Sport zu treiben ist gesund. Also sind Eltern bestrebt, eine Möglichkeit für ihren Nachwuchs zu suchen, sich ordentlich austoben zu können. So war es auch bei Familie Merz. Tanzen, Fußball, Karate – der mittlerweile 13-jährige Silas Merz hat einiges ausprobiert. Aber irgendwie schien nichts so recht zu passen. „Bis wir nach Rottweil auf die Kartbahn sind. Beim Führerschein hat Silas dort alle fertiggemacht“, sagt Vater Andy Merz.

Hobby gefunden

Eine Leidenschaft war gefunden, in der die Familie voll aufgeht. Nicht nur Silas, auch sein jüngerer Bruder Adrian und auch Papa Andy sitzen mittlerweile regelmäßig im Go-Kart. Und das sehr erfolgreich. Adrian war mit seinen elf Jahren der jüngste Pilot bei den Süddeutschen Hallenkart-Meisterschaften, Silas durfte im Juni mit einer Sondergenehmigung beim Endlauf der Kart-Bundesliga in Essen antreten. Die besondere Erlaubnis war wegen des jungen Alters notwendig. Über 100 Fahrer gingen an den Start: „Wir sind angetreten, um nicht letzter zu werden“, sagt der Vater. Silas erreicht schließlich den 21. Platz.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Bundesliga

Für den Endlauf müssen sich Fahrer über ihre Leistung qualifizieren. Wer bei den Meisterschaften der Saison zu den schnellsten Fahrern gehört, darf in der Bundesliga dabei sein. Dabei tritt Silas gegen Fahrer an, die bereits etliche Jahre mehr an Erfahrung zur Verfügung haben. Da muss auch das Gewicht stimmen. So muss Silas mit 27,5 zusätzlichen Kilogramm aufs Go-Kart, damit er die notwendigen 85 Kilo erreicht, die gebraucht werden. Ansonsten wäre er wesentlich leichter -und unfairerweise schneller. „Die Situation dort ist: Jung-Löwe gegen Alt-Löwe“, beschreibt Andy Merz. „Es gilt, immer zu trainieren und zu lernen.“ Und wie war es für Silas, das erste Mal bei der Bundesliga zu fahren? „Ich war schon nervös. Aber ich habe mich eigentlich mehr gefreut als Gedanken gemacht, ob alles gut geht.“

Silas und Adrian sind schon in jungen Jahren erfolgreiche Rennfahrer, wie ihre Trophäensammlung eindrucksvoll beweist.
Silas und Adrian sind schon in jungen Jahren erfolgreiche Rennfahrer, wie ihre Trophäensammlung eindrucksvoll beweist. | Bild: Simon, Guy

Einsatz notwendig

Um mit dem Kart erfolgreich zu sein, muss ordentlich trainiert werden. Vor dem Lauf in Essen ist die Familie aus Donaueschingen extra dafür ins Ruhrgebiet gefahren: „Sechs Stunden hoch, zwei Stunden trainiert und wieder nach Hause“, erklärt Andy Merz. Beim Training gilt es, ein Gefühl für die neue Bahn zu bekommen. Rein technisch gibt es beim Rennen selbst gleiche Chancen für alle Teilnehmer. Die Fahrzeuge werden gestellt und ausgelost, eigene dürfen nicht benutzt werden. „Dann käme einer mit einem Hochleistungs-Motor. Wer nicht so viel Geld hat, wäre da klar im Nachteil“, erklärt Vater Andy. Dabei erwische man natürlich manchmal auch ein schlechtes: „Bei der Beschleunigung merkt man das schnell. Man hat dafür ein Gefühl. Und die Reifen merkt man an den Zeiten“, erklärt Silas.

Geld investiert

Ums Geld geht es natürlich dennoch. Anders wie andere Sportarten, ist das Kart-Fahren sehr kostenintensiv. Rund 1000 Euro investiert die Familie pro Monat. „Das ist auch unser Limit.“ Die Kosten entstehen dabei nicht nur durch die Technik, sondern über die Fahrzeit plus das Training: „Es ist wichtig, verschiedene Bahnen kennen zu lernen“, erklärt Andy Merz. Wenn es bis ganz nach oben schaffen, dann soll das so passieren, wie der Rennfahrer René Rast es geschafft hat: „Er hat all sein Geld in die Karriere gesteckt. Das Kart hat er per Post zum Rennen geschickt.“

Das könnte Sie auch interessieren

Opfertag

An den Wochenenden ist Familie Merz in ganz Süddeutschland unterwegs. Wenn nicht auf Rennen, dann gibt es auch mal einen „Opfertag“, wie es die Familie scherzhaft nennt. Silas und Adrian fragen dann, ob sie bei regulären Bahnbesuchern mitfahren dürfen. „Da sind dann 18-Jährige dabei, die lautstark erzählen: ‚Ich mach alle fertig.‘ Die schauen ganz schön komisch, wenn Adrian und Silas davonsausen“, sagt Andy Merz.

Körperliche Fitness

Wer nun denkt, beim Kart fahren müsse man nicht trainiert sein, der irrt. Neben dem Training in den flitzenden Kisten, gehen Adrian und Silas joggen, machen Zumba, gönnen sich die notwendigen Regenerationsphasen und ernähren sich richtig. Bei einem Rennen kann es vorkommen, dass man mehrere Stunden im Go-Kart sitzt. Die Konsequenz für viele, die sich nicht richtig vorbereiten: Überanstrengung. „Da gibt es dann Fahrer, die sich in ihren Helm erbrechen“, so Andy Merz. Und nicht alle schaffen es auch, das Rennen bis zum Schluss durchzuhalten. „Viele Eltern machen sehr viel Druck“, sagt Merz. „Zehn Prozent sind Talent, 45 Prozent geht über den Körper und 45 Prozent läuft beim Kart fahren über die geistige Schiene.“ Und wenn es ganz ernst wird, „dann essen wir ein Eis“, so der Vater.

Das könnte Sie auch interessieren

Vorbilder

Und was macht beim Kart fahren am meisten Spaß? „Das Herankämpfen an einen anderen Fahrer, oder das Verteidigen, wenn einer überholen möchte“, sagt Silas. „Ich sage mir dann: Dich lasse ich jetzt nicht heran.“ Ob die zwei jungen Rennfahrer prominente Vorbilder haben? Ja, die gibt es. Sebastian Vettel – aber vor allem: Pascal Wehrlein. Auch der ehemalige Formel-1-Pilot saß das erste Mal in Rottweil in einem Go-Kart. Ihm nachzueifern, das sei auf jeden Fall ein Traum der zwei Donaueschinger Jungs: „Wenn ein Team wie McLaren anklopft – klar“, sagt Vater Andy Merz mit einem Lächeln. Zu einem solchen Erfolg gehöre jedoch nicht nur das Können, sondern auch „Vitamin B und ein dicker Geldbeutel.“

Neues Team

Die Familie befinde sich im ersten Entwicklungsjahr, im kommenden will man ein Juniorteam zusammenstellen – und etablieren. Einen Namen gibt es dafür auch schon: Team TryFast.