Sich in der Donaueschinger Innenstadt aufzuhalten, das soll noch schöner werden, noch mehr Spaß machen – in Zusammenfassung: Die Aufenthaltsqualität soll weiter verbessert werden. Wie das gelingen kann, damit beschäftigt sich der Gemeinderat schon geraume Zeit. Auch externe Berater des Büros Cima aus Stuttgart sind mit an Bord.

Ein erster Schritt soll es nun sein, temporäres Stadtmobiliar anzuschaffen. Dafür haben sich die Gemeinderäte auch entschieden. Doch zuvor sorgten noch andere Debatten für Kopfzerbrechen. Allen voran der Vorschlag, die Karlstraße zu bestimmten Zeiten für den Verkehr zu sperren.

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Bei dem Stadtmobiliar handelt es sich etwa um hochwertige Sitzbänke, Infostelen oder Radreparatur-Material, dass beim Verkehrsministerium beantragt werden und dann für eine Dauer von drei Monaten geliehen werden könne: „Es ist die Überlegung, sich recht zügig daranzumachen, um die Möbel bereits im nächsten Sommer aufstellen zu können“, erklärte Tom Bremer vom Berater-Büro Cima. Er sprach auch von „einem blauen Band“, als Verbindung der Karlstraße zwischen Blauem Rathaus und Residenzbereich.

Entschleunigung des Verkehrs

Beim Thema der Aufenthaltsqualität sprach sich Bremer für eine Entschleunigung des Verkehrs in der Karlstraße aus. Das war auch bei den anderen Ratsterminen mit Cima immer wieder Thema. Und Bremer brachte eine temporäre Sperrung der Karlstraße ins Spiel: „Ich würde da effektiv auf einen Sonntag im Sommer schauen. Der öffentliche Raum wird ohnehin von der Gastronomie gerne genutzt. So kommt das Leben auf die Straße.“ Ziel sei es dabei vor allem, Donaueschinger, die sonst nicht in die Stadt kommen, wieder herzulocken. Die temporäre Möblierung sei dafür ein wichtiger Baustein.

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Viele dieser Elemente könnten gemeinsam mit der Gastronomie genutzt werden. Auch die freien Parkflächen ließen sich nutzen: „Auch Sitzelemente an Plätzen, die sonst ohnehin frei sind“, so Bremer. Die drei Monate ließen sich nutzen, um das zu testen: „Wenn man in drei Monaten sieht, dass irgendwas nicht ankommt, lässt sich das variabel verschieben.“

Bereits jetzt habe man die Zusage bei einem Landesprogramm namens „The Städt“. Dabei gebe es ein Prozess-Coaching im Spannungsfeld von Einzelhandel und Mobilität: „Gefördert werden ziel- und zukunftsorientierte Dialogformate“, so Bremer weiter.

Es gehört Mut dazu

Oberbürgermeister Erik Pauly appellierte an die Stadträte: „Es ist nur ein Angebot, am Ende muss die Stadt es selbst entscheiden. Dazu gehört auch ein bisschen der Mut, etwas verändern zu wollen.“ Es gehe darum, das Positive in den Vordergrund zu rücken. Den Verkehr könne man etwa zweiteilig aus der Stadt herausbekommen, wenn die Läden ohnehin geschlossen seien: „Es wäre auch schön, dann eine Veranstaltung in die Stadt zu kriegen“, so Pauly weiter. Ein Ansatz wäre es etwa, den Residenzbereich samstags ab 19 Uhr zu sperren. Anliegerverkehr müsse natürlich immer möglich sein.

Das Programm sei ein guter Versuch für eine temporäre Maßnahme: „Mal schauen, was man daraus macht“, sagte CDU-Fraktionssprecher Marcus Greiner.

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„Unser Herz geht auf“, sagte auch GUB-Statdrätin Alexandra Riedmaier. Die Idee mit dem blauen Band als Verbindung habe sie allerdings schonmal im Rat angebracht: „Allerdings bereits vom Bahnhof aus. Damals hieß es, das ginge nicht. Ich fände es schön, wenn die Josefstraße da mit einbezogen würde.“ Riedmaier sprach sich dafür aus, die Möblierung für die Monate Juni, Juli und August auszuleihen.

Musiker der Stadt mit einbinden

Sie sehe zudem das Potenzial, Musiker aus der Stadt unkompliziert und ohne viel Bürokratie ein Forum in der Innenstadt zu geben: „Das ist es, was belebt. Wenn da einer steht und spielt, dann kommen die Leute“, so Riedmaier.

