Der Vorfall in Idar-Oberstein hat in Deutschland für einen Schock gesorgt. Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei habe dort ein 49-Jähriger auf einen 20-jährigen Kassierer in einer Tankstelle geschossen. Der kam dabei ums Leben. Der Auslöser: Wohl habe der Kassierer den 49-Jährigen zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass er den Verkaufsraum der Tankstelle nicht ohne Mund-Nasen-Bedeckung betreten dürfe. Darüber soll sich der Tatverdächtige geärgert haben und später wieder zurückgekehrt sein. Dieses Mal jedoch mit einer Schusswaffe.

In der Tankstelle

Harry Stocker ist zuständig für die Ran-Tankstelle beim Krankenhaus. Hier steht am Mittwoch-Vormittag Elisabeth Schneider hinter der Kasse. Die Sonne scheint, vereinzelt kommen Kunden ins Geschäft. Alle tragen wie selbstverständlich auch eine Maske. Gesprochen haben die beiden über den Vorfall in Rheinland-Pfalz. Aber hat er auch irgendwelche Folgen für Stocker und sein Team in Donaueschingen? „Natürlich spricht man darüber“, sagt Stocker. Dass die Sache jedoch für großes Grübeln in der Tankstelle sorgt, das sei nicht der Fall: „Wir haben unabhängig von Corona regelmäßig Kunden, mit denen es Probleme gibt. Unsere Devise ist daher, immer deeskalierend aufzutreten.“ Die Tankstelle hat bis 22 Uhr geöffnet. Freitags um 21 Uhr tauchen dann regelmäßig auch Leute auf, die potenziell Ärger bedeuten. Was die Mund-Nasen-Maske betreffe, weise man die Kunden entsprechend darauf hin, wenn die Situation allerdings eskaliere, poche man nicht auf Durchsetzung des Rechts: „Wir sind nicht das Ordnungsamt und haben auch keine Befugnis, irgendwie körperlich zu werden.“ In der Tankstelle sei man auch Angriffspunkt für Überfälle, „und da ist kein Platz für Heldentaten.“

Das könnte Sie auch interessieren

Sicherheitsdienst schaut regelmäßig vorbei

Es gebe einen privaten Sicherheitsdienst, der regelmäßig bei der Tankstelle vorbeischaue: „Und der ein- oder andere Kandidat ist natürlich auch schon bekannt dafür, Ärger zu machen.“ Dann voll durchgreifen zu wollen, das bringe nichts: „Man hat gesehen, wie schnell das eskalieren kann“, sagt Stocker. Auch hier habe schon der ein- oder andere Kunde wegen der Corona-Verordnung getobt: „Eingreifen soll dann das Ordnungsamt.“ Zudem sollen die Mitarbeiter direkt die Polizei hinzuziehen, sollte irgendwas sein. „Wir verfallen jetzt aber nicht sofort in Panik.“

Polizisten sichern am frühen Sonntagmorgen eine Tankstelle in Idar-Oberstein. Ein Angestellter hier in der Nacht zuvor von einem mit ...
Polizisten sichern am frühen Sonntagmorgen eine Tankstelle in Idar-Oberstein. Ein Angestellter hier in der Nacht zuvor von einem mit einer Pistole bewaffneten Mann erschossen worden. | Bild: Christian Schulz/Foto Hosser/dpa 

In den Gaststätten

Gäste oder Besucher eventuell auf so etwas hinzuweisen, das muss auch in Donaueschingen hin und wieder gemacht werden. Wie geht man in der Stadt damit um, nachdem es in Rheinland-Pfalz zu solch einer blutigen Eskalation gekommen ist? „Es gibt schon extreme Gegner“, sagt Güney „Chicco“ Birdüzer. Der Pächter des Donaueschinger Parkrestaurants mit Biergarten und Minigolf-Anlage habe auch schon zwei- bis dreimal Leute nach Hause schicken müssen: „Da bekommt man dann Sprüche zu hören, dass das System die Diktatur sei.“ Birdüzer respektiere jede Meinung, aber wer so denke, müsse sich der Situation bewusst sein, „dass er hier mit meiner Existenz spielt.“

Was in der Tankstelle passiert sei, sei „sehr schlimm.“ Darüber habe sich Birdüzer sehr den Kopf zerbrochen: „Wo sind wir denn langsam?“ Man lebe hier auf der Baar „Gott sei Dank in einer kleinen Ecke. Und man kennt sich. In der Großstadt sieht das nochmal anders aus.“ Passieren könne so etwas allerdings jedem. „Da bekommt man Angst.“ Insgesamt sei Birdüzer mit seinen Gästen jedoch sehr zufrieden, auch bei den Veranstaltungen: „Sehr viele sind bereits geimpft oder genesen.“ Sein Traum sei eine Rückkehr zur Normalität: „Ich möchte meine Gäste wieder umarmen können.“ Er traue Medizin und Forschung und hoffe, dass es so wieder normaler wird: „Und dass nicht immer über das gleiche Thema gesprochen wird.“

Auch im Biergarten des Parkrestaurants mussten Besucher des Platzes verwiesen werden, weil sie sich nicht an die Corona-Regeln halten ...
Auch im Biergarten des Parkrestaurants mussten Besucher des Platzes verwiesen werden, weil sie sich nicht an die Corona-Regeln halten wollten, sagt Wirt Güney Birdüzer. | Bild: Simon, Guy

Keine Probleme

Für Christian Köster von den beiden Twist-Lokalen ist die Sache kein Thema: „Und wir machen es bei uns auch zu keinem.“ So tragisch und dramatisch der Fall auch sei, durch verschiedene Verbrechen käme es immer wieder zu Todesfällen: „Trotzdem werden jetzt die Tankstellen sicher Probleme haben, ausreichend Mitarbeiter zu finden.“ In seinen Lokalen habe Köster auch keine Probleme mit Verstößen gegen die Corona-Verordnungen: „Wir haben da gar keine Diskussionen. Das ist bei uns kein Problem.“ Wie Köster sagt, habe das sicher auch mit der Klientel zu tun, die bei ihm regelmäßig verkehrt.

Das könnte Sie auch interessieren