Das Fischbach-Areal gehört sicher nicht zu den schönsten Fleckchen, die Donaueschingen zu bieten hat. Lange Zeit prägten dort die Straßenmeisterei und die Firma Fischbach Tief- und Straßenbau das Bild. Doch die Straßenmeisterei ist umgezogen und vom Bauunternehmen gibt es nur noch den Namenszug am Gebäude. Seit Längerem gibt es den Wunsch, das Gebiet zwischen der „Neuen Wolterdinger Straße„ und „Am tiefen Weg“ zu entwickeln. Gewerbe ist dort nicht mehr erstrebenswert, Wohnbebauung aber erwünscht.
Investor möchte auf einem Hektar seine Pläne verwirklichen
Ein Investor hat sich schon mal gefunden: Binefeld Bauen und Wohnen, ein Bauträger und Immobilienmakler mit Sitz in Sindelfingen und Niederlassung in Trossingen. Inhaber der regionalen Zweigstelle ist Andreas Binefeld, der schon Projekte in Tuttlingen und VS-Schwenningen realisiert oder geplant hat. Allerdings möchte er nicht das ganze Gelände entwickeln, sondern nur eine rund ein Hektar große Fläche. In Donaueschingen war er noch nie tätig, hat aber nach eigenen Angaben Bezug zur Stadt. Seine Frau stamme aus Aasen. Zu dem Zeitpunkt setzt in der Gemeinderatssitzung das Grübeln ein – zumindest bei Hubert Romer, Amtsleiter für Bildung und Soziales, und den Stadträten Rainer Hall, Horst Hall und Roland Hall. Die Aasener rätseln nämlich, von wem die Rede sein könnte.
Doch was plant der Investor eigentlich?
Doch eigentlich soll es auch eher um das geplante Projekt gehen. Geplant ist ein großer vierstöckiger L-Bau, der oben drauf noch ein weiteres zurückversetztes Geschoss erhalten soll. Im hinteren Bereich sollen drei weitere Gebäude entstehen – dreigeschossig und ebenfalls mit Attika. Während die hinteren Häuser Wohnraum – pro Haus 14 bis 18 Eigentumswohnungen – bieten sollen, war ursprünglich für das vordere Gebäude, das direkt an der „Neuen Wolterdinger Straße„ entstehen soll, eine andere Nutzung vorgesehen. Hier sollte ein Boardinghaus entstehen. Beim Wohnraum soll es in erster Linie um kleine Wohnungen gehen. „Es gibt sehr viele Geschiedene und sehr viele Singles“, sagt Binefeld. Es sei untersucht worden, was der Markt braucht und deshalb soll der Fokus auf kleinen Wohnungen liegen.
Die Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen
Nun könnte man meinen, dass Gemeinderat und Stadtverwaltung bei so einem Vorhaben pure Begeisterung an den Tag legen. Allerdings gibt es gleich mehrere Punkte, die für reichlich Kritik sorgen. Und nicht nur zu einer Sitzungsunterbrechung führen, damit sich die Fraktionen noch einmal intern besprechen können. Am Ende wird CDU-Fraktionssprecher Marcus Greiner einen der seltenen Geschäftsordnungsanträge stellen. Das Thema soll nochmals beraten werden und erst einmal muss der Investor nacharbeiten.
Problem Nummer eins:
Gerne hätte man es gesehen, wenn ein Investor sowohl das Gelände der Firma Fischbach, als auch die ehemalige Straßenmeisterei entwickelt hätte. Ein Konzept, das aus einem Guss ist. Das scheitert allerdings an den Besitzverhältnissen. Denn der Bereich, wo die Straßenmeisterei des Kreises untergebracht war, gehört dem Land, und das scheint alles andere als an einem Verkauf interessiert zu sein. Dieses Problem lässt sich allerdings nicht so einfach lösen. „Für den benachbarten Teil können wir noch nicht sagen, was dort geschehen wird“, sagt Stadtbaumeister Christian Unkel. Deshalb soll es für das Binefeld-Projekt einen eigenen Bebauungsplan geben. „So kann der der Investor möglichst schnell starten“, erklärt Unkel. Das ändert aber nichts am Wunsch der Stadträte, dass man doch die Fläche gern als Ganzes entwickelt hätte.
