„Schlecht“ beurteilt Cevdet Bagci seine gegenwärtige Situation. Der 53-Jährige bietet seit 2016 im Glashaus Veranstaltungen an. Auch wenn der Tanztreff, der für Events aller Art gemietet werden kann, für den gelernten Industriemechaniker nur ein Nebenjob ist und der Job als Facharbeiter in einer Firma in Blumberg für den Lebensunterhalt sorgt, sind die Reserven aus den vier Jahren „Glashaus“ aufgebraucht. Auch wenn der Betreiber staatliche Corona-Hilfen bekommen hat. Zum Glück, so sagt er, käme ihm der Vermieter beim Mietzins entgegen.

Cevdet „Carlo“ Bagci würde das Glashaus gerne bald wieder öffnen.
Cevdet „Carlo“ Bagci würde das Glashaus gerne bald wieder öffnen. | Bild: Sevgi Bagci

Seit März 2020 hat das https://de-de.facebook.com/glashaus.donaueschingen/ an der Josefstraße geschlossen. Im Herbst, so hofft Bagci könnte er dabei sein, wenn Clubs und Bars wieder aufmachen dürfen. Kaum mehr als eine Form, mit den Gästen in Kontakt zu bleiben, sei ein Livestream gewesen, den er in der Zeit der Schließung aufgezogen habe. „Das fanden die Leute zwar toll“, sagt er, aber in die Kasse habe diese internetbasierte Möglichkeit nicht eingezahlt. Entmutigen lassen, möchte sich Bagci, den seine Frau Sevgi in der Partylocation unterstützt, auf keinen Fall. „Das Glashaus will ich auf jeden Fall behalten. Und die letzten Monate halten wir jetzt auch noch durch.“

Noch auf unbestimmte Zeit geschlossen: „S Glashaus“ an der Josefstraße.
Noch auf unbestimmte Zeit geschlossen: „S Glashaus“ an der Josefstraße. | Bild: Wursthorn, Jens

„Es war der 13. März“, sagt Oliver Ludwig nach einem kurzen Blick in den Kalender. 2020, wohlgemerkt. Das war der bislang letzte Abend, an dem im Nachtclub „Delta“ ausgelassen gefeiert wurde. Seither, so Geschäftsführer Ludwig, hält lediglich die Social-Media-Präsenz den Kontakt zu den Gästen, die an guten Abenden in der Stärke von mehreren hunderten Motto-Partys, Themennächte oder Live-Konzerte goutierten. „Natürlich ist da viel Durchlaufkundschaft dabei, die dann weiterziehen“, relativiert der 40 Jahre alte Geschäftsführer, der seit 2008 in der alternativ akzentuierten Diskothek www.delta-animalhouse.de an der Raiffeisenstraße das Sagen hat.

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Ein Glücksfall war dann noch die Möglichkeit, einen Online-Radiosender einzurichten. „Damit zeigen wir, dass wir noch das sind“, spricht Ludwig für das Team, das aus drei Festangestellten und einer großen Zahl an Aushilfskräften besteht. Die Musik auf https://laut.fm/delta-radio läuft rund um die Uhr, für wechselnde Sounds sorgt Ludwig in maßgeblicher Regie und die Haus-DJs mit eigenen Playlists.

Die Corona-Hilfen liefen zeitnah und reibungslos: Delta-Geschäftsführer Oliver Ludwig zeigt sich an diesem Punkt zufrieden.
Die Corona-Hilfen liefen zeitnah und reibungslos: Delta-Geschäftsführer Oliver Ludwig zeigt sich an diesem Punkt zufrieden. | Bild: Oliver Ludwig

Was bleibt, ist die Sehnsucht, bald wieder Gäste bewirten zu dürfen. „Wir sind Zweckoptimisten und Realisten gleichzeitig“, holt Ludwig aus. „Natürlich hoffen wir, dass wir vielleicht im Sommer und allerspätestens im Herbst aufmachen dürfen.“ Gleichwohl sei im bewusst, dass die Diskotheken „die ersten waren die schließen mussten, und die letzten, die wieder aufmachen dürfen“.

Durch Corona leergefegt: der Mainfloor in der Diskothek Delta in Donaueschingen
Durch Corona leergefegt: der Mainfloor in der Diskothek Delta in Donaueschingen | Bild: Oliver Ludwig

In jedem Fall nicht bei den Letzten war das Delta-Team bei den Corona-Hilfen. Da habe man schnell die Hausaufgaben gemacht und sich erfolgreich durch die Anträge gekämpft. Mit Erfolg: „Das hat alles zeitnah geklappt. Da sind wir zufrieden“, so Ludwig.

So sieht es in der Diskothek Okay im Februar 2021 aus.
So sieht es in der Diskothek Okay im Februar 2021 aus. | Bild: Singler, Julian

Wenn die Diskotheken vermutlich die Letzten sein werden, die aufmachen dürfen, dann liege das in der Natur der Örtlichkeiten, erklärt der Betreiber der Diskothek „Okay“, Ralf Bürger. Abstand und Maske passten nicht zu Nähe, Fröhlichkeit und ausgelassenem Feiern. „Oder können Sie sich eine Bar vorstellen, an der nur jeder zweite Barhocker besetzt werden darf?“

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Momentan sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Elf Männer und Frauen gehören zum fest angestellten Stammpersonal, etwa 70 Aushilfen arbeiten in dem Tanzpalast www.okay-nightlife.de/ an der Raiffeisenstraße auf 450-Euro-Basis. „Da kommen sicher nicht alle wieder zurück“, meint der Geschäftsführer mit Blick auf eine Öffnung, die er nicht vor Herbst erwartet.

Auch wenn er sich keine Öffnung mit „angezogener Handbremse“ vorstellen kann, irgendwann wird sie kommen. Und dann werde das nicht funktionieren in kürzester Zeit. Mehrere Wochen Vorlauf seien unabdingbar. Nicht nur wegen des Personals, sondern auch wegen der Bewirtung mit Snacks und Getränken. Die Lager seien leer, die Stabilität der Lieferketten keineswegs gewiss.

Das „Okay“ von außen. Eine freundlichere Außengestaltung steht hier noch an.
Das „Okay“ von außen. Eine freundlichere Außengestaltung steht hier noch an. | Bild: Singler, Julian

Die Zeit der Schließung hat Bürger genutzt, das „Okay“ zu optimieren. Neu eingerichtet wurde ein Kassensystem, das alle Bars vernetzt; erneuert wurde die Brandmeldeanlage und das Gebäude wird mit einem neuen Farbanstrich versehen. Insgesamt dominiert die Zuversicht. „Doch, jetzt sehen wir Licht am Ende des Tunnels“, so Bürger. Im vergangen Jahr sei die Stimmung noch deutlich betrübter gewesen.