Die gute Nachricht vorab: An der Eichendorffschule sind Tageslichtprojektoren vollständig verbannt. Sie wurden durch Dokumentenkameras ersetzt, wie der 31-jährige Lehrer Mark Lopes Videira erzählt. „Diese sind auch täglich im Einsatz und sorgen für eine Arbeitserleichterung. Die Geräte sind ein Gewinn für den Unterricht.“

„Ich kenne Schulen, an denen nach wie vor mit Tageslichtprojektoren gearbeitet wird.“
Mark Lopes Videira, Lehrer

Alles-gut kann die Devise in Sachen Modernisierung allerdings nicht lauten, sagt Lopes Videira: „Ich kenne Schulen, an denen nach wie vor mit Tageslichtprojektoren gearbeitet wird. Auch wir hatten bis vor zwei Jahren noch welche.“ Die Umstellung hänge in erster Linie von der Finanzierungsbereitschaft des Schulträgers ab – in diesem Fall der Stadt Donaueschingen. „Wir sind da verwöhnt.“

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Um auf die Defizite an den Schulen im Land Baden-Württemberg aufmerksam zu machen, hat sich der Donaueschinger Lehrer, der selbst Deutsch, Sachkunde, Musik und Mathe unterrichtet, mit anderen jungen Pädagogen in einer Gewerkschaft zusammengetan. „Seit Corona sind die Arbeitsschutzmaßnahmen in den Mittelpunkt gerückt. Ein anderes großes Thema, das uns umtreibt, ist die Bildungsgerechtigkeit. Oder eben die vorhandene Bildungsungerechtigkeit“, schildert Lopes Videira.

Nicht erst seit den Pisa-Studien wisse man, dass in Deutschland die Herkunft einen starken Einfluss darauf habe, ob ein Schüler Bildungserfolg hat oder nicht. „Es wurden bislang zu wenige Maßnahmen getroffen, um dem gegenzusteuern. Die Digitalisierung ist in den Schulen über Jahre und Jahrzehnte verschlafen worden“, sagt der 31-Jährige deutlich.

Digitale Tafel Video: Singler, Julian

Es gibt auch Ausnahmen

Dennoch gebe es einzelne Schulen beziehungsweise Schulträger, „die sich auf den Weg gemacht haben, die Entwicklung womöglich eher gesehen haben, und selbstständig tätig wurden“. Was regelmäßig von Regierungsseite versprochen werde, sei eine flächendeckende Lösung. Konsequent umgesetzt wird es bis dato aber leider nicht, so Mark Lopes Videira.

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Warum das so ist? Da könne auch der Lehrer an der Eichendorffschule nur mutmaßen: „Das im Haushalt festgelegte Geld spielt mit Sicherheit immer eine Rolle. Dazu kommt, dass Ministerien im Vierjahresrhythmus denken, also von Regierung zu Regierung. In den vergangenen Legislaturperioden hatte es immer wieder einen Wechsel gegeben, wer das Kultusministerium führt.“

Coronavirus als Wachrüttler

Nicht von der Hand zu weisen ist laut Lopes Videira, dass die Corona-Pandemie auf einen Schlag mehrere Defizite offenbart hat – zum Beispiel den Mangel an digitalen Endgeräten für Schüler aus sozial- oder finanziell schwachen Familien. „Beim Homeschooling wurde vor allem in der Sekundarstufe in der Regel vorausgesetzt, dass jeder über ausreichend Bandbreite und Geräte verfügt“, so der Pädagoge. „Manche haben möglicherweise sogar drei Laptops oder Tablets, aber andere vielleicht nur das Handy der Mutter mit Guthabenkarte. Wer keinen Zugriff hatte, der wurde abgehängt. Und Zeit zum Wiederholen des Lernstoffs hat auch nicht jeder.“

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Für den Fall einer erneuten Schulschließung könne die Donaueschinger Eichendorffschule kurzfristig auf einige Leihgeräte zurückgreifen. Aber wenn das schon morgen aufgrund einer Corona-Infektion eintreten würde, seien diese wahrscheinlich noch nicht da, so Lopes Videira. Es brauche also schnelle Hilfe ohne viel Bürokratie.

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Und das sagt die Stadt zum Thema

Sprecherin Beatrix Grüninger teilt mit: „In den vergangenen Monaten wurde die Verbesserung der Digitalisierung an den städtischen Schulen in Donaueschingen angestrebt und nach Möglichkeit umgesetzt, sodass wir uns auf einem guten Weg befinden.“ Sämtliche Schulleitungen hätten diesen Fortschritt bescheinigt; im Krisenfall könne ein gut funktionierender Fernlernunterricht beziehungsweise die Übermittlung von Unterrichtsstoff gewährleistet werden.

„Insgesamt sind die städtischen Schulen derzeit mit der Erarbeitung der Medienentwicklungspläne intensiv beschäftigt. Diese sind Grundlage für die entsprechenden Förderanträge im Rahmen des Digitalpakts“, schildert Grüninger. Insbesondere für die baulichen Maßnahmen sei es wichtig, dass die Konzepte und Medienentwicklungspläne vorab stünden. „Wichtig dabei ist es, nicht blind zu investieren, sondern die Technik so zu wählen, dass sie in der Praxis auch Akzeptanz findet und ins pädagogische Konzept der Schule passt.“

Darüber hinaus hat die Verwaltung laut Beatrix Grüninger für 2020 zwei zusätzliche Stellen zur EDV-Betreuung der Schulen ausgewiesen, mit deren Besetzung die Stadt derzeit beschäftigt sei.

„Die Corona-Pandemie hat den Fortschritt der Digitalisierung an den städtischen Schulen beschleunigt. Auch hat Corona in der Praxis gezeigt, in welchen Bereichen hinsichtlich der Digitalisierung noch Bedarf besteht“, so die Sprecherin. Dringender Handlungsbedarf während des Lockdowns sei unbürokratisch und schnell umgesetzt worden: „So wurde beispielsweise in der Realschule das Netzwerk durch kleinere Maßnahmen kurzfristig baulich ergänzt und mit viel Einsatz sehr schnell ein WLAN-Netz in der vorhandenen Struktur aufgebaut.“

Dort, wo benötigt, wurden Grüninger zufolge mit der finanziellen Unterstützung des staatlichen Sofortausstattungsprogramms Aufträge zur Beschaffung von 220 digitalen Endgeräten vergeben und mindestens teils bereits geliefert. Diese Geräte würden an Schüler verliehen. Bei Bedarf würde die Bestellung von weiteren Geräten noch folgen.