Die Alten- und Pflegeheime auf der Baar sind durchgeimpft. Zumindest bis auf wenige Ausnahmen. In der Mediclin Seniorenresidenz in Donaueschingen hat eine Corona-Infektion kurz vor dem Termin der zweiten Impfung der Sache einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mitarbeiter konnten sich beim Kreis-Impfzentrum ihren Schutz noch abholen, die Bewohner müssen einige Monate warten, bis wieder ein Impfteam bei ihnen vorbeischaut.

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In den anderen Heimen im Städtedreieck konnten die Impfungen allerdings wie geplant ablaufen, mittlerweile haben alle auch die zweite Dosis erhalten. Ein Großteil der Bewohner hat sich für die Impfung entschieden, beim Personal zeigte sich ein anderes Bild. Entsprechend dem gesellschaftlichen Schnitt haben sich nicht alle Pflegenden dafür entschieden, lediglich etwa 40 bis 50 Prozent. Hat sich in den Heimen nun dennoch etwas verändert, gibt es etwa bereits Lockerungen?

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Trotzdem wird weiter getestet

„Bedingt durch Corona wurde ein Teil bei uns im Heim geimpft, ein Teil noch nicht“, sagt Markus Bonserio, neuer Leiter des Donaueschinger Altenheims St. Michael. An den geltenden Maßnahmen, um ein Eindringen des Virus in die Einrichtung zu verhindern habe sich indes trotz Impfung nichts geändert: „Wir sind trotzdem mit Mund-Nasen-Maske unterwegs. Und es wird trotzdem mehrfach die Woche getestet“, erklärt er.

Markus Bonserio, Heimleiter St. Michael Donaueschingen
Markus Bonserio, Heimleiter St. Michael Donaueschingen | Bild: St. Michael

Es gebe aktuell noch keinen gravierenden Unterschied festzustellen. Ganz richtig ist das jedoch nicht. Zumindest auf Verwaltungsebene gibt es einen: „Für mich ist es befriedigend und beruhigend“, sagt der Heimleiter. Und ein Stück weit gebe es auch wieder Planungssicherheit. Sie war eines der ersten Opfer der Corona-Krise.

Offene Fragen

Dennoch gebe es weiter offene Fragen. Etwa, inwieweit die Impfung eine Übertragung der Krankheit verhindert: „Was, wenn ein Geimpfter positiv getestet wird. Kann er dann über die Aerosole weitere Menschen anstecken?“ Außerdem: „Wann und wie geht es mit der nächsten Impfrunde weiter?“ So habe sich etwa eine Bewohnerin während des Impfens im Krankenhaus befunden: „Sie muss dann ins Kreis-Impfzentrum. Das ist kein Problem, aber wir können das nicht für alle anbieten“, sagt Bonserio.

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Der ein- oder andere Mitarbeiter hatte nach der zweiten Impfung mit heftigeren Reaktionen zu kämpfen: „Ich selbst habe mich danach matt gefühlt“. Lediglich bei wenigen sei es so gewesen, dass sie mit stärkeren Krankheits-Symptomen zu tun gehabt hatten. „Das war jedoch überschaubar.“ Reaktionen gab es dabei vorwiegend beim Pflegepersonal, nicht bei den Bewohnern.

Viele Hoffnungen

„Viele haben sich wohl erhofft, nach der Impfung ohne Maske und ohne Tests wieder zu Besuch ins Heim zu kommen“, beschreibt Bianca Braunersreuther, Leiterin des Bräunlinger Seniorenzentrums. Das sei jedoch nicht der Fall. Die Hygiene-Vorschriften gelten auch weiterhin. Die Bewohner haben das Impfen gut vertragen, „sie sind wirklich alle putzmunter.“ Und auch den Mitarbeitern gehe es soweit gut. Dort sei es jedoch vereinzelt zu Reaktionen wie etwa Kopf- und Gliederschmerzen gekommen. Wie genau das Impfprozedere zukünftig ablaufen werde, das wisse man noch nicht.

Bianca Braunersreuther, Leiterin AWO-Seniorenzentrum Bräunlingen.
Bianca Braunersreuther, Leiterin AWO-Seniorenzentrum Bräunlingen. | Bild: Lutz Rademacher

Vorerst keine Lockerungen

Im Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheim fühle man sich jetzt sehr gut geschützt, sagt Leiter Markus Komp. Zumindest alle Bewohner seien seit dem 4. Februar geimpft. Bei den Mitarbeitern sehe das mit rund 40 Prozent anders aus, entspreche jedoch dem gesellschaftlichen Trend. Auch wenn Komp in diesem Punkt gerne etwas mehr Beteiligung gesehen hätte.

