzutreffen ist. „Uns ist dennoch wichtig, dass die Produkte, die für den Burger verwendet werden, eine Topqualität haben“, sagt der Restaurantleiter. Das sei der rote Faden, der sich aus dem Restaurant in den Lieferservice übertrage. „Der Burger schlug ein wie eine Bombe“, sagt Grom. Über ein Weinjournal bekommt die Burg schließlich eine Auszeichnung, und erreicht den dritten Platz in der Kategorie „Beliebteste Abhol- und Lieferservices in Baden-Württemberg„. Was die Brüder davon halten? „Das wir mal in dieser Sparte so etwas bekommen, hätte ich auch nie gedacht“, sagt Jason Grom, der in der Burg auch der Küchenchef ist. Aktuell sei man noch in einer Abstimmung über den beliebtesten Burger.

Der Lockdown geht auf unbestimmte Zeit weiter und die Burg überlegt, was an Speisen noch für den Lieferdienst möglich wäre. Alles sei nicht machbar: „Ein Steak wäre etwa echt schwierig. Deshalb haben wir es auch nicht im Angebot. Wir könnten die gewünschte Qualität so nicht liefern“, erklärt Niklas Grom. Auf dem Transport würde es durch die Hitze weiter garen. „Wir setzen bei Fleisch daher eher auf Schmorgerichte, das funktioniert besser.“ Aktuell gebe es verschiedene asiatische Gerichte zu bestellen.

In Kurzarbeit
Bestellen, das geht bei der Burg ab Freitag und dann über das Wochenende. Die Küche laufe in diesen Zeiten ganz anders. Der Aufwand mit dem Vorbereiten und Verpacken – bei den Menüs dann noch die Beschriftungen – sei sehr hoch. Dennoch sei man dankbar, das zu diesen Zeiten das komplette Küchenteam im Einsatz sei. „Recht viele sind in Kurzarbeit. Es geht nicht anders. So zumindest nicht zu 100 Prozent. Sonst wäre es schwierig. Finanziell und psychisch“, sagt er Restaurantleiter.
Manche Tür bleibt zu
Und was der Küche fehle, das seien die unmittelbaren Rückmeldungen aus dem Speisesaal: „Wir legen jetzt einen Zettel dazu und fragen die Leute, wie das Essen ankam“, sagt Jason Grom. Er ist froh, dass man sich schon vor der Krise ein entsprechendes Renommee erarbeiten konnte. Das helfe. Ein Umstand, auf den nicht jeder zurückgreifen kann. Manche Türe in der regionalen Gastronomie bleibe nach der Pandemie geschlossen: „Hinter jedem Unternehmen stehen auch Familien. Und man muss auch sehen, wie viel Arbeit da jeweils drin steckt“, sagt Jason Grom.
In der Burg habe man zudem noch den Hotelbereich, der geöffnet habe. „Unter der Woche sind wir gut belegt. Es ist aber kein Vergleich zu vorher. Die Geschäftsreisenden sind deutlich weniger geworden. Das ist spürbar“, sagt Niklas Grom. Abendessen gebe es nicht wie üblich und anstatt des Frühstücksbuffets gebe es eben ein Lunch-Paket.
Jetzt hoffen Niklas und Jason Grom, dass sie bald wieder die Pforten der Burg öffnen können. Als im Sommer 2020 wieder geöffnet wurde, habe es gut funktioniert, auch mit den notwendigen Abständen und den Hygieneverordnungen: „Unsere Terrasse ist da sehr hilfreich. Wir konnten Tische rausnehmen und ähnliche Gästezahlen wie in regulärem Betrieb begrüßen“, erklärt Niklas Grom. Ob es den Lieferservice danach noch weiter geben werde? Nach dem ersten Lockdown habe man das gemacht, die Nachfrage sei jedoch kaum mehr da gewesen. Mit offenen Türen waren die Leute dann lieber wieder direkt in der Burg.