So langsam kehrt wieder Ruhe ein auf den Sportanlagen des SV Aasen. Ein großes Zelt steht noch, das soll am Mittwoch abgebaut werden. Mitarbeiter des Öschberghofes verladen Sportgeräte. Maurizio de Gregorio fährt einen Heimtrainer mit der Laderampe nach oben.

Zu sehen sind hier nur noch die Reste einer aufregenden Zeit, die jetzt hinter dem SV Aasen liegt. Wieder wurden die Plätze des Vereins für Trainingseinheiten von Spitzen-Fußball-Mannschaften genutzt. Erst am Wochenende hat sich nach einer Woche der deutsche Meister Bayer Leverkusen verabschiedet, davor waren die Spanier hier – und erreichten den Europameister-Titel.

Maurizio de Gregorio lädt Trainingsgeräte in den Laster, die Bayer Leverkusen für die Vorbereitung benutzt hat.
Maurizio de Gregorio lädt Trainingsgeräte in den Laster, die Bayer Leverkusen für die Vorbereitung benutzt hat. | Bild: Simon, Guy

Wer auch fast immer hier war, das sind Ehrenvorsitzender Hans-Peter Rolle und Eugen Schnekenburger. Sie waren Ansprechpartner vor Ort. Wenn irgendwer irgendwelche Fragen hatte, dann waren sie im Einsatz. So auch jetzt wieder. Eugen Schnekenburger prüft den Gasgrill, Hans-Peter Rolle hilft beim Verladen der Trainingsgeräte.

In dem großen Zelt, das aktuell noch zu sehen ist, befand sich der Trainingsraum für die Spieler von Bayer Leverkusen. Ein paar Geräte stehen noch darin, einige Massage-Liegen warten auf ihre Abholung, am Rand hängt noch ein Basketball-Korb. Was schon verschwunden ist: der Kunstrasen, mit dem der Boden des großen Zeltes ausgekleidet war.

Ein paar Matten sind noch im Zelt und einige Trainingsgeräte, die jetzt verladen werden.
Ein paar Matten sind noch im Zelt und einige Trainingsgeräte, die jetzt verladen werden. | Bild: Simon, Guy

Hans-Peter Rolle ist glücklich über die einmaligen Erfahrungen und Erlebnisse der vergangenen Wochen, aber auch froh, dass es vorbei ist – für dieses Jahr: „Normalerweise gehen die Trainingslager ja etwa eine Woche, wie es auch bei Leverkusen war. Durch die Europameisterschaft war das allerdings schon extrem“, erklärt er. Am 15. Mai sei es losgegangen, jetzt sei es schon Anfang August.

Im Trainingszelt von Bayer Leverkusen befinden sich noch die Massage-Liegen, die jetzt wieder in den Öschberghof kommen.
Im Trainingszelt von Bayer Leverkusen befinden sich noch die Massage-Liegen, die jetzt wieder in den Öschberghof kommen. | Bild: Simon, Guy

In zehn Jahren wiederholbar

Jedes Vereinsmitglied habe üblicherweise seine Freiheiten: „Man kommt hier vorbei, trinkt etwas, unterhält sich. Das ging alles nicht“, erklärt Rolle. Man müsse aufpassen, das nicht zu überspannen: „Wir wissen, dass es mit der EM eine einmalige Sache war. In dem Stil wäre das vielleicht in zehn Jahren wiederholbar – aber nicht jedes Jahr.“ Auch die Mannschaften des SV Aasen mussten in der Zeit auswärts trainieren, in Hochemmingen, Oberbaldingen oder Öfingen.

Spaß und Training: Im Zelt von Bayer Leverkusen ist ein Basketball-Korb aufgebaut.
Spaß und Training: Im Zelt von Bayer Leverkusen ist ein Basketball-Korb aufgebaut. | Bild: Simon, Guy

Aber natürlich seien die vergangenen Wochen auch besonders gewesen: „Einen Europameister hier zu haben“, das ist besonders – und man hat das nicht alle Tage“, erklärt Rolle. Vor allem auch, weil auch die Bedingungen in Aasen, der Öschberghof, aber auch der SV Aasen, vielleicht einen kleinen Anteil am Sieg der Spanier haben.

Bei der Ankunft von Bayer Leverkusen gibt Nationalspieler Florian Wirtz Autogramm für die wartenden Fans.
Bei der Ankunft von Bayer Leverkusen gibt Nationalspieler Florian Wirtz Autogramm für die wartenden Fans. | Bild: Roger Mueller

„Um 14 Uhr waren wir wieder Zuhause“

Da muss Hans-Peter Rolle an das Gespräch mit einem Vertreter der Uefa (engl.: Union of European Football Associations) denken: „Er heißt Ricardo. Es war, als die Spanier am Freitag nach Berlin sind, am Samstag spielten und Sonntag wieder nach Aasen kamen. Da meinte Ricardo zu mir: ‚Um 14 Uhr waren wir wieder Zuhause.‘ Sie fühlten sich hier wie Zuhause.“ Mehr könne man als Gastgeber nicht erreichen. „Sie waren hier Zuhause, das kam immer rüber, auch bei den Pressekonferenzen“, so Rolle weiter.

Hunderte schauen beim öffentlichen Training der spanischen Nationalmannschaft zu.
Hunderte schauen beim öffentlichen Training der spanischen Nationalmannschaft zu. | Bild: Esteban Waid

Als die Spanier in Aasen sind, entsteht auf dem Sportplatz eine richtige Zeltlandschaft. Für das Training, aber auch für die internationale Presse. Die Spanier schätzen die Ruhe in Aasen. Andere Mannschaften sind während der EM in großen Städten untergebracht: „Es wurde immer wieder betont, wie sehr die Ruhe geschätzt wurde, die die Anlage hier ausstrahlt“, sagt Rolle.

