Immer wieder laufen am Montagvormittag vereinzelt Menschen am Salon Toni vorbei, der direkt an der Käferstraße in Donaueschingen liegt. Sie alle möchten einen Termin ergattern, um nach wochenlangem Warten mit lang gewordener Mähne endlich wieder ihre Haare frisiert zu bekommen. An diesem sonnigen Tag steht die Ladentüre offen, regelmäßiges Lüften ist daher gut möglich.

„Zuletzt hatte ich mit 18 Jahren solche Haare. Damals waren sie aber noch nicht grau, sondern dunkelblond.“
Heinz Weniger, Kunde

Einer derjenigen, die bereits einen Termin haben, ist Heinz Weniger. Er sagt mit einem Lachen: „Zuletzt hatte ich mit 18 Jahren solche Haare. Damals waren sie aber noch nicht grau, sondern dunkelblond.“ Dann legt Driton Braha-Huber die Schere an und beginnt seine Arbeit. Seit rund 35 Jahren gibt es den Salon, welchen der Friseurmeister 2011 von seinem Vorgänger Marko Grgic übernommen hatte.

Was lange währt... Heinz Weniger bekommt im Salon von Driton Braha-Huber in Donaueschingen die Haare geschnitten.
Was lange währt... Heinz Weniger bekommt im Salon von Driton Braha-Huber in Donaueschingen die Haare geschnitten. | Bild: Singler, Julian

Die vergangenen Wochen waren zermürbend und nervenaufreibend, schildert der Inhaber des Donaueschinger Herrensalons. „Die Erleichterung ist sehr groß. Endlich habe ich wieder etwas zu tun. Und ich freue mich, dass ich meine Kunden wiedersehen kann“, erzählt er. Denn genau dieser direkte Kontakt mache seinen Job aus.

Familienkoch statt Friseur

Im Salon konnte Braha-Huber laut eigenen Angaben nicht wirklich viel erledigen während der Schließungszeit. „Ich war bei meiner Frau und meinen Kindern zuhause, habe gutes Essen gekocht.“ Nun aber sei die Zeit des Bekochens zu Ende. Die Kinder würden es schon vermissen, dass der Vater das Essen macht; sie hätten sich ein Stück weit daran gewöhnt. Er hoffe, dass er jetzt verlässlich arbeiten kann, um Struktur und Planung in seinen Alltag zu bringen. Bei einer erneuten Schließung sehe es düster aus, doch alles sei eben abhängig von politischen Entscheidungen, auf die er keinen Einfluss habe.

...wird endlich gut. „Zuletzt hatte ich mit 18 Jahren solche Haare“, sagt Weniger mit einem Schmunzeln.
...wird endlich gut. „Zuletzt hatte ich mit 18 Jahren solche Haare“, sagt Weniger mit einem Schmunzeln. | Bild: Singler, Julian

Termine werden im Salon Toni viele gebucht, sagt der Friseurmeister. Die laufende Woche sei „so gut wie voll“. Normalerweise hat das Geschäft montags geschlossen, aber Driton Braha-Huber habe sich dazu entschlossen, dieses Mal eine Ausnahme zu machen – wegen der aktuell hohen Nachfrage. „Das Telefon steht auch nichts still, klingelt jede Minute“, sagt er. Ab kommender Woche sei dann aber wieder regulär von Dienstag bis Samstag geöffnet.

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Aufgrund der überschaubaren Ladenfläche kann er immer nur einen Kunden bedienen, im Regelbetrieb stehen im Herrensalon vier Plätze zur Verfügung. „Alle Kunden hinterlassen ihre Kontaktdaten und tragen einen Mundschutz“, erklärt Braha-Huber das Prozedere. Zudem stünde Desinfektionsmittel bereit.

Betrieb herrscht auch anderswo

Offen ist am Montag auch das Hair Rock Café von Inhaberin Julia Jovanovic in der Lehenstraße. Sie sieht noch eine gewisse Angst bei den Menschen, nicht jeder wolle jetzt sofort zum Friseur gehen. „Aber bei uns ist gut was los, wir können nicht meckern“, fügt sie an. Bei ihren weiblichen Kunden seien „alle froh, dass sie wieder kommen können“. Bei den Herren dagegen seien noch ein paar Termine frei.

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Pro Tag können im Hair Rock Café drei Friseure arbeiten und pro Kunde müssen zehn Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, sagt Jovanovic. Das müsse im Einsatzplan für das Personal berücksichtigt werden. Die Inhaberin habe vor der Wiedereröffnung einiges vorbereiten müssen: „Wir mussten investieren, zum Beispiel in Trennwände.“ Hygiene sei dieses Mal weniger das Problem gewesen, denn in diesem Bereich war der Salon laut der Inhaberin aus der Vergangenheit noch gut aufgestellt.

Weniger Andrang als zuletzt

„Bei mir sind erst einmal alle Termine komplett ausgebucht“, berichtet derweil Yeliz Adli, Filialleiterin des Geschäfts Haarkreation in der Zeppelinstraße. Bei ihrem Kollegen jedoch seien noch Termine zu haben. Gearbeitet wird am Montag auch dort, doch Adli sagt: „Der Andrang ist nicht so groß wie beim letzten Mal, als wir wieder öffnen durften.“ Sie könne sich daran erinnern, dass damals „ein Kunde nach dem anderen zum Haareschneiden kam“. Jetzt darf ihr zufolge nur ein Kunde pro Mitarbeiter bedient werden, gleichzeitig müsse man genau auf die Fläche achten. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass zwar Betrieb herrscht, aber nicht so wie in Nicht-Pandemie-Zeiten. So bleiben beispielsweise manche Stühle, die aktuell zu nahe aneinander stehen, frei.

Ob im Salon Toni, im Hair Rock Café oder in der Haarkreation-Filiale: Überall sind die Betreiber froh, wieder ihrem Beruf nachgehen zu dürfen. Doch gleichzeitig ist dieses Glücksgefühl mit der Sorge vor einem dritten Lockdown gepaart. Und diesen „würde ich nicht mehr überstehen“, sagte Julia Jovanovic im Februar. Statt besinnlich war ihre Weihnachtszeit mit „ganz viel Kopfzerbrechen und Existenzangst“ verbunden.