Das Jahr 2021 hatte sich Jens Buckenberger, Vorsitzender des Vereins der Münzen-Ansichtskarten- und Briefmarkenfreunde Donaueschingen-Blumberg anders vorgestellt. Es sollte ein Jahr der Jubiläen sein, 100 Jahre Vereinsbestehen. 60 Jahre Vereinigung mit Blumberg, 60 Jahre Großtauschtag und 50 Jahre Münzgruppe. Der Termin für eine Jubiläumsausstellung „Münzen der Fürstenberger“ und „Notgeld der Stadt Donaueschingen“ in der Sparkasse stand, zur Eröffnung hatte sich MdB Thorsten Frei angesagt.

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Absagen

Doch dann wurde Corona-bedingt alles abgesagt, Ersatztermine stehen noch nicht fest. Vorerst bleibt eine knapp 100 Seiten dicke Festschrift, in der Jürgen Beck und Dieter Friedt die Geschichte des Vereins und viele interessante Zeitdokumente zusammengetragen haben. Jens Buckenberger wird sie in den nächsten Wochen unter die Leute bringen. Einen großen Teil der Vereinsgeschichte hat Buckenberger selbst miterlebt und 1990 bis 1994 und 1996 bis 2000 als Jugendleiter und seit 2014 als Vorsitzender mitgestaltet.

Natürlich trifft man an den Großtauschtagen auch ausgesprochene Briefmarken-Experten (v.l. Detlef Pfeiffer und Hans-Joachim Wirth vom ...
Natürlich trifft man an den Großtauschtagen auch ausgesprochene Briefmarken-Experten (v.l. Detlef Pfeiffer und Hans-Joachim Wirth vom Beratungsdienst des Landesverbandes, Johann Hoffmann. | Bild: Verein

Von Kindheit an

Schon als Kind hat er mit sammeln angefangen, manchmal im Altpapier nach Marken gesucht. Als 12-jähriger ist er dann 1975 der Jugendgruppe beigetreten. Ein Mitschüler hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, zu einer Zeit in der in jeder Klasse 5 bis 6 Kinder Briefmarken sammelten. Jugendleiter war damals Bernd Fechner, der den Schülern bei den 14-tägigen Treffen Hintergrundwissen vermittelte, aber auch immer einige Überraschungsstücke mit im Gepäck hatte, die sich die jungen Sammler aussuchen durften.

Hobby zum Beruf

Die Briefmarken haben Jens Buckenberger dann nicht mehr losgelassen. Später hat er dann sein Hobby zum Beruf gemacht. Schon während seiner beruflichen Tätigkeit als Betriebswirt (VWA) hatte er angefangen, nebenberuflich mit Briefmarken zu handeln. Ende der neunziger Jahre lernte er dann Hans Dornig kennen, der in Schwenningen ein Briefmarkengeschäft hatte. Die Zusammenarbeit wurde immer intensiver, sodass Dornig, der 2009 in den Ruhestand ging, Jens Buckenberger anbot, das Geschäft zu übernehmen. Nach kurzer Bedenkzeit nahm dieser an, kündigte bei seinem Arbeitgeber und lebt seitdem vom Briefmarkenhandel. Zusätzlich arbeitet er stundenweise im Auktionshaus in Freiburg.

Mehr im Internet

Doch der Briefmarkensammler hat sich geändert. „Die Leute kaufen mehr im Internet, gehen weniger auf Tauschtage oder in Fachgeschäfte. Infolgedessen gibt es auch weniger Fachgeschäfte“, sagt Buckenberger. Ferner stellt er fest, dass diejenigen, die heute im Internet kaufen, weniger Ahnung haben als früher. Das sieht er an Rückfragen. Sie beschäftigen sich weniger mit den Marken. Man habe heute weniger Zeit und mehr andere Angebote. „Viele Briefmarkensammler sind ruhige Menschen, die sich im stillen Kämmerle mit ihrem Hobby beschäftigen“, weiß Buckenberger aus Erfahrung. Bekannt sei, dass 80 Prozent keinem Verein angehören.

Der Großtauschtag in der Donauhalle lockt jedes Jahr viele Briefmarkensammler nach Donaueschingen. Dieses Jahr feiert er sein ...
Der Großtauschtag in der Donauhalle lockt jedes Jahr viele Briefmarkensammler nach Donaueschingen. Dieses Jahr feiert er sein 60-jähriges Jubiläum. | Bild: Verein

Corona gibt Vorschub

Der Verkauf von Marken geht heute hauptsächlich online, während das kleine Ladengeschäft am Rand von Schwenningen immer mehr zum Anlaufpunkt für Leute wurde, die Sammlungen veräußern möchten. Corona hat der Entwicklung weiter Vorschub geleistet. Die großen Tauschtage mussten alle abgesagt werden. Doch viele hatten Zeit, ihre Sammlung online zu vervollständigen.

