Heiße Temperaturen, Sonnenschein, exotische Musik und Strand soweit das Auge reicht – möglicherweise eine Traumvorstellung vieler Menschen. Die Donaueschingerin Angelina Melzer befindet sich im Augenblick auf Weltreise. Der auschlaggebende Punkt für ihre Entscheidung sei der Tod ihres Vaters im Juni 2019 gewesen, sagt die 29-Jährige. „Das hat viel in mir wachgerüttelt und ich wollte eine Veränderung“, so Melzer.

Der Wunsch nach dem Reisen sei schon immer da gewesen, doch letztlich sei es eine kurzfristige Reaktion nach einem aufreibenden Jahr gewesen. Dann habe sie im September 2019 alles in ihrer Heimat aufgegeben, ihre Arbeit sowie ihren Mitvertrag gekündigt. „Mein Umfeld war nach der Nachricht erst mal schockiert“, sagt sie. Insbesondere für ihre Mutter sei ihre Entscheidung schlimm gewesen, auch ihr Arbeitgeber sei sehr überrascht gewesen.

Angelina Melzer in Mexiko: „Es gibt so viele Gründe, glücklich zu sein“, steht auf dem Graffito.
Angelina Melzer in Mexiko: „Es gibt so viele Gründe, glücklich zu sein“, steht auf dem Graffito. | Bild: privat

Im März des vergangenen Jahres fuhr die 29-Jährige mit einem Rucksack und einem Einweg-Ticket zum Flughafen. „Der erste Stopp meiner Reise war Thailand, ich bin in Bangkok gelandet“, sagt Melzer. Die Schnelllebigkeit der Metropole habe sie beeindruckt; danach sei sie auf einige thailändische Inseln, gen Meer. „Doch dann kam Corona und machte mir einen Strich durch die Rechnung.“

Die Furcht vor Corona fährt mit

Sie habe sechs Monate aufgrund des Virus in Thailand festgesteckt. Die Corona-Maßnahmen in Thailand seien aber recht locker gewesen: „Wir mussten zwar Masken tragen, aber Bars, Restaurants und Läden waren regulär geöffnet“, schildert Melzer. Sie habe Furcht vor Corona. Außerdem begegne man momentan nur wenig anderen Touristen.

Im Land habe sie zudem ein prägendes Erlebnis gemacht, wie sie erzählt: „Ich hatte einen Rollerunfall im Mai und musste daraufhin ins Krankenhaus.“ Im Krankenhaus habe sie viel Hilfsbereitschaft erfahren. Eine Herausforderung in Thailand sei die Sprachbarriere gewesen, „denn mit Englisch kommt man nicht immer weit.“

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Ob sie einen Kulturschock hatte? Es sei zwar eine Umstellung gewesen, aber sie sei dieser gegenüber offen gewesen. So wurde sie auch herzlich von den Einheimischen begrüßt – „auch wenn ich mit der hellen Hautfarbe immer als wohlhabend abgestempelt wurde und somit immer einen teureren Preis zahlen musste“, sagt die 29-jährige schmunzelnd.

Die nächste Etappe sei ein kurzer Besuch in der Heimat gewesen, so Melzer. „Ich wollte meine Mutter überraschen, denn sie hat ihren 50. Geburtstag gefeiert.“ In Deutschland habe sich ihr bestätigt, dass sie sich in diesem Land nicht mehr heimisch fühle. Im Laufe ihrer Weltreise möchte Melzer eine neue Heimat finden, „einen Ort, wo ich Wurzeln schlagen kann“. Sie reiste im August auf die griechischen Inseln Kreta und Heraklion. Sie schwärmt vom griechischen Wetter und der Natur. Dieses Gefühl habe ihr die Richtigkeit ihrer Reise bestätigt.

Mit dem Roller fährt Melzer durch die Natur Thailands. Dieses Foto entstand kurz vor ihrem Rollerunfall.
Mit dem Roller fährt Melzer durch die Natur Thailands. Dieses Foto entstand kurz vor ihrem Rollerunfall. | Bild: privat

Es zog sie nach Lateinamerika, nach Mexiko. Denn dort sei die Beantragung des Visums problemlos, sagt Melzer. Zudem könne man dank des Visums 180 Tage bleiben. „Dadurch kann ich die mexikanische Kultur voll ausschöpfen.“ Von dem Coronavirus spüre sie in Mexiko ebenfalls wenig. „Ich fühle mich hier viel freier als in Deutschland„, sagt sie. Zudem seien die mexikanische Kultur sowie die exotische Landschaft sehr reizvoll. Deswegen peile sie als nächsten Stopp das Land Belize an, das an Mexiko angrenzt.

Suche nach einer neuen Heimat

Wie es danach weitergeht? Sie habe keine feste Route, denn sie wolle ihrem Gefühl folgen und allen Ländern eine Chance geben. „Deswegen habe ich auch keine zeitliche Grenze, denn ich möchte mich nicht einschränken.“ Doch auf ihrem Plan stehen Hawaii und eine Rückkehr nach Südost-Asien, sofern sich dort die Corona-Situation bessere. Sie sei aktuell finanziell unabhängig, sagt Melzer, lebe von Erspartem und mache sich aktuell selbstständig in Feng-Shui-Beratungen, einer Harmonielehre aus Asien.

Letztlich sei die Reise auch eine Reise in und zu sich selbst. Denn sie verbringe im Augenblick viel Zeit mit sich selbst, lerne sich dadurch selbst besser kennen. Und stelle sich die essenziellen Fragen, rund um den Sinn des Lebens.

Ob sie ihr altes Leben vermisst? „An Weihnachten war die Umstellung sehr schwierig, ich war alleine und vermisste meine Familie.“ Trotzdem sei die Reise die beste Entscheidung ihres Lebens, „denn ich wachse als Mensch und letztendlich ist Zufriedenheit alles, was im Leben zählt.“