„Uns wird es nächstes Jahr noch geben.“ Diesen Satz äußerte Ralf Bürger, Betreiber des Donaueschinger Tanzlokals Okay, im Juli 2020 gegenüber dem SÜDKURIER. Und daran habe sich auch nichts geändert, sagt er heute. Er wolle weiterkämpfen.

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Verärgert sei Bürger darüber, „dass irgendjemand ständig das Gerücht in die Welt setzt, dass es das Okay nicht durch die derzeitige Corona-Krise geschafft hat“. In einem Facebook-Beitrag wandte er sich deshalb an seine Party-Gemeinschaft. Ihm zufolge häufen sich momentan Anrufe, nicht nur von Gästen, sondern auch von Lieferanten, ob man denn noch mit ihm rechnen könne.

Von „ungerechtfertigten Gerüchten„ spricht derweil auch Geschäftsführerin Gabriella De Felice. „Das Telefon steht nicht still, eine Flut von Nachrichten und Mails von besorgten Mitarbeitern und Gästen erreichen uns“, führt sie aus. Das Team wisse nicht, woher diese Äußerungen kommen; es sei „ziemlich anstrengend und nervig“.

Ein Bild aus besseren Tagen: Gabriella De Felice, Geschäftsführerin der Discothek Okay in Donaueschingen, im Sommer 2019. Dort wurde im ...
Ein Bild aus besseren Tagen: Gabriella De Felice, Geschäftsführerin der Discothek Okay in Donaueschingen, im Sommer 2019. Dort wurde im Tanzlokal noch gefeiert – vor Corona. | Bild: privat

Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der Discobetreiber Ralf Bürger jetzt: „Noch gibt es uns.“ Wenn es mit der Corona-Pandemie im Herbst besser aussieht und die harten Einschränkungen ein Ende finden, werde das auch definitiv so bleiben. Aber klar sei auch, dass er nicht mehrere Jahre in die Zukunft blicken könne. „Ewig kann man das nicht tragen, immer privat alles aufzufangen“, sagt Ralf Bürger. Immerhin nimmt er seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr ein; an ausgelassenes Feiern ist nicht zu denken. Ob es denn jemals die Überlegung gab, aufzuhören? Mit dem Gedanken setze er sich natürlich auseinander; „als ordentlicher Kaufmann muss man alles durchdenken.“ Aber das Okay sei eine Herzenssache. Und seine Entscheidung, daran festzuhalten, sei glasklar.

Hoffnung ist das Impfen

Seit geraumer Zeit befinden sich laut Bürger alle Festangestellten in Kurzarbeit. Der Okay-Betreiber setzt, wie so viele Menschen, große Stücke auf das Impfen: „Ende des Jahres hat sich das durch die Impfungen hoffentlich erledigt“, bleibt er zuversichtlich. Die gesamte Branche müsse sich auf den begehrten Piks verlassen und sich voll darauf stützen. „Wir haben nichts anderes. Denn mit Abstand und Maske können wir nichts machen, da macht ein Discothekenbetrieb keinen Sinn“, so Bürger.

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Gabriella De Felice sagt: „Wir sind fest davon überzeugt, vielleicht nicht im Sommer oder im Herbst, dann eben im nächsten Jahr die Türen wieder zu öffnen.“ Sie spricht von einer sehr schwierigen Zeit für alle Branchen: „Discotheken und Clubs werden wohl die letzten sein, die wieder öffnen dürfen“, vermutet die Geschäftsführerin. Und ergänzt: „Aber Gesundheit geht vor. Ich hoffe, dass diese verrückte und unfassbare Zeit bald ein Ende hat.“

Jammern hilft nichts

Von negativen Gedanken möchte Ralf Bürger sich nicht entmutigen lassen: „Wenn Betriebe geschlossen sind, gibt es keine Einnahmen. Natürlich geht es keinem gut, aber ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Und langsam ärgert es mich, wenn jeden Tag jemand anderer jammert.“ Ob er eine Öffnungsperspektive sieht? Oder ist eine verlässliche Planung nach wie vor schlicht unmöglich? In der Branche kursiere der Herbst als möglicher Termin. Man hoffe auf September, doch er selbst halte das für unrealistisch. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel sollen bis dahin alle ein Impfangebot bekommen. „Aber ich glaube nicht, dass sich jeder impfen lässt“, sagt Bürger. Und dann sehe er die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft auf uns zukommen: „Das wäre fatal, wenn wir nur Geimpfte reinlassen dürfen“, blickt er voraus. Eine Normalität, wie wir sie vor Corona hatten, hält der Okay-Betreiber bis auf Weiteres nicht für möglich: „Vielleicht gibt es diese sogar erst 2022. Aber sowohl privat als auch geschäftlich wäre eine Perspektive schön.“

Kassiert wird im Okay schon längere Zeit nicht mehr. Denn Partys finden in der Pandemie nicht statt.
Kassiert wird im Okay schon längere Zeit nicht mehr. Denn Partys finden in der Pandemie nicht statt. | Bild: Singler, Julian

Was Ralf Bürger kritisiert, ist die aus seiner Sicht Ungleichbehandlung des Staates bei den finanziellen Hilfen. „So toll die November- und Dezemberhilfen auch waren, aber das ist der falsche Ansatz. Egal, ob du ein großer Konzertveranstalter bist, der bei Festivals aktiv ist, oder ein Kleinbetrieb: Jeder hat 75 Prozent des letzten Umsatzes bekommen“, schildert er. Und fügt an: „Man sollte sich vielmehr immer am Ertrag orientieren, nicht am Umsatz.“ Sein Vertrauen in die Politik habe schwer gelitten, doch jetzt laute die Devise: durchhalten.

Wie bereits im Sommer 2020 laufen in der Discothek Okay nach wie vor Renovierungsarbeiten. „Wir sind immer noch dran und haben das mit den gefallenen Temperaturen ehrlich gesagt etwas schleifen lassen. Die Heizungen laufen nicht mit voller Leistung, um Kosten zu sparen“, erzählt der Inhaber. Im Frühjahr, wenn es etwas wärmer wird, wolle er vielleicht weitermachen.