Was für eine Erleichterung das war: Mit sinkender Inzidenz durften die Gaststätten wieder öffnen. Vorerst zwar nur mit Impf- oder Testnachweise. Aber immerhin. Und neben dem Aufwärtsschritt in finanzieller Hinsicht für die Gastronomen: Endlich konnte man wieder abends gemütlich auf ein Feierabendgetränk noch mal kurz in die Kneipe. Doch halt: Ganz so spontan ging das dann doch nicht. Vorher war ja noch der Test notwendig. Das sorgte an den ersten Öffnungstagen für verhaltenes Erscheinen der Gäste. Unsicherheit und mangelnde Spontaneität sorgten für Zurückhaltung.

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Mittlerweile ist die Corona-Inzidenz noch weiter gesunken, dass keine Tests mehr notwendig sind, um etwas trinken oder essen zu gehen. Aber ist es jetzt tatsächlich so, dass die Gäste wieder entspannt in die Wirtshäuser tingeln?

Noch keine Normalität

„Es ist schön, dass es wieder läuft“, sagt Swen Kuttruff vom Fürstenberg Bräustüble am Postplatz. Er sieht einen positiven Trend, von dem er hofft, dass er sich so fortsetzt: „Wenn es so weiterläuft, wäre es gut.“ Die Leute kämen jetzt wieder, allerdings sei noch nicht von Normalität zu sprechen: „Die Spontaneität fehlt.“ Außerdem sei das Geschäft noch nicht wie zuvor, als das Coronavirus noch nicht hier war. Die Touristen fehlen, die Busse und die Brauerei-Führungen, die im Bräustüble ihren Abschluss nehmen. Geschäftlich sei man noch nicht wieder dort, wo man hin möchte: „Es sind auch eher die Zweier- und Dreier-Tische, die reserviert werden. Bei den großen ist das eher schwierig“, sagt Kuttruff. Generell seien die Gäste noch verhalten und vorsichtig. Dennoch seien die Rückmeldungen größtenteils positiv. Die Leute freuen sich, wieder raus zu dürfen. Und außerdem: „Es gibt ja mittlerweile viele Möglichkeiten, sich impfen zu lassen.“

Der große Ansturm blieb direkt nach der Öffnung im Juni aus, wie hier im Bräustüble. Zu groß war die Unsicherheit.
Der große Ansturm blieb direkt nach der Öffnung im Juni aus, wie hier im Bräustüble. Zu groß war die Unsicherheit. | Bild: Lutz Rademacher

Immer noch Unsicherheit

Im Donaueschinger Parkrestaurant kommen immer noch Anrufe, die fragen, was genau man als Gast denn jetzt für einen Besuch des Biergartens beim Parkschwimmbad brauche, erklärt Wirt Güney „Chicco“ Birdüzer. Ein Test ist jedoch nicht mehr notwendig, lediglich die Maske muss auf dem Weg zum Sitzplatz angezogen werden – sofern sich der Platz im Inneren eines Gebäudes betrifft. Im Außenbereich ist auch das nicht mehr notwendig. Dort laufe das Geschäft dennoch verhalten. Das habe jedoch hauptsächlich mit einem Faktor zu tun, der schon vor Corona eine Rolle gespielt hat: dem Wetter. Der viele Regen hält im Biergarten die Gäste fern. Vielleicht auch „das Leben mit der App“, wie Birdüzer sagt. „Anstatt am Nachmittag mal in den Himmel zu schauen, verlassen sich die Leute auf die morgendliche Angabe ihrer App.“ Das Spontane – es fehlt ihm bei den Leuten.

Dankbar und froh

Wenn sich die Sonne zeige, dann kommen die Leute allerdings: „Und sie sind dankbar und froh, dass wir wieder geöffnet haben“, sagt Birdüzer. Es seien zudem wenige Gäste, die hinsichtlich Corona unachtsam seien. Ansonsten sei es im Außenbereich „wie früher“. „Wir achten auf die Abstände und eine Liste, wo sich die Gäste eintragen müssen – die gibt es auch noch.“ auch die Luca-App werde von vielen genutzt. „Ich kontrolliere auch, dass niemand Mrs. Marple oder irgendwas anderes auf den Zettel schreibt“, sagt Birdüzer. Er freut sich, dass sich immer mehr Menschen impfen lassen. „Während jener Zeit, als noch Tests gezeigt werden mussten, war ich positiv überrascht, wie viele Jüngere schon geimpft sind.“

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Problem: Personal

Die Hoffnung, nicht wieder in einen Lockdown zu müssen, die sei natürlich weiter da. Im Parkrestaurant habe man viel in das Personal investiert, damit es auch bleibt. „Bei den Nebenjobs sind auch ein paar weg.“ Sie hätten sich in anderen Branchen umgeschaut, wo man das Wochenende frei habe. „Da hat sich schon was getan.“ Ein Problem sieht Birdüzer hier jedoch eher bei den großen Branchenvertretern.

Personalkosten gestiegen

Christian Köster, Geschäftsführer der beiden Donaueschinger Twist-Lokale.
Christian Köster, Geschäftsführer der beiden Donaueschinger Twist-Lokale. | Bild: Eventwist GmbH

„Bei uns ist es wieder, wie wenn nichts gewesen wäre“, sagt Christian Köster, Geschäftsführer der beiden Twist-Lokale und Initiator des Donaueschinger Lieferservice. Ausnahme sei die Maske bis zum Platz und die notwendigen Abstände. Und das Verhalten der Gäste: „Waren es früher mehrere Runden an Gästen, die vorbeikamen, ist es jetzt eine Runde am Abend, die bleibt.“ Der Außenbereich wäre eigentlich wieder gut nutzbar, durch das Wetter sei dort jedoch derzeit leider nicht so viel los. Im Moment sei der Laden zwar gefüllt, aber die Personalkosten seien gestiegen. In den Twist-Lokalen seien noch alle Mitarbeiter da: „Durch den Lieferservice konnten wir alle entsprechend beschäftigen“, sagt Köster. Erst zu Weihnachten sei es wieder der Fall, dass mehr Leute gebraucht werden. „Daher suchen wir auf Oktober wieder.“ Man wolle die Situation nicht dem Zufall überlassen und vorausplanen bis August oder September. „Jetzt ist es die erste Reaktion vieler Leute in der Gastronomie, sich in einer anderen Branche mit mehr Sicherheit umzuschauen. Irgendwann ist der Markt jedoch übersättigt und nach spätestens sechs Monaten kommen die Leute wieder zurück.“

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