Problem Nummer zwei:
Die Höhe der Gebäude und vor allem die Massivität des Bauwerkes an der „Neuen Wolterdinger Straße„ sorgt in allen Fraktionen für Kritik. „Wir hatten anfangs eine Variante, die deutlich massiver war. Es war eine Fünfgeschossigkeit über das ganze Gebiet hinweg geplant“, erklärt Unkel. Ein Jahr hätten Investor, Planer und Stadtverwaltung verhandelt. Der Kompromiss sei das, was nun herausgekommen ist. Doch ersichtlich ist, dass sich die Stadträte über alle Fraktionen hinweg zwar eine Nachverdichtung wünschen, aber diese dann doch nicht so einen Umfang haben soll.
Problem Nummer drei:
Das Boardinghaus gefällt nicht jedem Stadtrat. „Wir haben Bedenken, was das Thema Boardinghaus angeht“, sagt GUB-Stadtrat Marcus Milbradt. Es gebe in der Stadt genug Hotels, die funktionieren und die der Region würden außerdem aktuell auch andere Projekte planen und realisieren. „Und man hat es ja in anderen Städten gesehen: Wenn ein Boardinghaus nicht gepflegt wird, kann auch die Einmietung noch kürzer werden und in den stundenweisen Bereich gehen.“
Allerdings plant Andreas Binefeld wohl gar kein Boardinghaus mehr. Das sei aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht mehr erstrebenswert, wenn in den nächsten Monaten sowieso viele Hotels aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation nicht mehr aufmachen könnten. Laut Binefeld wird nun über Gewerbe nachgedacht wie Ärzte, Apotheke, Bäcker. Das wiederum erfreut Milbradt auch nicht, denn der Optiker hat den Innenstadt-Einzelhandel im Blick und auch CDU-Stadträtin Karin Stocker-Werb hält diese Pläne für gar nicht gut.
Auf der Verwaltungsbank ist man derweil reichlich irritiert. „Wir sind überrascht über die Wendung, die das hier gerade nimmt“, sagt der Stadtbaumeister. Denn dass etwas anderes als ein Boardinghaus geplant ist, sei auch in der Verwaltung nicht bekannt gewesen. „Einzelhandel ist in dem Bereich völlig ausgeschlossen“, so Unkel.
Problem Nummer vier:
Wo viele Menschen wohnen, müssen auch irgendwo die Fahrzeuge abgestellt werden. Geplant ist eine Tiefgarage, in der 1,5 Stellplätze pro Wohnung vorgesehen sind. Gesetzlich gefordert sind 1,0 Stellplätze, die Stadt Donaueschingen will 1,5 Stellplätze und GUB-Stadträtin Alexandra Riedmaier will noch mehr. „1,5 Stellplätze pro Wohnung sind nicht mehr zeitgemäß“, sagt sie. Dann würden die Leute wieder auf der Straße parken oder öffentlichen Parkplätzen. „Das kann nicht unser Problem sein.“ Naturgemäß sieht das der Investor, der möglichst billig bauen will, anders. „Eine Tiefgarage kostet pro Stellplatz 20.000 bis 30.000 Euro. Das müssen wir dann wieder auf den Preis aufschlagen“, sagt Binefeld und fügt hinzu: „Wir als Bauträger müssen schauen, dass wir etwas Preiswertes anbieten.“ Schon die Reduzierung der Geschossanzahl wirke sich auf die Wirtschaftlichkeit aus.
So geht es weiter
Da die Stadträte mit der Höhe der Gebäude nicht zufrieden sind und die Stadtverwaltung irritiert ist, weil das Boardinghaus nicht mehr zur Debatte steht, gab es in der Sitzung keine Entscheidung. Der Investor muss nacharbeiten und dann wird noch einmal alles diskutiert.