Wie geht es weiter mit dem Donaueschinger Verkehrskonzept? Nachdem die Stadtverwaltung ihre Initiative City-Ring vorgestellt hatte, regte sich Widerstand und es zeichnete sich Diskussionsbedarf ab.

Das Thema Verkehrskonzept wurde im Rat von der Tagesordnung gestrichen und ging in den neu gegründeten Mobilitätsausschuss – und wurde dort abermals diskutiert.

Die Stadt hat sich externe Anregung dazu geholt: Stefan Leuninger vom Planungsbüro CIMA. Leuninger hatte sich bei einem Besuch einen ersten Überblick der Bestandssituation verschafft und referierte im Ausschuss zu dem Thema „Ideen für ein attraktives Stadtzentrum“.

Als Gastredner im Mobilitätsausschuss berichtet Stefan Leuninger (links) über die Steigerung der Attraktivität von Innenstädten, rechts ...
Als Gastredner im Mobilitätsausschuss berichtet Stefan Leuninger (links) über die Steigerung der Attraktivität von Innenstädten, rechts im Bild Oberbürgermeister Erik Pauly. | Bild: Lutz Rademacher

Wie im Gemeinderat sorgte das Verkehrskonzept wieder für lange Diskussionen im Mobilitätsausschuss. Für einen Konsens sorgte schließlich Stadtbaumeister Christian Unkel mit dem Vorschlag, das Thema mit vier Punkten an den Gemeinderat zurückzugeben: Mittel für ein Parkleitsystem zur Verfügung stellen, den Ring besser ausschildern, den regionalen Busverkehr anders steuern und Mittel, um mit einem externen Planungsbüro das Zielbild zu erarbeiten.

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Für die Sitzung lagen Anträge der CDU, der Grünen und der FDP vor. Doch obwohl die anwesenden Vertreter der Fraktionen weitgehend Übereinstimmung signalisierten, konnten sie sich auf kein gemeinsames Konzept zur Umsetzung der Ziele verständigen.

Viele Einwohner, die den Einzelhandel nutzen

Die Rahmenbedingungen in Donaueschingen seien gut, jeder Einwohner gebe im Jahr 7.000 Euro im Einzelhandel aus, in der Innenstadt gebe es sehr viel Wohnraum, relativ viele Einwohner, die den Einzelhandel nutzen können. „Eine sehr kompakte Struktur“, erklärte Leuninger. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft liege etwa drei bis vier Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Positiv seien die Übernachtungen, viele Tagesgäste bringen Kaufkraft.

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Donaueschingen sei ein attraktiver Grundstandort mit einer fußläufig erreichbaren vielfältigen Nutzungsstruktur und einer Überschaubarkeit, in der man sich grundsätzlich wohlfühlen sollte.

Deshalb kommen die Menschen in die Stadt

Eine Umfrage in einer vergleichbaren Stadt habe ergeben, was die Besuchsgründe seien: die Gastronomie, der Einzelhandel und Dienstleistungen wie Ärzte. Dieser Dreiklang sei wichtig, der Verkehr habe dabei nur eine dienende Funktion, dennoch sei das Thema Erreichbarkeit mit dem Auto sehr wichtig.

Treffpunkte sind wichtig

Maßgeblich seien als Ergänzung auch konsumfreie Treffpunkte. „Nur durch diesen Funktionsmix kommt man zu attraktiven Innenstädten“, sagte Leuninger. Diese Struktur müsse individuell angepasst werden. Im Einzelhandel gebe es beispielsweise Geschäfte in Nebenlagen, die es schwer haben, während im Kernbereich attraktive Flächen leer stehen. Diesen Eindruck habe er auch in Donaueschingen.

Die Jugend habe nach Corona die Innenstädte wieder entdeckt. Deshalb brauche es auch für junge Leute Räume, eventuell welche, die sie selbst gestalten.

Stadtplanung braucht auch Mut

Je nach Stadt gebe es sehr viele Möglichkeiten. „Man muss auch einmal den Mut haben, temporär etwas auszuprobieren, wie beispielsweise eine kleine Grüninsel, Sitzplätze oder einen mobilen Spielplatz“, so Leuninger.

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Oberbürgermeister Erik Pauly bedankte sich für neue Überlegungen und Impulse mit einem Blick von außen. Bisher sei der Fokus ausschließlich auf den Autoverkehr gerichtet gewesen. Dies sei vielleicht etwas zu klein gedacht. Man müsse sich zuerst fragen, was man in der Stadt eigentlich wolle und dann die Verkehrsströme entsprechend lenken.

Das sagen die Stadträte

Im Vortrag habe man Anstöße gefunden, die Wasser auf die Mühlen der Anträge der Gemeinderäte sind, bemerkte Michael Blaurock von den Grünen. Mehr Aufenthaltsqualität zwangsläufig eine Reduzierung des Individualverkehrs. Dabei ging er auf das Thema Rad ein.

Ralf Rösch von der CDU stellte fest, dass der Vortrag „Scheuklappen geöffnet“ habe und fragte zum Thema Busse nach. „Nach ersten Beobachtungen kann man die Überlegung anstellen, große Busse zu bündeln und in der Innenstadt kleinere Busse einsetzen“, so Leuninger. Er könne aber keine gutachterliche Aussage treffen.

„Sie haben vieles angesprochen, was uns aus dem Herzen spricht“, bemerkte Martina Wiemer von der SPD. Sie schlug vor, Donaueschingen als Startpunkt des Donauradwegs mehr in den Fokus zu stellen.

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Markus Kuttruff von der FDP zog das Fazit, dass man das Gesamte im Blick behalten müsse. Der Verkehr komme als logische Konsequenz am Ende. Man solle den Cityring-Plan noch einmal in die Schublade verschieben und einen Schritt zurückgehen. Er sei dankbar für diesen wichtigen Impuls.

Karin Stocker-Werb, CDU, sagte, dass es klar sei, dass es zu einer Transformation von Innenstädten kommen müsse. Sie brachte aber auch die Sorge zum Ausdruck, dass der Einzelhandel dabei möglicherweise auf der Strecke bleibe. Marcus Milbradtvon der GUB entgegnete, der Einzelhandel müsse ganz oben auf dem Konzept stehen. Leuninger habe alle Punkte aufgegriffen, die seine Fraktion schon beantragt habe. Man müsse aber einen Schritt nach dem anderen machen.

Das sagt die City-Managerin

City-Managerin Christine Neu berichtete, ihr komme vieles bekannt vor. In einem Workshop, der 2024 fortsetzt werde, sei ein Punkteplan zusammengestellt worden. Es habe gut getan, zu sehen, „dass wir auf einem guten Weg sind“.

In zwei Begehungen in der Karlstraße und im Bereich Residenz wird derzeit ein Fußverkehrs-Check vorgenommen. Über die Ergebnisse wird am 17. November in einem Abschlussworkshop beraten.