Den Gedanken hatte Clemens Willmann schon vor langer Zeit: „Irgendwann schreibe ich ein Buch.“ Die Idee hatte er schon als ganz junger Mensch – lange vor seinem Medizinstudium, und sie hat ihn nie losgelassen. Während seiner aktiven Zeit als Hausarzt hat ihm nicht nur die dafür nötige Zeit gefehlt, schließlich war der Mediziner ja nebenher auch mal als Kommunalpolitiker und Präsident des FV Donaueschingen unterwegs und ist auch Gründungsmitglied der Stadtstreich(l)er.
Es hätte auch nicht ganz so gepasst, wenn er aus dem Nähkästchen geplaudert hätte. Schließlich gibt es da noch die Sache mit der Schweigepflicht. Doch mit allen, über die er schreiben wollte und die im Buch auch eindeutig zu identifizieren sind, hat Willmann im Vorfeld gesprochen und sie nicht nur vorgewarnt, sondern auch ihr Verständnis eingeholt.
Wie beispielsweise bei Massimiliana zu Fürstenberg. Als junger Assistenzarzt begegnete er ihr im Krankenhaus und brachte damals ihr erstes Kind auf die Welt: Christian Erbprinz zu Fürstenberg. Oder mit Alt-OB Bernhard Everke, beide hatten vor Urzeiten auf kommunalpolitischer Ebene einen nicht ganz unheftigen Streit, der zwar vor dem Verwaltungsgericht Freiburg gelandet ist, in dem es aber keinen Sieger gab und der heute längst beigelegt ist. Schließlich werden junge Männer auch mal zu weisen Männern und Everke wurde zum ersten und einzigen Ehrenmitglied – lange bevor ihn die Stadt zum Ehrenbürger machte. „Rückblickend muss ich sagen, dass ich sicher mehr erreicht hätte, wenn ich damals mit angezogener Handbremse unterwegs gewesen wäre, anstatt auch noch Vollgas zu geben“, gibt Willmann zu.
Vielerlei Erinnerungen
Bereits zu aktiven Zeiten hat Willmann immer wieder Geschichten gesammelt. Wie beispielsweise, als eine Patientin und er vor gut 20 Jahren von Einlagen sprachen – beide verwendeten das gleiche Wort, doch es kam zu einem herrlichen Missverständnis. Besagte Dame lebt schon länger nicht mehr, das Einverständnis hatte Willmann sich aber gleich geholt und noch heute bringt ihn die Geschichte zum Schmunzeln, wenn er sich an die erinnert – dem Leser der Lektüre wird es ähnlich gehen.
Vor dem gedruckten Buch stand erst einmal ein handschriftliches Werk. An manchen Tagen lief es gut, an anderen ging Clemens Willmann hart mit sich ins Gericht und überarbeitete alles. Doch wie ist das mit einem Autor, der mit einer Arztklaue unterwegs ist? Manchmal hatte Willmann dann durchaus Probleme, seine eigene Schrift zu entziffern, manches Wort wurde ihm auch erst wieder im Zusammenhang des ganzen Satzes klar. Im Ein-Finger-Such-System ist am Computer dann ein 125 Seiten umfassendes Werk entstanden, das den Titel „Gedanken und Erinnerungen eines Hausarztes“ trägt. Ausdrücklich keine Biografie, dazu klammert Willmann zu viele Abschnitte seines Lebens aus.
Acht Kapitel voller Anekdoten
Anstatt dessen gibt es in acht Kapiteln viele Szenen aus Willmanns Leben. Und man begegnet doch vielen bekannten Namen – überregionalen Größen und stadtbekannte Persönlichkeiten tauchen auf jeder Seite auf. Beispielsweise, warum es Uli Hoeneß einst so schwer gefallen ist, Willmanns Privatnummer zu wählen. Oder warum der FDPler Adolf Huchler dem neuen GUB-Stadtrat nach der Kommunalwahl 505 Deutsche Mark zahlen musste. Oder warum die Geburt schon für reichlich Aufregung sorgt. Denn eine alte Rechnung belegt nicht nur den Scheintod des Säuglings, sondern auch dessen Wiederbelegung – für die der Arzt acht Deutsche Mark berechnet hat.