2857 Kilometer und zwölf Länder verbindet sie: die Donau. Flussrauschen, Schiffssirenen, Bootsmotoren, Industriegeräusche, Verkehrstöne, verschiedenste Sprachen, unterschiedlichste Tierlaute, Wetterphänomene – all das kann man rund um den zweitlängsten Fluss Europas hören. Diese Klänge finden sich auch in den Donaueschinger Musiktagen wieder. Denn Enrico Stolzenburg und Daniel Ott greifen dies in ihrer Komposition auf. Das Besondere an dem Projekt: die Musikvereine aus Aufen, Neudingen und Grüningen, sowie die Feuerwehrkapelle Pfohren, die Stadtkapelle und der Posaunenchor musizieren mit. Sie werden in der Innenstadt, zwischen der Quelle und dem Rathaus, zu hören sein.
Eine Art Hörspiel
„Zum 100. Jahrestag der Musiktage wollten wir etwas Besonderes machen“, erklärt Enrico Stolzenburg. In diesem Zuge habe die Stadt ihn und den Komponisten Daniel Ott angesprochen. „Wir machen das schon viele Jahre gemeinsam. Ich glaube, wir sind die Richtigen“, schmunzelt Stolzenburg. Denn der Regisseur arbeite gerne mit den lokalen und regionalen Ensembles zusammen. „Damit es keine Invasion von außen gibt“, schmunzelt der Berliner. Viel eher wünsche er sich den musikalischen Dialog zwischen der Region und den Internationalen. So entstand die Klanginstallation, welche als eine Art Hörspiel, 48 Minuten den Fluss in die Stadt bringe. Dabei wird als ein großes Finale mit den 180 Musikern ein Tutti am Rathaus gespielt.
Eine Fleißarbeit
„Wir sind schon seit anderthalb Jahren im Kontakt mit den Musikern und sie proben seit März“, erklärt der Komponist Daniel Ott. Und noch länger sei die Vorbereitung für das Stück „Donaurauschen – Transit und Echo“. Denn der Fluss habe eine wichtige Bedeutung für Europa und die Stadt. Außerdem werden durch Lautsprecher Zuspielungen aus den Donauländern zu hören sein. „Die Komposition war eine Fleißarbeit“, so Ott, denn er habe die Stimmen in verschieden Schwierigkeitsgraden geschrieben.

Das Verrückte gewöhnt
Das kann der Dirigent der Stadtkapelle Donaueschingen bestätigten: Zwar seien die Noten speziell, aber an sich sei die Partitur nicht zu schwer, sagt Christian Feierabend. „Doch die Absprachen sind sehr wichtig“, erklärt er. Auch müsse man die Töne richtig artikulieren. „Man muss sich da rantasten und die Stücke einfach ausprobieren.“ Für die Stadtkapelle ist es das dritte Projekt im Rahmen der Musiktage.
Zwei der Auftritte fanden unter Dirigent Feierabend statt. „Das Orchester hat Erfahrung bei den Musiktagen.“ Denn vor zehn Jahren haben sie bei einem Projekt mit Müllmusik musiziert. „Mein Orchester ist also das Verrückte gewöhnt“, schmunzelt Feierabend. Dennoch seien die Musiktage jedes Mal etwas Besonderes. Zwar sei der Weg dahin speziell, doch das Ergebnis sei immer gut. „Wir machen immer gerne mit. Es macht uns Spaß“, sagt er.

Eine coole Aktion
Die Feuerwehrkapelle Pfohren nahm bereits 2006 an den Musiktagen teil, sagt der Vorsitzende Clemens Fritschi. „Es war eine coole Aktion damals.“ Denn damals wie heute sei das Festival über die Grenzen Donaueschingens bekannt. „Die Partitur ist eine Herausforderung, denn man spielt nach Stoppuhr“, ergänzt Susanne Fesenmeier, Vorsitzende der Jugendkapelle. So sei es eine neue Erfahrung gewesen. „Wir haben es ertragen“, schmunzelt Fritschi. Zudem sei es toll, als erstes Dorf an der Donau den Fluss durch Musik zu interpretieren. „Das ist Motivation.“
Exakt auf die Zeit achten
„Die Musiktage sind eine Horizonterweiterung“, sagt Philipp Eschbach. Er ist der Leiter des Donaueschinger Posaunenchors. Denn man spielt Musik, welche man sonst nicht gewöhnt sei. Das Ensemble spielte bereits an einem Musiktage-Gottesdienst. Doch damals habe sich Eschbach die Stücke selbst raussuchen dürfen. „Die Komposition ist schon etwas eigenartig“, sagt er. Auch gebe es keinen Dirigenten und trotzdem müsse exakt auf die Zeit geachtet werden. „Es gibt Stellen und Geräusche, die man schon mal üben muss“, so der Leiter.