„Wenn wir beleben wollen, dann müssen wir irgendwo anfangen.“Erik Pauly, Oberbürgermeister
„Wenn wir beleben wollen, dann müssen wir irgendwo anfangen.“Erik Pauly, Oberbürgermeister | Bild: Stadt Donaueschingen

„Für uns gilt Aufenthaltsqualität vor Automobilität“, sagte Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock. Dem blauen Band könne man sich auch anschließen: „Wir sollten die Verbindung von Stadt und Donauradweg verbessern.“ Wenn man mit den Möbeln Erfolg habe, dann wünsche sich Blaurock „rechtzeitig einen Kostenvoranschlag“, was die Eigen-Anschaffung kosten würde. In der Innenstadt bräuchte man seiner Meinung nach keine Veranstaltung von außen: „Es gibt genügend von hier, die ihr Können zeigen könnten.“

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Auch die SPD sprach sich für die Stadtmöblierung aus. Das Vorhaben sei „hervorragen“, ebenso der Ansatz, eine Beruhigung des Verkehrs hineinzubringen: „Eine temporäre Sperrung finden wir auch spannend und können uns gut damit anfreunden. Es wird sich aber die Frage stellen, wie die Verkehrsführung dann genau aussieht, etwa in der Max-Egon- und der Zeppelin-Straße“, sagte SPD-Fraktionssprecher Jens Reinbolz.

„Ich gehe da von einem Gegenwind aus.“Tevfik Ceylan, GUB-Stadtrat
„Ich gehe da von einem Gegenwind aus.“Tevfik Ceylan, GUB-Stadtrat | Bild: Roland Sigwart

FDP/FW-Sprecher Niko Reith freute sich über die gute Beurteilung Donaueschingens durch die Cima. Er könne sich eine temporäre Fußgängerzone ähnlich wie beim Herbstfest vorstellen, „von der Stadtkirche bis zur Linde.“ Auch die Haldenstraße würde er mit reinnehmen. „Es ist sehr positiv, dass wir ins Tun kommen. Und gut, dass es Unterstützung vom Land gibt“, so Reith. Er betonte zudem, man können eben dieses Thema eigentlich am besten im Mobilitätsausschuss besprechen.

Es gibt auch kritische Stimmen

Eine temporäre Sperrung wird indes nicht durch alle Reihen begrüßt. GUB-Stadtrat Tevfik Ceylan, seines Zeichens selbst Wirt in der Karlstraße, brachte die Bedenken der Gastronomen vor: „Bewohner und Gastronomie in der Straße sehen da einen Haken“, so Ceylan. Was passiere etwa, wenn Bewohner nicht mehr an ihren Stellplatz kommen? „Die Beschwerde landet dann beim Eigentümer!“ Gerade im Sommer haben zudem die Eiscafés viele Bestellungen, die mit dem Auto abgeholt werden.

„Die Gastronomie hat zudem Bedenken, dass eine Sperrung weniger Kundschaft bringt“, so Ceylan weiter. „Und was passiert mit den Querstraßen? Die werden dann mehr befahren!“ Man sollte sich mit Gastronomen und Anwohner austauschen. „Ich gehe da von einem Gegenwind aus.“

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„Man will einen Prozess in Gang bringen. Es geht nicht, dass wir ein paar Möbel aufstellen und alles wird besser“, sagte OB Erik Pauly. Wenn der Verkehr uneingeschränkt fahre, dann sei ein Wandel schwer machbar.

Es wird neue Erkenntnisse bringen

„Bei der Frage der Sperrung werden wir auf die Schnelle sicher keine Einigung bekomme. Unsere Idee ist es deshalb, mit einem begrenzten Zeitraum von drei Monaten zu beginnen“, so Pauly. Bei einem Versuch werde man nicht die optimale Lösung haben, „aber Erkenntnisse.“ Ihn wundere, dass offensichtlich die Gastronomie dagegen sei, „für die machen wir es.“

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Wenn man selbst sonntags den Verkehr nicht aus der Stadt bekomme, „dann weiß ich nicht, wie wir vorankommen sollen. Wenn wir beleben wollen, dann müssen wir irgendwo anfangen“, so Pauly weiter. „Ich glaube nur, dass wir eine Grundsatz-Entscheidung treffen müssen.“ Es sei ein kleiner Kraftakt gewesen, alles jetzt so im Rat präsentieren zu können: „Ich will nur appellieren, das jetzt nicht zu zerreden.“ Ganz ohne Veränderung gebe es keinen Sinn.

Ein Antrag zur Geschäftsordnung von CDU-Stadträtin Ramona Vogelbacher sorgte schließlch für das Ende der Diskussion – und die sofortige Abstimmung. Bei vier Enthaltungen stimmten die Räte für den Verwaltungsvorschlag.