Auf dem Sportplatz des SV Aasen kehrt jetzt wieder Ruhe ein, nachdem die Trainingslager der Profi-Mannschaften beendet sind.
Auf dem Sportplatz des SV Aasen kehrt jetzt wieder Ruhe ein, nachdem die Trainingslager der Profi-Mannschaften beendet sind. | Bild: Simon, Guy

Später unterhält er sich mit den deutschen Nationalspielern Jonathan Tah und Florian Wirtz, die bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stehen: „Sie waren während der EM ja in Herzogenaurach. Wie sie sagten, sei es hier genauso schön und professionell. Nur habe es bei uns weniger Mücken“, schmunzelt Rolle.

Schätzungsweise 300 bis 500 Fans sind in Aasen beim öffentlichen Training der Leverkusener dabei, hier gibt Nationalspieler Robert ...
Schätzungsweise 300 bis 500 Fans sind in Aasen beim öffentlichen Training der Leverkusener dabei, hier gibt Nationalspieler Robert Andrich Autogramme. | Bild: Roland Sigwart

Jeden Tag vor Ort zu sein, das bedeutet auch, dass die Profis einem näher kommen. „Mit Spielern, Betreuern und den Trainern war es immer top“, sagt Rolle. Mit dem spanischen Trainer Luis de la Fuente sei es irgendwie besonders gewesen: „Er hat sich nach jedem Training bei uns bedankt. Er suchte uns, um uns einen guten Morgen zu wünschen und kehrte abends mit dem Rad nochmal um, um sich zu verabschieden.“

Bier für Luis de la Fuente

Luis de la Fuente hat während der Zeit in Aasen auch Geburtstag und bekommt von Hans-Peter Rolle als kleine Geste ein paar Flaschen Fürstenberg-Bier geschenkt: „Er freute sich richtig.“ Mittlerweile hat Rolle schon zwölf oder 13 Trainingslager erlebt und hat schon viele Profitrainer gesehen, „aber selten einen, der so fleißig war. Er war bei jeder Aktion dabei, immer mit der Pfeife im Mund, trotzdem locker.“

Zum Geburtstag von Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente (rechts) überreicht ihm Aasens Ehrenvorstand Hans-Peter Rolle ein kleines ...
Zum Geburtstag von Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente (rechts) überreicht ihm Aasens Ehrenvorstand Hans-Peter Rolle ein kleines Präsent. | Bild: privat

Und auch die zahlreichen Fans seien auf ihre Kosten gekommen. Sie warteten oftmals stundenlang, bis die Spieler das Gelände verließen: „Sie waren herzlich und euphorisch. Und die Spieler kamen oft noch raus und haben unterschrieben. Wir haben manchmal auch Trikots mit hineingenommen, und sie wurden dort dann unterschrieben.“ Dass das Lager der Spanier nicht so offen sein konnte, dafür hat Rolle Verständnis: „Der Verband trägt da die Verantwortung. Wenn irgendwas ist, dann geht es da um Millionen Euro.

Und nach dem Deutschland-Spiel?

An einem normalen Tag waren Rolle und Schnekenburger von etwa 8.30 Uhr bis 16 Uhr vor Ort. Dabei habe es immer etwas zu tun gegeben. Und Zeit, um kurz zu plaudern, die gab es auch: „Vor dem Training lässt man alle in Ruhe, anders geht das nicht. Wenn sie danach entspannt waren und man günstig auf wen traf, dann konnte man auch kurz plaudern.“ So auch nach dem Spiel gegen Deutschland. Wobei da nicht so viel gesprochen wurde: „Ein Lächeln hat genügt. Es lief ohne Worte.“

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Nach dem Spiel sei für alle klar gewesen: „Die müssen jetzt das Turnier gewinnen.“ Ein Kenner habe die Qualität der Mannschaft auf dem Platz auch sofort erkannt.

Noch ein paar Tage steht das große Zelt, dann sind alle Spuren der Sommer-Trainingslager wieder verschwunden.
Noch ein paar Tage steht das große Zelt, dann sind alle Spuren der Sommer-Trainingslager wieder verschwunden. | Bild: Simon, Guy

Bei Leverkusen sei das Training etwas anders abgelaufen: „Bei Spanien war es sehr von Taktik geprägt. Bei Leverkusen ging es auch um Kraft und Ausdauer.“ Die Zeit mit dem deutschen Meister sei stressig gewesen, zweimal am Tag öffentliches Training, zu dem zwischen 500 und 800 Besucher kommen, aber irgendwo auch entspannter: „Bei Spanien hat man die Verantwortung wegen der EM einfach gespürt“, erklärt Rolle.

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Strahlkraft weit über Region hinaus

Bei ihnen gab es ein öffentliches Training, für das der SV Aasen 350 Tickets vergeben konnte: „Wir haben Jugendliche und Kinder bevorzugt reingelassen“, sagt Rolle. An jenem Tag konnte man schließlich auch noch 200 Fans zusätzlich auf das Gelände lassen. Über acht Wochen waren quasi konstant mehrere hundert Leute vor Ort: „Journalisten, Techniker, Security. Und alle waren hier untergebracht. So etwas, das strahlt bis in die Region hinein“, freut sich Rolle über einen Mehrwert, über Donaueschingens Grenzen hinaus. Das sei auch dem Öschberghof zu verdanken.