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Ein Hobby, keine Geldanlage

Beim Ankauf von Marken nimmt sich Buckenberger sehr viel Zeit für die Anbieter, findet mit unter interessante Gesprächspartner. Manche muss er auch enttäuschen. Zufallsfunde oder Sammlungen aus der Jugend sind meistens nicht sehr wertvoll. Es gibt teilweise Angebote aus Erbschaften, doch die Hälfte verkauft ihre Sammlung selbst, wenn sie merkt, dass sie sich nicht mehr damit beschäftigt oder die Jungen sich nicht dafür interessieren. Manche haben Angst, dass die Alben im Container landen. In der Regel kennen sie den Wert ihrer Sammlung, doch einzelne haben nicht mitbekommen, dass die älteren bundesdeutschen Marken mit der Zeit an Wert verloren haben. Briefmarken-Sammeln sei ein Hobby, es sei keine Geldanlage, betont Buckenberger.

Der aktuelle Vorstand des Vereins der Münzen- Ansichtskarten- und Briefmarkenfreunde Blumberg-Donaueschingen (v.l. Jens Buckenberger ...
Der aktuelle Vorstand des Vereins der Münzen- Ansichtskarten- und Briefmarkenfreunde Blumberg-Donaueschingen (v.l. Jens Buckenberger (1.Vorsitzender), Jürgen Beck (Schatzmeister), Brigitte Metzger (Schriftführerin) und Hubert Obergfell (2. Vorsitzender und Leiter der Münzgruppe). | Bild: Verein

Immer wieder Neuzugänge

Auch im Verein gab es einen Wandel. Von den 120 Mitgliedern beim letzten Jubiläum 1996 sind 60 geblieben, es gibt keine Jugendgruppe mehr, der Altersdurchschnitt steigt. Der gleiche Trend herrscht bei anderen Vereinen im Landesverband. Doch es gibt auch immer wieder Neuzugänge. Die Mitglieder fühlen sich wohl und es gibt ein reges Vereinsleben mit vielen persönlichen Kontakten und auch Freundschaften. Deshalb ist Jens Buckenberger zuversichtlich, dass sich die Mitgliederzahl auf einem gewissen Niveau einpendelt und der Verein noch lange fortbesteht. Wie man das 100-Jährige feiert, ist indes noch völlig offen.

Zur Geschichte

Der „Verein der Briefmarkenfreunde Donaueschingen e.V.“ wurde am 23.Februar 1921 von 13 Interessierten im Hotel Adler (heute Rathaus II) gegründet. Ab 1943 traf sich eine erste Jugendgruppe mit fünf Mitgliedern. 1945 bis 1947 ruhte das Vereinsleben. Am 20.August 1948 erfolge die Neugründung. Ab 1955 gab es dann auch wieder eine Jugendgruppe, die zunächst 13 Mitglieder hatte. 1958 erfolgte der Beitritt zum „Bund Deutscher Philatelisten. 1961 traten die Blumberger Briefmarkensammler dem Verein bei. Am 14.Januar 1962 fand der erste Großtauschtag im Hotel Bären statt, der fortan jedes Jahr zur Tradition wurde. 1971 wurde eine Münzgruppe gegründet, Am 15.Januar 1977 wurde der Name in „Verein der Münzen- und Briefmarkenfreunde Donaueschingen-Blumberg e.V. geändert. Seit 1977 finden die Großtauschtage in der Donauhalle statt. Im September 1994 begrüßte der Verein zum 48. Bundestag und den 95.Philatelistentag Briefmarkenfeunde aus aller Welt. Die Bundespost setzte gleich fünf Sonderstempel ein. Einen Sonderstempel gab es auch 1996 anlässlich des 75. Jubiläums des Vereins. Anlässlich der multilateralen Ausstellung „5 in 98“ transportierte ein Luftschiff Post von Blumberg nach Donaueschingen. 2007 erschien ein Buch mit historischen Postkarten zum Stadtbrand 1908. 2011 feierte man das 50.Jubiläum der Großtauschtage. 2013 wurden in einer weiteren Namensänderung die Ansichtskarten hinzugefügt. 2021 feiert der Verein sein 100. Jubiläum.