Markus Komp, Heimleiter, Fürstlich Fürstenbergisches Altenpflegeheim in Hüfingen
Markus Komp, Heimleiter, Fürstlich Fürstenbergisches Altenpflegeheim in Hüfingen | Bild: Roland Sigwart

Auch in Hüfingen wird es vorerst keine Lockerungen geben: „Es gibt weiter begrenzte Besuchszeiten und Besucher müssen getestet werden, bevor sie zu uns ins Heim kommen“, erklärt Komp. Für die Maßnahmen gebe es jedoch „vollstes Verständnis“. „Wir haben im Haus ein konstruktives Klima.“ Über die digitale Hauszeitung werden die neuesten Informationen an die Angehörigen weitergegeben. „Das ist gerade in der Pandemie für uns eine gute Möglichkeit, zu kommunizieren.“

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Wie geht es weiter?

Jetzt gehe es um die weitere Perspektive: „Wir belegen auch nach und wollen natürlich, dass neue Bewohner schnellstmöglich beim Kreis-Impfzentrum einen Termin bekommen. Unser Ziel ist klar, dass jeder geimpft ist“, sagt Komp. „Viel wichtiger wäre uns allerdings, dass Hausärzte zukünftig impfen dürfen.“

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Trotz Impfung sei man im Heim weiter vorsichtig: „Es ist auch in der Wissenschaft noch nicht final raus, ob man trotz Impfung nicht doch als Überträger infrage kommt“, sagt Komp. Erste Hinweise zeichnen sich ab, dass es nicht so sei: „Wenn man dadurch auch nicht mehr ansteckend wäre, dann wäre das sensationell.“ Man habe in der Einrichtung mittlerweile auch vereinzelt Antikörper-Tests gemacht, wobei ein sehr guter Schutz festgestellt wurde: „Über 90 Prozent. Das beruhigt enorm.“

Einzelne Mitarbeiter hatten nach der Impfung mit Reaktionen zu tun: „Leicht fiebrig und ein bisschen kaputt.“ Entsprechende Reaktionen seien jedoch ein gutes Zeichen: „Das Immunsystem funktioniert und wird getriggert.“

Der Alltag ist weiter gleich

Auch im Wohnpflegezentrum Donauresidenz habe sich noch nichts verändert, der Alltag laufe weiter wie bisher, erklärt Heimleiter Reiner Krummradt: „Wie lange es dauern wird, bis es tatsächlich Veränderungen geben wird, ist unklar.“ Mit den Besuchen werde alles wie bisher geregelt: „Bis wir noch nicht den vollen Schutz haben, setzen wir hier auch auf Vorsicht.“

Reiner Krummradt, Heimleiter Wohnpflegezentrum Donauresidenz.
Reiner Krummradt, Heimleiter Wohnpflegezentrum Donauresidenz. | Bild: Manfred Beathalter

Die zweite Impfung erfolgte in der Donauresidenz am 24. Februar. Überraschenderweise haben sich noch kurz vor der ersten Impfung weitere Mitarbeiter dazu entschieden, sich auch impfen zu lassen: „Es waren dann doch mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter dazu bereit“, sagt Krummradt. Von den 32 Bewohnern wurden vier nicht geimpft.

Bislang keine Infektion

Im Heim habe man bislang nicht mit einer Corona-Infektion zu tun gehabt: „Nach wie vor waren wir nicht betroffen“, sagt der Heimleiter. Er könne sich vorstellen, dass danach in einer Einrichtung das Sicherheitsbedürfnis noch mal gesteigert werde. „Wir sind trotzdem nicht unvorsichtig.“ Nach der zweiten Impfung habe es auch stärkere Reaktionen gegeben: „Ich selbst habe Schüttelfrost, leichte Temperatur und Schmerzen bekommen. Das ist jedoch durchaus normal und in diesem Fall auch positiv.“

Ein Grund mehr, den aktuellen Sicherheitsvorkehrungen treu zu sein, sei die fehlende Gewissheit, trotz der Impfung Überträger sein zu können: „Das ist gefährlich. Solange es da auch von oberster Stelle keine Freigabe gibt, sind wir vorsichtig.“