Die Jubiläumsausgabe zum 100-jährigen Bestehen der Donaueschinger Musiktage im Oktober wird Björn Gottstein noch verantworten. Dann aber gibt der 53-Jährige die Leitung ab. Im März 2022 übernimmt die Musikwissenschaftlerin und Journalistin Lydia Rilling die Verantwortung für das renommierte Neue-Musik-Festival.

Seit 2016 ist sie Künstlerische Leiterin von Rainy Days, einem noch vergleichsweise jungen Festival für zeitgenössische Musik in Luxemburg. Dort ist sie auch Chefdramaturgin an der Philharmonie Luxembourg. Als Autorin, Moderatorin und Journalistin war sie zwischen 2005 und 2016 aber auch schon für den SWR tätig. Seit 1950 liegt die künstlerische Leitung der Donaueschinger Musiktage in den Händen des Senders.

Gottstein verlässt Donaueschingen

Der Wechsel ist insofern überraschend, als der SWR-Redakteur Björn Gottstein damit seine journalistische und kuratorische Laufbahn verlässt. Er übernimmt als Sekretär des Kuratoriums die Geschäftsleitung der Ernst von Siemens Musikstiftung – einer der wichtigen Geldgeber der Musiktage.

Die künstlerische Leitung in Donaueschingen hatte er von dem im November 2014 verstorbenen Armin Köhler übernommen, der seinerseits die Geschicke der Musiktage 22 Jahre lang gelenkt hatte. Gottstein soll Köhlers Wunschkandidat gewesen sein. Köhlers Vorgänger Josef Häusler wiederum war 17 Jahre lang auf diesem Posten. Das waren bislang die Zeitspannen in der Festivalleitung.

Björn Gottstein ist aktuell Chef der Donaueschinger Musiktage. Doch demnächst wechselt zur Ernst von Siemens Musikstiftung.
Björn Gottstein ist aktuell Chef der Donaueschinger Musiktage. Doch demnächst wechselt zur Ernst von Siemens Musikstiftung. | Bild: Patrick Seeger

Gottstein geht nun also nach nur sieben Jahren. Seiner Aussage nach hätte er das Festival aber ohnehin nur bis 2025 geleitet. „So war es mit den beteiligten Institutionen abgesprochen“, teilt er auf Anfrage mit.

Zu seiner Nachfolgerin äußert er sich folgendermaßen: „Ich habe an Lydia Rilling immer bewundert, dass sie eine klare Vision verfolgt und entschlossen handelt. Es kommen in den kommenden Jahren große Herausforderungen auf die Neue Musik im Allgemeinen und die Donaueschinger Musiktage im Besonderen zu. Lydia Rilling bringt die besten Voraussetzungen mit, um diese Herausforderungen zu meistern.“

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Auch für Anke Mai, SWR-Programmdirektorin für Kultur, Wissen und Junge Formate, steht die neue Leiterin für eine „verstärkte mediale Präsenz des Festivals, die die künstlerische Eroberung des digitalen Raums ausdrücklich miteinschließt.“

Lydia Rilling dürfte damit einen Weg der Öffnung gehen, den Björn Gottstein ebenfalls verfolgt hatte. Dabei geht es um Digitalisierung und neue Medien, um ein neues Andocken der zeitgenössischen Musik an die gesellschaftlichen Wirklichkeiten und nicht zuletzt um mehr komponierende Frauen im Festivalprogramm. Dass nun erstmals eine Frau an der Spitze des Traditionsfestivals steht, dürfte in dieser Hinsicht durchaus als Signal verstanden werden.